„Ein Schwerpunkt den ich sehe für meine Arbeit ist auch das Hinführen. Also junge Menschen zu ermutigen an die Hochschulen zu gehen, zu studieren, wissenschaftlich tätig zu sein, wenn das ihr persönlicher Weg ist, an dem sie Spaß haben, an dem sie sich entfalten wollen und genauso auch junge Menschen an die Kultur heranzuführen.“
Wir haben den Kulturminister Prof. Dr. Konrad Wolf in Neuwied im Rahmen der Pressekonferenz zur Eröffnung des Kultursommers 2018 getroffen und uns unter anderem mit ihm über seine Aufgaben als Kulturminister und das Programm, das die Besucher vom 27. bis 29. April 2018 in Neuwied erwartet, unterhalten.
Als studierter Physiker haben Sie nun die Funktion seit 2016 sich u.a. um die Kultur des Landes zu kümmern. Ist das für einen Wissenschaftler nicht ein großer Spagat?
Ja, die Frage ist mir oft gestellt worden am Anfang meiner Amtszeit und ich habe dann auch immer geantwortet- weil es tatsächlich auch so ist – die beiden Bereiche passen im Grunde sehr gut zusammen. Weil wir sowohl in der Wissenschaft als auch in der Kultur sehr viele sehr engagierte Menschen haben, die sehr kreativ sind und die ihren Freiraum brauchen. Dieser große Freiraum, das Anstoßen durch Fördern von Seiten der Politik aber dann auch die Freiheit gewähren sich selbst zu entfalten. Das ist in der Wissenschaft ganz entscheidend und die Menschen dort bearbeiten ja auch Themen für die sie sich selbst entschieden haben. In denen auch ganz viel Herzblut steckt. Und das ist genauso in der Kultur. Also es sind zwar – wenn man so will – im Ergebnis der Arbeit ganz andere, aber der Prozess des Erarbeitens, die Art und Weise wie Menschen in diesem Bereich arbeiten, der Freiraum, die Kreativität – wenn auch ganz anders ausgeformt, ganz anders realisiert, das ist in beiden Bereichen sehr ausgeprägt. Und die Aufgabe von Politik ist in beiden Bereichen auch die Ermöglichung. Das ist das eine den Freiraum zu schaffen dass Kultur möglich ist und dass Wissenschaft möglich ist, aber ein Schwerpunkt den ich sehe für meine Arbeit ist auch das Hinführen. Also junge Menschen zu ermutigen an die Hochschulen zu gehen, zu studieren, wissenschaftlich tätig zu sein, wenn das ihr persönlicher Weg ist, an dem sie Spaß haben, an dem sie sich entfalten wollen und genauso auch junge Menschen an die Kultur heranzuführen. Das machen wir mit den Jugendkunstschulen, das machen wir mit „Jedem Kind seine Kunst“ , das machen wir dadurch, dass wir auch versuchen Schülerinnen und Schüler schon während der Schulzeit ins Theater zu bringen, auch mit Bildender Kunst in Kontakt zu bringen – also nicht nur ermöglichen, sondern hinführen zur Kultur, für Kultur begeistern. Und damit auch die Kultur für die nächsten Generationen zu stärken. Das ist ein wesentlicher Teil meiner Arbeit, der mir sehr wichtig ist und auch viel Spaß macht.
Was erwarten die kulturbegeisterten Gäste des Kultursommers unter dem Motto „Industriekultur“?
Zunächst einmal hier in Neuwied – wie immer an diesem Wochenende – ein tolles Programm mit Kultur aus ganz verschiedenen Sparten. Es werden in diesem Fall auch Formate sein, bei denen man mitmachen kann, die das Motto von Raiffeisen des gemeinschaftlichen Handelns auch aufnehmen. Und dann ist es natürlich der Auftakt zu dem großen Veranstaltungsreigen des Kultursommers. Diese Veranstaltungen finden zum großen Teil auch in ehemaligen Industriefabriken oder -flächen statt, die heute Industriedenkmäler sind. Da haben wir eine ganze Reihe. Die Sayner Hütte etwa oder die Kulturfabrik in Koblenz, die Zugfabrik in Trier die Kammgarn in Kaiserslautern. Also eine ganze Reihe von historischen Industriedenkmälern, ehemaligen Fabriken, sind zu Kultureinrichtungen geworden. Und das ist ein sehr schöner Übergang eigentlich. Und zeigt sehr gut auch die gesellschaftliche Entwicklung, die wir genommen haben. Von der Industriegesellschaft des 19. Jahrhunderts hin zu einer modernen Informationsgesellschaft und Digitalisierungsgesellschaft, die eben auch Kulturgesellschaft ist. In der Breite in der es uns gelungen ist – und das ist auch die weitere Aufgabe – die Bevölkerung insgesamt mitzunehmen sich für Kultur zu begeistern und letztendlich auch in den Kulturbereich zu integrieren.
Vielen Dank Prof. Dr. Konrad Wolf, dass Sie sich Zeit für das sehr aufschlussreiche Interview genommen haben. Vielen Dank, Dirk Crecelius, der das Interview in unserem Namen führte.