„Bildung und Erziehung in Einklang miteinander zu bringen, das sind die Kernelemente von modernem Leadership.“

Wir haben uns mit der Koblenzer Dezernentin für Bildung und Kultur, Dr. Theis-Scholz unterhalten, unter anderem über ihre Kindheit und ihren beruflichen und politischen Werdegang in Koblenz, über die Frage, was einen guten Pädagogen auszeichnet, aber auch über die Entwicklungen im Kulturbereich nach Corona und die kulturellen Veranstaltungen über die sich die Koblenzer Besucher in diesem Jahr besonders freuen dürfen.

Das komplette Video-Interview könnt ihr euch auch digital in unserem e-Paper, online auf www.magazin-next.de/category/videos-serien oder auf unseren sozialen Kanälen anschauen.

Da Sie selbst auch aus solch einer Familie kommen. Was macht Ihrer Meinung nach eine gute Pädagogin/einen guten Pädagogen aus?

Hierzu gibt es zahlreiche Studien die belegen, dass viele Fähigkeiten und Kompetenzen der Lehrer durch eine entsprechende Ausbildung und im späteren Verlauf auch durch qualifizierte Fortbildungs- und Weiterbildungsangebote erworben werden können. Ausschlaggebend für einen guten Lehrer ist jedoch meiner Ansicht nach die persönliche Begeisterungsfähigkeit die jemand mitbringt. Dies ist insbesondere in den letzten Jahren noch einmal in den Fokus gerückt. Wichtig ist, wie man umgangssprachlich so schön sagt, ob jemand „für eine Sache brennt“. Maßgeblich ist, ob er Schülerinnen und Schüler, unabhängig vom Alter, im Unterricht fesseln und motivieren kann. Begeisterung und Interesse wecken, Leidenschaften entzünden, das zeichnet meiner Meinung nach einen guten Pädagogen aus.

Fragt man Erwachsene danach, wie sie zu ihrem Ausbildungs- oder Berufswunsch kamen, so verbinden sie dies oft mit Lehrpersonen aus ihrer Kindheit. Die Grundsteinlegung für ihre Berufswahl stammt oft aus der Schulzeit, verbunden mit einer entsprechenden Lehrperson die sie „auf den Pfad gebracht“ hat. Daher ist Begeisterungsfähigkeit neben Sympathie für Kinder- und Jugendliche eine der grundlegenden Eigenschaften für Lehrer. (…)

Nachvollziehbarerweise hat man sich mit dem Begriff „Führung“ in Deutschland schwergetan und so wurde zu meiner Studienzeit und auch noch in den Anfangsjahren meiner Ausbildung Begriffe wie „Führungsfähigkeit“ argwöhnisch betrachtet. Ich finde jedoch, dass Leadership genau das ausdrückt. Als Lehrer oder Lehrerin trägt man eine hohe Verantwortung und muss sich auch dessen bewusst sein. Gegenüber Kindern ist ein konsequentes Erziehungsverhalten wichtig und dazu gehört auch ein klares, eindeutiges Auftreten. Bildung und Erziehung ausgewogen in Einklang miteinander zu bringen ist eines der Kernelemente von modernem Leadership.

Ich würde es frei übersetzen mit „an die Hand nehmen“…

Ja, genau.

Ich darf Sie zitieren: „Die Kultur ist ein schnelles Abbild unserer Gesellschaft.“ Wie haben Sie das gemeint?

Der Kulturbereich ist ein Seismograf unserer Gesellschaft, denn gerade dort – egal in welcher Sparte – wird sehr schnell reagiert. Er ist ein guter Indikator für Veränderungen. Schnell werden aktuelle Stimmungen aufgegriffen und widergespiegelt, im Positiven wie auch im Negativen, z.B. bei gravierenden Veränderungen. Ob im Bereich Kultur, Musik, Theater, Bildende Kunst, Literatur, überall dort setzen sich Künstler hochsensibel mit gesellschaftlichen Veränderungen auseinander. Sie spiegeln diese in ihren Kunstwerken unabhängig von der Art oder des Formats wieder und ermöglichen uns dadurch hiermit eine Auseinandersetzung.

Auf welche Veranstaltungen in naher Zukunft freuen Sie sich besonders?

Wir haben eine Reihe von Veranstaltungen in der Planung auf die ich mich sehr freue: Insbesondere ist zu erwähnen, dass das bereits vor der Pandemie in Kooperation mit dem Bundesarchiv und dem Odeon-Apollo Kinocenter geplante „Cinefest“ erstmalig in Koblenz stattfinden konnte.

In den kommenden Wochen werden wir „Koblenz singt“ wiederaufleben lassen können. Eine Marke, die wir ebenfalls bereits vor Corona entwickelt haben. Wir konnten alle Akteure wieder mit an Bord nehmen und die Koblenzerinnen und Koblenz können sich bereits im Frühjahr für eine Reihe von Gesangsveranstaltungen im Rahmen von Konzerten und Chorauftritten in Koblenz freuen. Im Juni findet bereits zum zweiten Mal „StadtLesen“ auf dem Zentralplatz statt. Ich bin glücklich darüber, dass wir als Stadt Koblenz erneut ausgewählt wurden und damit unseren vielen Akteuren und Akteurinnen im Bereich Literatur eine tolle öffentliche Plattform bieten können. Welche Bedeutung Literatur für den Kulturraum Koblenz hat, wird auch dadurch deutlich, dass wir im Anschluss die Rheinland-Pfälzischen Literaturtage zu Gast haben und mit „Lesen mit Aussicht“ auf der Aussichtsplattform an der Festung Ehrenbreitstein dank der Unterstützung durch die Buchhandlung Reuffel ein ganz besonderes Literaturerlebnis zurückkehrt. Für Filmfreunde ist das „Koblenzer Ufer Kino“ im August natürlich ein echtes Highlight. Aber auch viele kleinere Formate begeistern die Koblenzer hoffentlich. Das sind die „Kulturstufen“ an den Rheintreppen und die „Kulturgärten“ auf Grünflächen des Innenstadtbereichs, um nur zwei Beispiele zu nennen. Wir haben keine Großveranstaltungen…

Vielen Dank, Dr. Margit Theis-Scholz und vielen Dank Johannes Fischer, der das Interview in unserem Auftrag führte.

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