In unserer Artikelserie zum Thema Computerspiele begleiten wir das kleine Indie-Entwicklerstudio Andarion Games aus Mainz. Heute betrachten wir einen ganz wesentlichen Erfolgsfaktor für alle Unternehmen: Die Vermarktung der eigenen Produkte.

Vielleicht sind euch in der Vergangenheit schon großformatige Werbeplakate, TV-Werbespots oder Anzeigen in Zeitschriften aufgefallen, in denen Videospiele, Konsolen oder Games-Aboservices beworben werden. Doch heute gibt es noch viele weitere und oft relevantere Kanäle für Publisher und Entwickler: Sagen euch die Namen Gronkh, Trymacs oder MontanaBlack etwas? Diese drei und viele weitere große Content Creator haben Millionenreichweiten auf Plattformen wie Youtube und Twitch. Ein wesentlicher Teil ihrer Inhalte besteht aus Videos und Streams, in denen sie Videospiele spielen und kommentieren. Dabei handelt es sich nicht per se um bezahlte Werbung, aber auch hoch lukrative Werbedeals für einzelne Titel gibt es in der Szene regelmäßig. Der Werbeeffekt speist sich nicht allein aus dem Erleben des Gameplays in Streams, sondern auch aus den Communities, in denen sich Fans der Creator organisieren. Wenn ein großer Streamer über Wochen authentisch einen neuen Titel abfeiert, geht dies an seinen Zuschauern nicht spurlos vorbei. Mitunter führt dies auch zu völlig überraschenden Dynamiken: 2020 wurden, mutmaßlich befördert durch die Einschränkungen aufgrund von Corona, zwei eher kleine Titel quasi über Nacht weltbekannt. Mehrere Wochen spielten viele Streamer international die Spiele Fall Guys und Among Us und verhalfen beiden zu einer ungeahnten Bekanntheit und Verbreitung.

Genauso spielen Werbeclips in sozialen Netzwerken, Websites und anderen Apps eine große Rolle zur Verbreitung neuer Spiele. Weniger Bedeutung haben heute Fachzeitschriften und Spieleportale, die lange Jahre die Anlaufstelle für Informationen über neue Spiele waren. Ihr Anspruch dabei ist, nach journalistischen Standards zu arbeiten. Dieser Aspekt ist in der heutigen Influencer-Landschaft hingegen sicherlich geringer ausgeprägt. So vielseitig und dynamisch die Werbewelt an dieser Stelle ist, so muss man doch festhalten: Der Eintritt in den Club der Mainstream-Spiele ist entweder sehr teuer oder ein absoluter Glücksfall.

Um zu verstehen, wie Indie-Entwickler in diesem Markt agieren und dennoch erfolgreich sein können, müssen wir die grellen Hauptstraßen der Vermarktung verlassen und auf die digitalen Seitenstraßen abbiegen. Ein Vorteil der Indies ist dabei, dass der Online-Verkauf von Spielen heute über weitestgehend allgemein zugängliche Marktplätze wie Steam oder GOG erfolgt. Die Eintrittshürde ist gering und ein kleines Hobbyprojekt kann – zumindest in wesentlichen Punkten – gleichberechtigt neben einem Blockbuster mit 9-stelligen Budgets erscheinen. Da sehr viele Spieler auf dieser Handvoll Marktplätze unterwegs sind, findet sich auch ein Nischenpublikum, das von kleinen Titeln mit besonderer Grafik oder ungewöhnlichem Gameplay abgeholt wird. Gerade eine erwachsene Zielgruppe mit viel Erfahrung mit dem Medium Computerspiel sucht oft abseits der ausgetretenen Wege nach besonderen Perlen.

Eine wichtige Rolle spielen dabei auch Spieler-Communities. Wenn möglich, ist die beste Chance auf Sichtbarkeit und Reichweite für Indie-Entwickler wie Andarion Games der Aufbau einer eigenen Fan-Basis. Präsenz auf sozialen Netzwerken und eigene Foren etwa auf Discord helfen dabei, diese Community aufzubauen und anzusprechen. Die großen Budgets der großen Anbieter werden hier mit Einfallsreichtum, Kreativität und viel Handarbeit zumindest ein klein wenig aufgewogen.

Herr Dr. Mattmann, der Gründer von Andarion Games, verrät uns: “Aktuell sind wir dabei, unsere organische, d.h. nicht werbefinanzierte, Reichweite auf Twitter auszubauen. Außerdem arbeite ich an einem englischen Discord-Server für die Community und mehr Videocontent für weitere Plattformen. Ziel ist eine möglichst konzentrierte Aufmerksamkeit zum Release in wenigen Monaten.”

Wenn die Community groß und motiviert genug ist, wird sie selbst der Hauptwerbeträger: passionierte Gamer empfehlen sich untereinander neue Titel und können als überzeugte Fans sehr stark zur Bekanntheit eines Spiels beitragen. Auch die sehr exklusive Reichweite bekannter Twitch-Streamer lässt sich so immer wieder ergattern, wenn ihre Community sich für einen neuen Titel einsetzt. In Entwicklerkreisen gibt es ein Klischee über kleine Entwicklerstudios, das besagt, dass sie in der Regel viel lieber am Produkt arbeiten, als es zeitgleich auch zu bewerben. Die wichtigste Maßnahme, so versichert uns Herr Mattmann zum Schluss, ist, schon während der Entwicklung die Werbetrommel zu rühren und die Vermarktung gleichwertig zur Spieleentwicklung zu sehen.

Wenn ihr möchtet, folgt Andarion Games doch auf Twitter – und ihr könnt live verfolgen, wie diese Strategie aussehen kann: https://twitter.com/AndarionGames

Andarion Games auf Twitch: https://www.twitch.tv/andarion_live