Heutzutage verwischen die Grenzen zwischen analogem Wettbewerb und digitaler Unterhaltung immer mehr. Das zeigt sich nicht nur in der Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren oder Sportwetten bequem über das eigene Smartphone platzieren, sondern auch in der Welt des Sports selbst.
Ein gutes Beispiel hierfür sind die neuen Regeln für den Sport, die digitale Rechte, Dopingverbote, TV-Rechte und Live-Statistiken und viele weitere Aspekte umfassen. Doch was genau bedeutet das und worauf gilt es bei all dem zu achten? Wir werfen nachfolgend einen genaueren Blick hierauf.
Physische Fairness: Neue Doping-Regularien mit alten Fragen
Eine der größten Regeldiskussionen in der Welt des Sports bleibt das Doping. Allerdings geht es hierbei mittlerweile um viel mehr als nur leistungssteigernde Substanzen. Besonders Organisationen wie die WADA verändern die Art und Weise, wie auf Doping geblickt wird.
Denn mittlerweile stehen auch Spurenstoffe, mikrobiologische Verunreinigungen sowie Übertragungen durch Kontaktpersonen im Mittelpunkt. Das Ziel? Weg von der Nulltoleranz und hin zu einer verhältnismäßigen und kontextabhängigen Ethik.
Dementsprechend sollen insbesondere Trace-Level-Grenzen, also geringste Mengen ohne Wirkung, keine Sperren mehr nach sich ziehen. Und auch Kontaminationsnachweise sollen zukünftig eine größere Rolle spielen. Wichtig hierbei? Die datengestützte Auswertung, die Longitudinalprofile statt Einmaltests umfassen soll. Dennoch sind diese Regelneuerungen erst der Anfang.
Digitales Spielfeld: Wenn Rechte, Plattformen und Algorithmen regieren
Der Sportkonsum hat sich nicht nur durch Streaming, Social Media und Datenanalysen verändert. Denn auch die Strukturen des Wettbewerbs sorgen für eine neue Art und Weise des Sportkonsums. Digitale Plattformen sind häufig deutlich mächtiger als die Sportverbände.
Und so stellen sich vollkommen neue Fragen, etwa, wem die Rechte an einem eigens gedrehten Clip von Athleten gehören. Ist es TikTok, der Sportler oder stattdessen doch der Verband bzw. Ausrüster? Oft werden Löschungen verlangt.
Zudem können KI-Systeme Bewegungsdaten auswerten, Trainingsempfehlungen abgeben und sogar Schwächen identifizieren. Das ist hilfreich. Aber was passiert beispielsweise, wenn eine KI genutzt wird, damit ein Klub das Verletzungsrisiko eines Spielers ermitteln kann und es dann gegen den Spieler verwendet?
Digitale Schiedsrichter wie die Torlinientechnik oder VAR klingen fair. Aber das gilt nur so lange, wie der zugrundeliegende Code auch von unabhängigen Gremien kontrolliert wird.
All diese Aspekte zeigen deutlich, dass KI einerseits nicht mehr aufhaltbar ist, sie aber andererseits auch eine strenge Regulierung durch objektive Kontrollgremien benötigt, um letztlich faire Ergebnisse produzieren zu können.
Die „Plattformisierung“ des Sports
Der moderne Sport ist ein digitales Ökosystem, das man anhand der Streamingplattformen, Liveticker und virtuellen Sponsoringflächen erkennt. Was zunächst praktisch und profitabel für alle Seiten klingt, birgt jedoch auch einige Risiken.
Zum einen könnte es zur Monopolbildung kommen, indem einzelne Anbieter die Übertragung für alle Ligen kontrollieren und damit den Preis selbst festsetzen können.
Zum anderen ist auch die potenzielle Zugangsbeschränkung durch Paywalls zu erwähnen. Die freie Sportkultur wird damit immer weiter eingeschränkt, wodurch Menschen mehr und mehr bezahlen müssen.
Zu guter Letzt könnten Plattformregeln gewichtiger als das eigentlich geltende Sportrecht werden. Damit hätten es die Streaminganbieter selbst in der Hand, zu entscheiden, was gezeigt werden soll.
Ein trauriges Beispiel hierfür ist die Entfernung der LGBTQ+-Symbolik bei Übertragungen in autoritären Ländern. Hierdurch verliert der Sport einen wichtigen Aspekt, für den er sonst so steht: seine Vielfalt.
Gleichberechtigung: von Gender bis Gehalt
Neben digitalen und physischen Regelveränderungen sind auch Themen der sozialen Gerechtigkeit immer wichtiger im Sport selbst.
Das beste klassische Beispiel hierfür ist die Forderung nach Equal Pay, bei der etwa Fußballerinnen die gleichen Gehälter fordern wie ihre männlichen Kollegen. Dieses Thema ist nicht nur im Sport präsent, sondern in der gesamten heutigen Gesellschaft.
Ein weiterer Aspekt ist die Trans-Inklusion, bei der Sportverbände nach Regeln suchen, um faire, aber inklusive Startbedingungen zu schaffen. Das stellt sich jedoch als ethischer Drahtseilakt heraus.
Einen Schritt früher fängt die Inklusion auch bei der Zusammensetzung der Entscheidungsgremien an. Wer macht die Regeln? Heutzutage sind es immer noch überwiegend Männer, was zu einer Dysbalance führen kann.
Fazit
Moderne Sportregeln beziehen sich lange nicht mehr nur auf den Wettbewerb, sondern auch auf soziale, digitale und wirtschaftliche Aspekte, in denen er stattfindet. Athleten werden zu Plattformbetreibern, Zuschauer hingegen zu zahlenden Nutzern. Verbände müssen sich um die Tech-Regulierung im Hintergrund kümmern.
Das alles hat zur Folge, dass sich vollkommen neue Fragen für die Zukunft stellen. Einerseits, wie viel Kontrolle Technologie im Sport haben darf und wer schlussendlich die Kontrolle über die Technologie besitzt. Zudem gehört einiges zur Beantwortung der Frage nach der Fairness dazu. Wie kann sichergestellt werden, dass alles mit rechten Dingen zugeht und wer schreibt schlussendlich die Regeln, wenn Politik, Plattformen und Co. mitmischen? In jedem Fall wird es spannend zu verfolgen sein und Gesprächsbedarf bieten.