„Es muss schon der Grundsatz eines so wohlhabenden Landes wie Deutschland sein, den Menschen, die in Not sind, zu helfen“
Wir haben Volker Kauder, Mitglied des Deutschen Bundestages, getroffen und uns mit ihm unter anderem über seinen Weg in die Politik, seine politischen Vorbilder, die Flüchtlingspolitik und viele Themen mehr unterhalten.
Sie blicken auf einen erfolgreichen politischen Weg zurück, unter anderem Vorsitzender der CDU/CSU Bundestagsfraktion so lang wie niemand sonst. Wo nahm all das seinen Anfang?
Nun, es nahm Anfang schon in meiner Schulzeit. Es waren die 68er Jahre, hochpolitisiert alles. Und da haben wir uns als junge Generation auch überlegt welchen Beitrag können wir in der Politik spielen. Für mich war ausschlaggebend, dass ich einmal leidenschaftlich für die Wiedervereinigung war, für ein Europa ohne Grenzen und das christliche Menschenbild zum Maßstab des Handelns genommen habe – und da ging es dann zur CDU.
Gab es politische Vorbilder?
Ja, mit Vorbildern ist es schwierig. Aber natürlich haben wir damals alle Konrad Adenauer als ersten Bundeskanzler, aber auch Ludwig Ehrhardt, der ja das Wirtschaftswunder mit auf den Weg gebracht hat, gehabt.
Egal über welche Wahlen wir reden, gibt es Parteien, die auf allzu schwere Fragen allzu einfache Antworten geben und die Ängste der Menschen versuchen zum Stimmenfang zu generieren. Wie kann man dem als CDU entgegenwirken?
Die Entwicklungen in der aktuellen Zeit in Österreich zeigen ja wess Geisteskinder solche Menschen sind. Das wird uns sicher den ein oder anderen zum Nachdenken bringen, aber ansonsten bleibt´s dabei. Wir müssen darauf hinweisen, dass was wir sagen, muss auch gemacht werden. Dann haben wir die besten Möglichkeiten, um den Menschen auch klarzumachen, wir nehmen eure Probleme ernst, wir versuchen euch zu helfen. Aber nicht alles ist so zu machen wie man es gerne hätte. Die Welt ist schwieriger und so hoff ich kann man die Menschen auch überzeugen.
Dieser Tage war auf einem Plakat zu lesen: ´“Migration tötet“. Sind wir da nicht schon im Bereich der Volksverhetzung?
(…) Wer pauschal Menschen, die geflüchtet sind, verächtlich macht oder sie attackiert, grenzt schon an Volksverhetzung. Es muss eins klar sein: Menschen, die verfolgt werden und die vor dem Bürgerkrieg fliehen, die müssen bei uns einen Aufenthalt erhalten können. Diejenigen, die nur kommen damit es ihnen besser geht, die im eigenen Land nicht verfolgt sind, können nicht bleiben. Aber es muss schon der Grundsatz eines so wohlhabenden Landes wie Deutschland sein, den Menschen, die in Not sind zu helfen. Ich sag nur ein Beispiel: ein Land wie Jordanien, das etwa 5 Millionen Einwohner hat, hat 2 ½ Millionen Flüchtlinge. Mehr braucht man gar nicht sagen…
Unser Land steht immer vor neuen und nicht kleiner gewordenen Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Welche Themen in der Tagespolitik liegen Ihnen ganz persönlich besonders am Herzen?
Die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit als der zentrale Punkt für unseren Wohlstand. Zweitens die Bildung. Wir müssen in der Bildung wesentlich mehr tun. Wenn ich daran denke, wie weit wir noch in der Digitalisierung unserer Schulen zurück sind, ist das ein zentrales Thema. Und dann hab´ ich ein Thema, dass die Freiheit betrifft: Der Mensch ist zur Freiheit geboren und zur Verantwortung für seine Mitmenschen und das zentrale Freiheitsthema ist die Religionsfreiheit. Dort wo es keine Religionsfreiheit gibt, gibt´s auch keine Freiheit – und die ist von Jahr zu Jahr mehr bedroht…
Vielen Dank, Volker Kauder, vielen Dank Johannes Fischer, der das Interview in unserem Auftrag führte.