„Wir sind im nördlichen Rheinland-Pfalz gefühlt als Unternehmer in vielen Dingen oft abgehängt“
Wir haben das erste Interview der Serie Wirtschaft mit der neuen Präsidentin der IHK Koblenz, geführt. Interviewt wurde sie von ihrem Vorgänger Manfred Sattler, der auch in Zukunft die Wirtschaftsinterviews moderieren wird. Sie hat uns unter anderem ihre größten Herausforderungen im neuen Amt verraten.
Sie sind nun seit 15 Monaten die Präsidentin der IHK-Koblenz. Was waren da so die großen Herausforderungen?
Ja, seit Januar letzten Jahres bin ich hier Ihr Nachfolger in der IHK. Meine Eindrücke sind sehr unterschiedlich. Einmal die ich von außen bekomme. Natürlich qual des Amtes wie wird die IHK von außen gesehen, wird das Amt bewertet, wie wird die Region gesehen, wie schaut man von außen auf die IHK drauf und das ist doch erfreulicher als ich sogar dachte. Weil unsere Leistungen sind dann hin und wieder doch nicht so bekannt wie wir selber denken, die sich mit der IHK eben selbst auseinandersetzen. Also da ist noch Luft nach oben. Auch nach außen fürs Image für die IHK was zu tun. Und für die Leistung präsent zu machen. Und im Inneren muss ich sagen so ein Präsidentenwechsel führt natürlich immer dazu, dass man sich vielleicht das ein oder andere nochmal neu anschaut. Ich komme aus einem mittelständischen Familienunternehmen – wie Sie wissen – und insofern waren für mich gänzlich die Strukturen neu an die ich mich gewöhnen musste. Also doch weniger Durchlässigkeit als bei uns mehr hierarchische Strukturen die ich kennengelernt habe. Weniger im Haus jetzt, da auch, aber eben auch im Außen. Was einem Amt gleich beigemessen wird, das ist schon interessant. Ich habe gemerkt die IHK Koblenz ist ein riesiger Kammerbezirk an Fläche und auch an Unterschiedlichkeit natürlich der verschiedenen Aufgabenstellungen in den Kreisen. Also hochinteressant, aber eben viel zu lernen, weil sehr unterschiedlich. (…)
Bleiben wir mal bei dem Thema Region. Das was mir in meiner Amtszeit ja sehr wichtig war, und es wird im Moment viel darüber diskutiert, welche Identität diese Region rund um Koblenz hat. Wie positioniert sich da die IHK, weil es ja nicht unbedingt deckungsgleich ist mit dem IHK Bezirk?
Ich glaube da ist der Ansatz genauso wie Sie ihn vorgelegt haben. Wir machen ja nicht alles neu. Überhaupt nicht. Wir folgen einer guten Tradition und dem Guten was angelegt worden ist. Aber zu dem Thema Region, das liegt mir besonders am Herzen. Das habe ich auch damals in der Antrittsrede gesagt. Für mich war erstaunlich wie kritisch das ganze hier oben gesehen wird. Also wir sind im nördlichen Rheinland-Pfalz gefühlt als Unternehmer in vielen Dingen oft abgehängt. Ich will jetzt nicht sagen, hier läuft´s, obwohl wir manche Rahmenbedingungen haben, die nicht alle ideal sind. So bösartig möchte ich es gar nicht ausdrücken. Aber wir sind hier uns nicht eins. Wir haben ein tolles Gebiet, eine tolle Region und wir zeigen das so wenig.
Geht´s uns zu gut?
Manchmal habe ich das Gefühl, ja. Weil das ist Jammern auf hohem Niveau. Und als ich mich eben im ersten Jahr ein bisschen kundig gemacht habe, da hatte ich´s doch mit vielen vielen Befindlichkeitsstörungen zu tun. Also es geht darum, „die da in Koblenz die haben es immer besser gewusst und die sind so hochnäsig und die waren ja früher Regierungsbezirk und die meinen immer noch sie hätten und dabei müssten die mal zu uns kommen in die Landkreise… „ Ja, hätte hätte, davon wird nichts. Irgendwann muss man auch mal neu durch die Tür kommen und das Thema neu anfangen. Und wir würden jetzt gerne auch so einen Köpfewechsel – Sie wissen, wir haben einen neuen OB in Koblenz. Manchmal gibt das auch nochmal neuen Schwung. Wir würden es gerne mit der IHK anfassen. Auch vielleicht ein Dach drüber machen und nochmal neu die Gespräche beginnen im Ganzen. Es gibt wahnsinnig viele tolle Einzelinitiativen, aber die genügen ja nicht. Die sind Tropfen auf einen heißen Stein. Wir brauchen ein Dach oben drüber und wir müssen die Initiativen bündeln. Nur dann kann ein Schuh draus werden.
Vielen Dank Frau Szczesny-Oßing, dass Sie sich Zeit für das sehr interessante Interview genommen haben. Vielen Dank, Manfred Sattler, der das Interview in unserem Namen führte.