,,Wenn wir die Lieder hören, fühlen wir uns nochmal so frei und leicht wie damals“

Wir haben Künstlerin Jasmin Wagner alias Blümchen getroffen und uns mit ihr u.a. über ihre Anfänge als Kinder- bzw. Jugendstar der Neunziger samt seiner Vor-und Nachteile, die künstlerische Pause des Projekts „Blümchen“ und ihre Zukunftswünschen unterhalten.

Im Jahr 1995 ging mit dem Song „Herz an Herz“ alles los. Die Profikarriere begann. Die 80er Jahre waren ganz stark was die Musik anging, was machte die 90er aus?

Auch die 90er waren unglaublich stark was die Musik anging. Es muss erstmal ein bisschen Zeit vergehen bis man das so wertschätzt. Es ist ja auch immer eine gewaltige Portion Nostalgie mit dabei – Bei den Achtzigern ja auch. Also als ich damals auf Achtziger-Parties gegangen bin, waren um mich herum gefühlt alte Leute, die total abgegangen sind. Ich habe die Achtziger-Jahre Musik geliebt wegen seiner Synthie-Sounds, aber auch weil viele coole Bands und Songs entstanden sind, die ich total liebe. Aber ich habe damals nicht verstanden, was die gefühlt haben. Heute sehen wir das natürlich. Wir verbinden uns alle mit unserer Jugend. Da hatten wir zwar auch Sorgen, aber es lag noch nicht so viel auf unseren Schultern. Und wenn wir die Lieder hören, fühlen wir uns nochmal so frei und leicht wie damals. Das macht die Magie aus…

Wenn man so jung so bekannt wird, hat das Vor- und Nachteile. Wie sehen die aus?

Als Vorteil sehe ich definitiv, dass man sehr viel Raum hat sich buchstäblich zu entfalten. Ich konnte viel ausprobieren. Erwachsene haben getan was ich wollte. Es war nicht so, dass ich mich anpassen musste, sondern es wurde ein System geschaffen indem ich mich irgendwie wohlfühle. Natürlich hat man aber auch mit sehr viel Druck und Verantwortung zu tun. Man hat einfach schon sehr früh einen Job. Aber das Team, das ich hatte, war von Anfang an sehr liebevoll und hat mich gut da durchgeführt. Deswegen war es eher ein Vorteil so jung zu sein, weil man komplett offen war. Ich glaube mit Mitte Zwanzig hätte mich Erfolg in diesem Sinne viel mehr beschäftigt, weil ich dann schon ein Leben gehabt hätte, da wäre vielleicht schon ein fester Freundeskreis, eine feste Beziehung gewesen, und da wäre man immer fort von dem gewesen was man eigentlich lieb hat.  Und so war alles okay. Jeder geht seinen Weg. Ich hab´ es nicht bewertet, sondern einfach gemacht.

Das Projekt „Blümchen“ erhielt fünf goldene Schallplatten, Top-Ten Hits in Deutschland, Österreich, Schweiz – ein unglaublicher Erfolg endete zumindest zeitweilig im Jahr 2001. Wie kam´s dazu „Blümchen“ ruhen zu lassen?

Ich glaube es hat sich irgendwann einfach alles wiederholt. Also jedes Jahr ein neues Album, eine neue Tour, ein weiteres Land, das wir erobert haben. Ich will nicht undankbar sein, aber ich habe mich mit 21 gefragt: „Ist das alles?“ Ich hätte auch gerne mal wieder Zeit Dinge zu tun die meine Freunde machen. Ich bin dann erstmal nach Indonesien, habe surfen gelernt, war backpacken. Also auf einmal wurden die normalen Sachen total attraktiv. Dann dachte ich auch, dass es mit der Prominenz von Blümchen gegessen war. Aber ich habe dann gelernt offensichtlich noch immer eine Person des öffentlichen Interesses zu sein und durfte tolle Sendungen moderieren. Ich war Deutschlands jüngste Primetime Moderatorin, durfte Thomas Gottschalk von der Disney Filmpremiere ablösen. Also es gab irre viele tolle Jobs und Möglichkeiten für mich – und dass ich das nach 10 Jahren am Theater und nach 18 Jahren Bühnenabstinenz mit Blümchen-Songs nochmal machen würde, hätte ich selbst nicht für möglich gehalten.

Was wünschen Sie sich als Künstlerin für die Zukunft?

Im Moment bin ich echt happy. Ich wollte nach 10 Jahren am Theater, wo die Prozesse durchaus schwer sind, Leichtigkeit, Spaß und Liebe einbringen. Das hab´ ich – das ist bestimmt auch noch gut für eins bis zwei Jahre… Ich merke, dass es mir Spaß macht musikalisch weiter zu forschen. Ich habe diesen Sommer mit David Hasselhoff die Single „Summer go away“ rausgebracht. Mal gucken was noch musikalisch passiert…ich surf´ diese Welle jetzt erstmal weiter…

Vielen Dank Blümchen, vielen Dank Johannes Fischer, der das Interview in unserem Auftrag führte.