Auch in dieser Folge haben wir uns mit einem äußerst interessanten Gast unterhalten. Stefan G. Rohr, vor 68 Jahren in Flensburg geboren, lebt heute in Bad Ems. Er hatte schon einige Berufe in seiner Laufbahn inne. Doch seit einiger Zeit hat er das Schreiben zum Beruf gemacht. Wie wichtig Lebenserfahrung für seine Geschichten ist, erzählt er uns ebenso wie es mit Selfpublishing klappen kann.
Einen Auszug des äußerst aufschlussreichen Gesprächs zwischen Moderator Dieter Aurass und Stefan G. Rohr lest ihr hier. Das komplette Interview könnt ihr euch im Podcast anhören.
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Bei seiner Vita ist mir tatsächlich in einer Abwandlung des bekannte Titels von Richard David Precht „Wer bin ich und wenn ja, wie viele?“ eingefallen: Wer ist er, und wenn ja, wie viele? Denn es ist schon beachtlich, welche Berufe er hatte…Erzähl´ uns bitte mal mehr darüber, was du im Laufe deines langen Lebens schon alles getan hast….
Ich finde das Intro jetzt von dir auch wahnsinnig spannend, das setzt natürlich den Bogen auch bei mir sehr hoch. Aber ich muss das sehr kurz machen. Grundsätzlich wollte ich Musiker werden und das wollte ich schon sehr früh. Ich habe also mit 6 Jahren angefangen Gitarre zu spielen und habe glaube ich mit 10 Jahren mein erstes Lied komponiert, in einem Englisch, das es noch gar nicht gab. Ich habe eher Laute nachgemacht. Ich habe übrigens auf dem WC im Elternhaus gespielt, weil da die Akustik so gut war. Aus diesem Gedanken entwickelte sich natürlich der Wunsch des Berufsmusikers, der natürlich sehr, sehr schwer zu erreichen war. Ich habe sehr viel Musik gemacht, habe auch auf großen Festivals gespielt, als 17, 18 jähriger war ich auch relativ bekannt in Bands. Ich habe unter anderem Aufnahmen in den Studios Abbey Road gemacht, in den „Beatles Studios“, habe mit Tony Sharon auf der Bühne gestanden unter anderem… Ja, und dann kam was ganz anderes. Da kam die Bundeswehr, etwas, was heute schon in Vergessenheit geraten ist: Man wurde eingezogen in unserer damaligen Zeit, die berühmte Wehrpflicht. Ich wurde eingezogen zur Marine, diente als Marinematrose erst einmal unter der Wehrpflicht, dann überzeugte man mich, dass ich Offizier werden sollte, und sie boten mir ein Studium der damals noch ganz unbekannten Informatik in München an. Und ja, so wurde ich dann Marineoffizier mit dem schönen Enddienstgrad Oberleutnant zur See. Die Meldung eines Dienstgrades folgt mit Nachnamen und naja, mein Nachname ist relativ einfach zu merken, Oberleutnant zur See Rohr und wenn ich das natürlich mit Absicht öfter mal sehr schnell zusammengesprochen habe, gab es immer unheimliche Verwunderung am Tisch hin bis zu derben Ansprachen, ob ich die Leute dann auf den Arm nehmen wollte.
Da wärst du ja besser im U-Boot gelandet.
Ja, aber da kann man nicht grüßen. (lacht) Danach bin ich von der NATO rausgekauft worden. Das gibt es tatsächlich. Ich habe auch jemanden getroffen, dem das auch mal passiert ist. Obwohl das der einzige in den langen Jahren war, der tatsächlich von der Bundeswehr für die NATO frei und rausgestellt wurde. Ich habe dann für ein großes amerikanisches Unternehmen, für die NATO und NATO-Projekte gearbeitet. Höchste Sicherheitsstufe, du weißt Dieter, was das bedeutet…
Das ist ja eigentlich, wovon wir Autoren dann auch zehren, dass wir das Leben erlebt haben, viel gesehen, viel erlebt haben, und da gibt es dann immer wieder Anekdoten, die einen zu bestimmten Themen animieren…
Das ist richtig und vor allen Dingen erlebt man da eine Unmenge an Charakteren und die sind es,
die mich immer besonders reizen beim Schreiben. Ich möchte gerne auch die Charaktere beschreiben. Ich gebe mir sehr viel Mühe und Zeit, diese Menschen, um die es geht, die Protagonisten, in den jeweiligen Büchern auch so zu beschreiben, dass ein Bild entsteht, dass eine Figur entsteht, die aus dem Leben gegriffen, aber die auch tatsächlich real existieren kann und die man sich vorstellen kann, in all ihrer Kauzigkeit oder Kantigkeit. Das bringt mir besonders Spaß.
Und das hast du ja. Da kannst du ja dann auch aus dem Vollen schöpfen, das heißt, die Charaktere, die du beschreibst, die gab es wirklich.
Ja, ich habe auch schon böse Anrufe begonnen. Aber das ist eher freundlich böse gemeint gewesen: „Sag mal, das bin ich doch da, den du da verarbeitet hast.“ Aber dir geht es ja nicht anders mit deinen Beispielen oder mit deinen Geschichten…
Ja, ist ist ähnlich. Seit wann schreibst du beziehungsweise seit wann veröffentlichst du Bücher?
Also das Schreiben habe ich schon sehr früh angefangen. Es fing schon an mit Texten für die Musik, das ist ja auch schreiben, zwar Lyrik, aber es ist schreiben. Und man muss in jedem Lied und dem Text, den man verarbeitet, ganz besonders passend etwas in einer sehr kurzen Form sehr präzise auf den Punkt bringen, sonst ist es wischiwaschi. Wir kennen ja große Texter, die das hervorragend können. Da habe ich im Prinzip angefangen zu schreiben. Ich habe dort viel versucht, auch mal in Richtung Belletristik, aber habe das aufgegeben. Gottlob sage ich heute, weil ich glaube, dass man zum Schreiben eine gewisse Lebenserfahrung braucht und diejenigen, die mit 17 oder mit 22 Jahren ein Buch beginnen, da muss schon sehr, sehr viel Begabung dahinter stehen, dass das dann auch was wird.