Wir haben den geschäftsführenden Gesellschafter der Westerwald-Brauerei, Jens Geimer, getroffen und uns mit ihm u.a. über das Unternehmen als Arbeitgeber, seine Positionierung in der Region, die Erlebnisbrauerei und Zukunftspläne gesprochen.

„Wir sind stolze Westerwälder!“

Der Firmenname sagt uns schon, dass wir hier im Westerwald sind. Was verbirgt sich hinter der Westerwald-Brauerei?

Wir sind eine klassische, mittelständische Brauerei – wie es sie leider gar nicht mehr so oft gibt. Gegründet 1861 in Hachenburg hat der Gründer und die zweite Generation das Unternehmen bereits 1908 zur Westerwald Brauerei gemacht. Die Idee war bereits damals eine Brauerei für den gesamten Westerwald und die angrenzenden Regionen zu sein. Das machen wir bis heute. Mit gut 80 Mitarbeitern – davon 11 Auszubildende – sind wir hier im Markt tätig.

Kommen wir einmal zum Bier, das sie brauen. Erzählen Sie uns ein bisschen darüber!

Ja, wir brauen unser Hachenburger ausschließlich mit Aromahopfen – das ist ganz besonders wichtig und bedeutsam. Warum? Hopfen in Bier braucht man um dem Bier eine natürliche Haltbarkeit zu geben, um schönen Schaum zu haben und für das Bittere im Bier zu sorgen. Der Aromahopfen hat den Vorteil, dass er außerdem noch eine ganze Menge weitere Aromastoffe mitbringt. Der ist sehr teuer. Das macht es so kostbar und besonders – und ist für uns ein ganz wichtiger Punkt im Brauprozess. Zum Zweiten geben wir dem Bier 6 Wochen Zeit in Ruhe zu reifen. Gutes Bier braucht Zeit, sagen wir oft. Dieser Punkt ist ein sehr gewichtiger. Zum Dritten: wir kommen aus dem Westerwald wir haben unsere Rohstoffe, unser Brauwasser, hier aus unserer eigenen Quelle im Rodenbachtal. Und diese drei Sachen – zusammen mit dem Teamgeist, der bei uns herrscht – macht aus den Rohstoffen etwas ganz Besonderes, nämlich unser Hachenburger Bier.

 

Auf Ihrer Website sprechen Sie von Erlebnisbrauerei. Was meinen Sie damit?

Unser Standort ist wie eingangs gesagt, theoretisch rund um die Uhr zu besichtigen. Wir bieten Führungen an für Besuchergruppen, die durch die Brauerei gehen. Bei uns ist es so: wir sind komplett gläsern und transparent. Jeder Raum der Brauerei ist zu besichtigen, man geht mit einem Tour-Guide durch. Sie erleben hier sehend, fühlend, riechend, schmeckend den Weg des Hachenburger Bieres. Sie können aber auch Zusatzkurse buchen, wo sie zum Beispiel lernen: wie zapft man ein Bier perfekt oder wie verkoste ich ein Bier perfekt? Oder auch hier in der Brauwerkstatt lernen Sie sogar wie Sie ein richtiges Bier brauen. Sie suchen sich eine eigene Rezeptidee aus und sind zusammen mit dem Braumeister beschäftigt. Brauen einen Tag lang Ihr eigenes Bier, können das 6 Wochen später in einem kleinen Fass bei uns abholen.

Welche Auswirkungen hat die Corona-Zeit auf Ihr Unternehmen, Ihre Vermarktung und Ihre Produkte?

Die Corona-Krise trifft auch uns sehr hart. Denn – Sie können sich das vorstellen – Bier wird dann verkauft, wenn Menschen gesellig zusammenkommen. Und die ganzen Feste und Veranstaltungen entfallen, die Gastronomie ist zum zweiten Mal komplett geschlossen, wo auch entsprechend kein Bier ausgeschenkt wird. Aber auch die Vereine die gesellig zusammenkommen und nach dem Sportevent, nach der Gesangsprobe oder der Feuerwehrübung vielleicht einen Kasten Bier trinken. Auch das entfällt komplett. Das merken wir erheblich. Auf der anderen Seite verkaufen wir viel mehr Bier im Einzelhandel, denn der Heimkonsum steigt. Das wiegt aber nicht das auf, was auf der anderen Seite fehlt. Aber wir werden mit einem blauen Auge – aus heutiger Sicht – aus der Krise herauskommen. Wir waren vorher gut aufgestellt, wir sind heute gut aufgestellt. Wir haben grade auch im letzten Jahr wieder sehr viel investiert. Wir haben ein komplett neues Sudhaus gebaut – die größte Millionen-Investition, die wir je hatten. Da machen wir auch weiter. Auch in diesem Jahr folgt da vieles. Wir werden ein komplett neues Sortiment an Flaschen und Kasten in den Markt einführen, um den Standort hier zu sichern. Um die Arbeitsplätze zu sichern, holen wir die Produktion nach Hachenburg – wir haben das früher extern gemacht – das schützt die Umwelt, hilft Transporte zu vermeiden. Da freuen wir uns sehr drauf, dass es hoffentlich gut beim Verbraucher ankommen wird.

Vielen Dank, Jens Geimer, vielen Dank Manfred Sattler, der das Interview in unserem Auftrag führte.