„Es sind eigentlich zwei Herzen, die in mir schlagen. Einmal meine philippinischen Wurzeln, aber auch die deutsche Mentalität.“

Wir haben mit Dirk Schaefer, dem Vorsitzenden des Beirates für Migration und Integration in Koblenz, gesprochen. Er erzählt, wie er zu seinem Amt kam und was seine Ziele in der Arbeit mit Migranten sind. Das komplette Video-Interview könnt ihr euch auch digital in unserem e-Paper, online auf www.magazin-next.de/category/videos-serien oder auf unseren sozialen Kanälen anschauen.

Du bist seit 1980 in Koblenz tätig. Du hast hier Betriebswirtschaft studiert, bist in der Immobilienbranche tätig. Aber seit diesem Jahr ist etwas neu: Sigma Personal hat Einzug gehalten. Was ist das?

Sigma Personal war immer ein Traum von mir. Und zwar habe ich auf den Philippinen viele Menschen kennengelernt, die Krankenschwester gelernt haben oder Pfleger sind, aber leider dort keinen Job gefunden haben. Ich habe mir gesagt: Genau diese Personen brauchen wir unbedingt hier in Deutschland! Da ich mit dem Thema Migration und Integration zu tun habe, kam ich also auf die Idee, eine Firma zu gründen und diese Personen nach Koblenz zu holen.

Und was ist auf lange Perspektive das Ziel? Wohin soll das ganze gehen?

Natürlich brauchen wir für diese Personen erstmal einen Deutschsprach-Kurs. Sie lernen auf den Philippinen in einem Bootcamp jeden Tag Deutsch, übernachten dort auch für ein halbes oder dreiviertel Jahr, bis sie die B2 Stufe geschafft haben. Dann kommen sie nach Deutschland und werden hier durch uns vermittelt. Das alles auf legalem Wege, in Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur auf den Philippinen, der hier in Deutschland und einer eingetragenen Recruiting-Firma.

Schon seit 2008 bist du selbst dabei. Wie ging das ganze los? Wie kam es dazu, dass du selbst dort gelandet bist?

Ich war früher der Vorsitzende im deutsch-philippinischen Freundschaftskreis Tribong Pinoy. Wir haben Tanzveranstaltungen mitgemacht: Dabei haben wir auf dem Stadtfest philippinische und hawaiianische Tänze getanzt. Vito, der ehemalige Vorsitzende, und ich kamen dabei mehr und mehr ins Gespräch, ich habe mich bei den Beiratssitzungen dazugesetzt und habe mir die letzten Jahre gesagt: Das ist ein super Engagement, das auch zu mir passen würde! 2008 habe ich mich dann selbständig gemacht und mir so auch die Zeit dafür genommen.

Welche Themen lagen dir seit jeher besonders am Herzen?

Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich hier in Deutschland aufgewachsen bin, deutsche Ausbildung genossen habe. Und genau das möchte ich einfach zurück geben an die Migranten, die in Deutschland sind, um ihnen zu zeigen, welche tollen Möglichkeiten sie hier haben und auch bitte nutzen möchten. Davon haben beide Seiten etwas: Einmal die Arbeitswelt in Deutschland, aber auch der kulturelle Teil.

Hat sich durch die letzten Jahre – Syrien, Ukraine – die Situation für euch auch noch mal verändert?
Natürlich. Das sind Herausforderungen. Einerseits für die Stadt, da wir dem Ordnungsamt angegliedert sind und vor allem im Ausländeramt verschiedene neue Aufgaben haben, die wir bewältigen müssen. Andererseits die, sie in die Arbeitswelt zu integrieren, egal ob das sprachlicher oder kultureller Natur ist. Das heißt eben auch, dass wir den Migranten nach dem erfolgreichen Absolvieren der Sprachkurse beispielsweise auch die Ansatzpunkte des Arbeitens in Deutschland klarmachen.

Bei dem Antreten eines neuen Amtes setzt man sich ja auch Ziele. Was sind deine Wünsche und Ziele für die Zukunft?

Ziel und Wunsch ist es natürlich, nach der Pandemie von der Unsichtbarkeit wieder in die Sichtbarkeit zu rücken, dass wir und vor allem die Migrantenvereine und die Migranten wieder wahrgenommen werden: Welche Probleme gibt es? Was können wir dagegen tun? Andererseits ist der Fachkräftemangel ein riesiges Thema in ganz Deutschland. Mit dem Beirat für Migration und Integration können wir thematisieren, was hierin die Unterschiede sind. Wir können bei Verständnisproblemen beider Seiten helfen, sodass der Arbeitgeber versteht, was der Arbeitnehmer möchte und umgekehrt. Auch das Finden von Wohnräumen ist ein großes Problem, da immer noch gewisse Vorurteile in der Bevölkerung vorherrschen.

Als jemand, der so einen Weg hinter sich hat wie du: Würdest du sagen, Deutschland geht fair mit den Menschen um?

Auf jeden Fall. Erstmal muss man sagen, dass es ja von beiden Seiten kommen muss. Die Möglichkeit von Deutschland zu haben, ist gegeben. Jetzt muss der Migrant bereit sein, gewisse Aufgaben und Hürden zu meistern. Schulische, berufliche und sprachliche Ausbildung sowie der Wille, sich in die sprachliche Gesellschaft zu integrieren.

Vielen Dank, Dirk Schaefer und vielen Dank Johannes Fischer, der das Interview in unserem Auftrag führte.

Neugierig geworden? Das komplette Video-Interview könnt ihr euch auf www.magazin-next.de/category/videos-serien oder auf unseren sozialen Kanälen anschauen