Auch die Aufnahme des April-Podcast fand wieder in der Stadtbibliothek Koblenz statt, die im Übrigen am 4. April ein buntes Programm zur „Nacht der Bibliotheken“ bereithält.

Diesmal sprach Krimiautor und NEXT-Moderator Dieter Aurass mit Wahl-Koblenzerin Bettina Manuela Hambuch. Eine äußerst interessante Frau, die nicht nur Schriftstellerin ist, sondern außerdem Archivarin, PR-Referentin, Inhaberin eines Schreibateliers, Content Creatorin und freie Rednerin. Es gibt also einiges zu sprechen, über ihre diversen Berufe, aktuellen Projekte und wann sie da noch Zeit findet zum Schreiben (und zum Lesen). Vor allem Koblenzer dürften ihre Bücher „Glücksorte in Koblenz“ und „Zu Fuß durch Koblenz“ kennen.

Einen Auszug des spannenden Gesprächs der beiden lest ihr hier. Das komplette Interview könnt ihr euch im Podcast anhören.

Hier der Link/QR Code zum Podcast

Ich glaube, allein über dein breit gefächertes Berufsbild könnte man lange reden. Aber wir fangen mal ganz vorne an. Was macht bitteschön eine Archivarin und was eine PR-Referentin?

Ja, das ist eine sehr spannende Frage. Das sind beides sehr, sehr vielseitige, sehr moderne Berufe, und ich versuche das mal knapp auf den Punkt zu bringen: Also Archivare sind dafür verantwortlich historische und verwaltungsrelevante Unterlagen, wie Dokumente, Fotos, AV-Medien (Anmerkung der Redaktion: Audiovisuelle Medien) aus Behörden, aus Unternehmen, aus Vereinen oder von Privatpersonen zu übernehmen  und dafür Sorge zu tragen, dass diese dauerhaft gesichert werden. Sie wählen aus diesen übernommenen Unterlagen das aus, was zum Beispiel für die deutsche Geschichte interessant ist oder dafür, dass Bürger das Verwaltungshandeln des Staates nachvollziehen können. Sie ordnen und verzeichnen diese Unterlagen, damit sie auffindbar sind, und sie sind natürlich auch diejenigen, die Forschenden helfen, diese Unterlagen zu finden und mit diesen Unterlagen zu arbeiten. Und eine PR-Referentin, die ist dafür zuständig, dass eine Behörde oder ein Unternehmen in der Öffentlichkeit ein gutes Image hat, das heißt also, wir schreiben Kommunikations- und Veranstaltungsstrategien, ich organisiere Veranstaltungen, schreibe Pressetexte. Social Media ist auch ein ganz großer Bereich – und ich habe natürlich das Glück und ich sag mal die Freude, dass ich beide Berufe in meiner hauptberuflichen Tätigkeit, nämlich im Bundesarchiv, total gut vereinen kann. Das macht mir richtig viel Freude.

Kaum zu glauben, weil du hast ja noch ein paar andere Tätigkeiten. Das ist wirklich hochinteressant, aber bevor wir auf die zu sprechen kommen, schildere doch mal bitte wie du zum Schreiben gekommen bist.

Also eigentlich wirklich erst sehr spät. Was ich schon immer gemacht habe, in der Kindheit, ich habe mir immer Geschichten ausgedacht, die aber in der Regel erzählt, und meine Eltern haben dann immer gefragt: Stimmt das oder hast du dir das jetzt wieder ausgedacht? Und nachdem ich das PR-Studium gemacht habe, habe ich die Liebe entdeckt, das auch wie sagt man immer so schön zu verschriftlichen, mich einfach hinzusetzen und zu schreiben. Was ich allerdings schon immer gerne gemacht habe, sind Briefe geschrieben, Postkarten, Glückwünsche. Also von mir gibt es aus dem Urlaub keine whatsapp, sondern da gibt es eine Postkarte. Das ist einfach so mein Ding.

Was hat es mit deinen Projekten „Augenblick mal – Mein Zuhause, meine Stadt“ und „1945, Was unsere Urgroßeltern über das Kriegsende und den Neubeginn in Koblenz erzählten“, auf sich?

Also das sind erstmal 2 Projekte, die in dieser Stadt angesiedelt sind. Beim „Augenblick mal-Projekt“ da interviewe ich Menschen, die hier in Koblenz leben oder arbeiten, die also einen sehr festen Koblenz-Bezug haben, um zu erfahren, was sie an ihrer Stadt mögen, was sie vielleicht nicht mögen, was man verändern könnte, wo sie gerne hingehen, wo ihr Lieblingsplatz ist, … und das ist entstanden aus meiner Abschlussarbeit aus der freien Journalistenhochschule, wo ich den Abschluss als PR-Referentin gemacht habe. Und zwar ist das ein Marketingprojekt gewesen. Ich wollte über die Menschen in der Stadt erzählen, wie toll Koblenz ist. Ich hätte mir gewünscht, dass es hier Fuß fasst, hat es nicht gemacht, also nicht im Bereich vom Stadtmarketing, und dann habe ich gedacht: Okay, dann setze ich es eben selber um. Es gibt einen Blog, wo diese Geschichten veröffentlicht werden. Es ist vor der Pandemie gestartet, hat dann – das muss man sagen – sehr gelitten, weil man sich auch nicht mehr treffen konnte und nimmt wieder Fahrt auf. Und diese Geschichten sind zum Teil auch im Glücksorte-Buch gelandet, diese Lieblingsplätze der Koblenzer und auch in dem zweiten Buch „Zu Fuß durch Koblenz“ ist auch ein Spaziergang davon drin …

Und dieser Blog wird denn nur von dir gestaltet und du wartest auf Zuschriften von Koblenzern, die da ihre Geschichten schildern?

Also ich schreibe die Geschichten selbst. Ich versuche, Personen zu gewinnen, die mir eben diese Geschichte in einem Interview erzählen, mir die Fragen beantworten, ich mache dann auch die Fotos zu diesem Beitrag und der wird dann mit Zustimmung desjenigen veröffentlicht. Und natürlich, wer Interesse hat und Spaß mir seine Geschichte zu erzählen, ist herzlich willkommen.

Ja, und das zweite Projekt, das ist ein sehr neues Projekt, das erst im März gestartet ist und auch vom NEXT Magazin unterstützt wird. Dort möchte ich gerne Erinnerungen festhalten an die Zeit des Kriegsendes und des Neubeginns in Koblenz anlässlich eben des 80. Jahrestages. Aber eben nicht von denen, die es erlebt haben, weil sehr schwierig ist, sondern von der Enkelgeneration. Was hat die Großmutter erzählt? Manche leben ja noch. Und wo es dann eben auch noch Gespräche geben kann. Ich will das generationsübergreifend verbinden. Diese Geschichten, das können kurze Geschichten sein, lange Geschichten, vielleicht mit einem Foto dazu, der Person, die diese Geschichte erzählt hat, oder einem Ort, wo dieses Ereignis stattgefunden hat. Und dann werde ich versuchen, diesen Ort aus der heutigen Perspektive darzustellen, damit man auch sieht: Was hat sich verändert, was haben wir geschafft, wo stehen wir heute. Ich freue mich auf viele Geschichten und gebe auch Hilfe, wenn jemand sagt, ich kann das nicht selbst schreiben, (…)

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Save the date: Bettina Manuele Hambuch liest am 6. April, 15 Uhr auch im Rahmen des Literaturcafé im Theater Mittelrhein, Eintritt 7 Euro