„Die Theologie sagt ja: die Kirche ist ein Zeichen dieser Welt und ein Werkzeug…“

Das Magazin NEXT hat sich mit Bischof Dr. Ackermann in Trier getroffen und sich mit ihm unter anderem über seine Entscheidung, Gott und der Kirche zu dienen, seine Priesterweihe und den Platz von Gott und Glauben in der heutigen Zeit unterhalten.

Ich möchte mich am Anfang unseres Gesprächs auf einen Tag in Ihrem Leben beziehen, der für Sie besonders gewesen sein muss: Der Tag als Sie die Priesterweihe empfingen. Was für Erinnerungen haben Sie speziell an diesen Tag und an die Zeit im Allgemeinen?

Das ist Ende der 1980er Jahre gewesen: 1987 habe ich die Priesterweihe empfangen in Rom. Das war natürlich ein sehr bedeutender Tag in meinem Leben – keine Frage. Wenn ich mich daran erinnere, dann kommen mir  die vielen Freunde, Verwandten und Gäste in den Sinn, die aus der Heimat nach Rom kamen, um diesen Tag mitzufeiern. Vom Gefühl her war das ein Tag, der eine besondere Dichte hat – und ich würde auch sagen: eine Wucht. Denn es geht um die Lebensentscheidung, mein Leben für Gott und die Kirche in den Dienst zu stellen. Und da geht´s ja nicht nur um einen Beruf, da geht es wirklich um das Leben in allen Vollzügen, auch in der Lebensform. Man merkt also schon das Gewicht des Tages und dieses Ereignisses. Aber ich erinnere mich auch an viele, die sich gefreut haben, dass ich diesen Schritt getan habe, die gesagt haben: Es ist gut, dass du das machst, und wir nehmen daran teil. Insofern sind da viele gute und gewichtige Erinnerungen mit verknüpft.

Diesem Tag geht ja ein innerlicher Entscheidungsprozess voraus. Wann begann in Ihnen dieser Reifungsprozess zu sagen, ich möchte Gott dienen?

Die eigentliche Entscheidung ist relativ kurz vor Theologiestudium gefallen, im Umfeld der Abiturprüfungen. Iich bin in einer Familie groß geworden, die wirklich  kirchlich ist, in einem guten, auch freilassenden Sinn – so haben meine Eltern meine Schwester und mich erzogen. Da war eine selbstverständliche Form von Bindung an den Glauben und an die Kirche. Ich war engagiert in meinem Heimatdorf, in Nickenich, in der Jugendarbeit. Und da ist  diese Idee gewachsen: Das könnte etwas sein für dein ganzes Leben. Mich hat  immer das Evangelium interessiert, und verdichtet hat sich das eben im Umfeld des Abiturs, als dann die Frage anstand, was ich studiere. Dann ist die Entscheidung gefallen Theologie zu studieren und ins Priesterseminar hier in Trier einzutreten.

Wir befinden uns in Zeiten großer medialer und digitaler Einflüsse und es scheint manchmal, dass für den Glauben und Gott im Leben der Menschen der Platz kleiner wird. Wie kann die Kirche ihren wichtigen Platz in der Gesellschaft erhalten und festigen in dieser schnelllebigen Zeit?

Zunächst einmal würde ich sagen, dass die Veränderungen, die wir erleben, natürlich mit der Digitalisierung zu tun haben, aber auch mit der Situation der Freiheit, in der wir ja hier in Westeuropa leben. Jedes Individuum, der einzelne hat Freiheitsmöglichkeiten, die es in dieser Form früher nicht gab. Das heißt: Ich kann mein Leben selber gestalten, meinen Lebensentwurf, es gibt vielfältige Bildungschancen,… Menschen nehmen ihre Freiheit wahr. Das gehört zu einem wesentlichen Zeichen unserer Zeit und das gilt natürlich auch für den Bereich der Kirche und des Glaubens. Menschen entscheiden viel stärker als früher, ob sie gläubige Menschen sein wollen, ob sie näher oder weiter entfernt zur Kirche stehen. Bei der Kirche muss man sagen: Sie ist kein Selbstzweck. Sondern die Theologie sagt ja: Die Kirche ist ein Zeichen dieser Welt und ein Werkzeug, um Menschen mit Gott oder genauer mit Jesus Christus in Verbindung zu bringen. Und das ist mein Hauptaugenmerk. Also nicht zu sagen: Wie kann die Kirche wieder gut dastehen? Sondern: Wie finden wir gute Wege mithilfe der Kirche, mithilfe dieser Gemeinschaft, dass Menschen zu Jesus und seiner Botschaft finden – das ist eine wichtige Herausforderung. Das geht aber nur, wenn die Freiheit des einzelnen respektiert wird.   

Vielen Dank, Bischof Dr. Ackermann, vielen Dank Johannes Fischer, der das Interview in unserem Auftrag moderierte.