„Das ist meine größte Sorge, dass wir die politische Stabilität in unserem Land verlieren.“
„Alle Jahre wieder“ kommt nicht nur das Christkind, sondern auch Politiker Wolfgang Bosbach zu uns ins Magazin. Den einstigen Vorsitzenden des Innenausschusses des Deutschen Bundestages haben wir im Rahmen der Spendengala von fly & help in Bonn getroffen und uns mit ihm erneut über aktuelle politische Themen unterhalten und dabei vor allem über den richtigen Umgang mit der Wahrheit gesprochen. Aber auch wie er unter anderem zur aktuellen Regierung und zur politischen Korrektheit steht, erfahrt ihr in einem Ausschnitt dieses sehr aufschlussreichen Interviews.
Das komplette Video-Interview könnt ihr euch auch digital in unserem e-Paper, online auf www.magazin-next.de/category/videos-serien oder auf unseren sozialen Kanälen anschauen.
So eine Verdrossenheit an einer Regierung haben wir eigentlich fast noch nie erlebt. Was ist der Hautgrund dafür und warum kommen die aus dieser Talfahrt nicht mehr heraus?
Als CDU-Mann könnte ich es mir einfach machen, und sagen: Ist alles die Ampel Schuld! Aber das wäre zu einfach. Wir leben in einer Zeit multipler Krisen, innerpolitisch und außenpolitisch. Wir haben doch gehofft in Europa nie mehr Krieg zu erleben. Der Ukraine-Konflikt geht jetzt schon ins zweite Jahr. Jetzt die fürchterlichen Nachrichten aus dem Nahen Osten. Wir sind in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage. Und immer mehr Wählerinnen und Wähler, Bürger haben das Gefühl die Ampel schafft es nicht. Sie geht auch nicht so ehrlich mit uns um, wie wir das erwarten, wie wir das erhoffen. Aber wenn wir an der Regierung wären, die Probleme wären ja ganz ähnlich.
Das mag sein. Aber es macht so den Eindruck, als würde man in einem Sumpf feststecken aus dem man alleine fast nicht mehr hinauskommt…
Ja, nun ich habe jetzt Christian Lindner erlebt, der sagte: Ich bin gezwungen in Berlin mit Rot Grün zusammenzuarbeiten. Noch aus der Schweiz heraus ruft er den anderen zu: Eigentlich will ich ja gar nicht, aber ich muss. Ja, aber wenn ich doch in einem Bündnis bin und trete gegen zwei an… Da sagt doch das Publikum, da stimmt ja etwas nicht. Entweder ihr seid eine Koalition oder ihr arbeitet gegeneinander. Im Moment ist es immer FDP gegen zwei.
Und da wäre das Christian Lindner Zitat angebracht: Besser nicht regieren als schlecht regieren.
Da hätte er sich besser einmal dran gehalten.
Wird eine Regierungsbildung nicht in der heutigen Zeit für die Zukunft noch viel schwieriger werden als in der Vergangenheit schon?
Ja, das haben Sie schön formuliert. Das ist meine größte Sorge, dass wir die politische Stabilität in unserem Land verlieren. Und damit auch die demokratische Stabilität. Wir haben 20 Wahlperioden. Einmal absolute Mehrheit, 19 Koalitionen. Jetzt zum ersten Mal eine Koalition zwischen drei Parteien. Das ist eine sehr wacklige Angelegenheit. Und ich traue sogar Sarah Wagenknecht zu, dass sie auch die 5 % Hürde überspringen könnte. Dann wird es ja noch komplizierter. Und die Zeit der großen Volksparteien, die 35 oder 40 % auf sich vereinen konnten, sind erstmal vorbei.
Sie sind wieder bei fly & help und Reiner Meutsch. Sind der Organisation sehr verbunden, weil…?
Das ist die Mischung aus Lebensfreude, aus Spaß und Gutes zu tun. Und Reiner Meutsch ist ein Menschenfänger. Bei dem kannst du ja gar nicht nein sagen. Der zieht den Leuten mit einem solchen Charme das Geld aus der Tasche, was dann zu hundert Prozent wirklich guten Zwecken zufließt. Hier geht keiner nach Hause und sagt: Mir tut es leid um mein Geld. Hier geht jeder nach Hause und sagt: Eigentlich hätte ich ihm mehr geben müssen.
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Und Reiner Meutsch steht für: Wir tun was!
Wir freuen uns auf unser nächstes Gespräch, spätestens im kommenden Jahr.
Vielen Dank, Wolfgang Bosbach und vielen Dank Johannes Fischer, der das Interview in unserem Auftrag führte.
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