„Es geht schon darum, dass wir das Rentenniveau dauerhaft stabil halten wollen, für alle Generationen.“
Wir haben den Bundesarbeitsminister Hubertus Heil bei seinem Besuch in Koblenz im Rahmen der Veranstaltung Hin.gehört. Hubertus Heil im Dialog, getroffen und uns mit ihm unter anderem über seinen Einstieg in die SPD, Hubertus Heil privat, seine Lieblings-Fußballmannschaft und über das Thema Rentenreform gesprochen. Einen Auszug dieses interessanten Interviews erfahrt ihr hier.
Ist das Ihr erster Besuch in Koblenz?
Nein, es ist nicht der erste in Koblenz und nicht der erste Bürgerdialog. Das ist ein Veranstaltungsformat das ich sehr schätze, weil wir hier über die Sache reden. Und weil es mir wichtig ist, nicht mehr Entscheidungen aus Berlin zu erklären und transparent zu machen, sondern weil ich den letzten Jahren als Arbeitsminister bei den Veranstaltungen sehr viel von dem praktischen Dingen des Lebens mitbekommen habe.
Zu Ihrer Person: Seit wann sind Sie in der SPD und warum haben Sie vor vielen Jahren, oder Jahrzehnten, die SPD als ihre politische Heimat ausgesucht?
Ich bin relativ früh politisch aktiv geworden. Ich war Schülervertreter in meiner Heimatstadt Peine in Niedersachsen. Ich fand vieles damals in der konservativen Regierung, die wir ja in den Achtzigern in Niedersachsen hatten, damals auch in Rheinland-Pfalz, vieles sehr ungerecht. Weil Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen nicht von Talent und Leistungen abhängen, sondern von ihrer Herkunft. Und habe mich dann engagiert und bin dann in der SPD eingetreten. Das hat sicher auch mit dem Elternhaus zu tun. Meine Mutter war alleinerziehend, vollberufstätig und hatte es nicht leicht, war nicht in der SPD, hat aber wahrscheinlich meist SPD gewählt und hat mich sehr geprägt. Und wie so oft im Leben das hat was mit der Vorstellung vom Leben zu tun, wie die Gesellschaft sein muss. Mein Ziel ist es, dass für alle Menschen das Leben offen ist, dass nicht die Herkunft zählt, sondern die Menschen ihren Lebensweg selbstständig und frei wählen können.
Sie haben vieles mitgemacht in den letzten Jahrzehnten. Ein Auf und Ab der SPD. Die aktuelle Politik verheißt nichts Gutes. Der Bruch der Koalition, ich zitiere Sie, das was die FDP da macht, haben Sie als schrecklich oder fürchterlich bezeichnet.
Ja, vor allem geht es mir um eins. Wir sind in einer Situation, weltweit, wo die Leute das Gefühl haben, die Welt ist aus den Fugen geraten. Mit einem fürchterlichen Krieg vor der Haustür, nach wie vor in der Ukraine. Da sterben Menschen, mit Ereignissen im Nahen Osten, mit einer Wahl in Amerika, auch mit Veränderungen in Deutschland worüber sich die Bürgerinnen und Bürger Sorgen machen. Und für mich ist wichtig, dass man vor Verantwortung nicht wegläuft. Wenn man Verantwortung trägt, dann geht es nicht um persönliche Bequemlichkeit und nicht alleine um das parteipolitische Interesse, sondern man steht in der Pflicht, etwas fürs Land zu tun. Deshalb habe ich erst einmal den Bruch dieser Koalition bedauert. Rheinland-Pfalz zeigt wie es anders geht. Da arbeitet eine Ampel und das heißt auch das liegt am Verhalten von entscheidenden Menschen. Hier führt Alexander Schweitzer das Land mit den Partnern relativ geräuschlos. Irgendwie rauft man sich zusammen, verhandelt Lösungen. Das ist auch mein Prinzip. Und das war mit der FDP offenbar nicht mehr möglich, weil sie auf Maximalpositionen beharrt hat, die für das Land nicht gut waren. Und diese Enthüllung hat mich in den letzten Tagen wirklich negativ berührt, weil man so nicht miteinander umgehen kann. Und mit dem Land auch nicht. Weil es geht nicht um irgendwas, sondern um die Verantwortung für das Land (…)
Thema Rentenreform. Die scheint doch mit der Rest-Ampel zu scheitern. Und ob eine Einigung mit der Opposition auf den Weg zu bringen ist, weiß ich nicht. Es ist ja eine große Reform aus Ihrem Hause.
Ich wäre dazu bereit, aber ich bin Realist. Und die CDU hat angekündigt, dass sie das nicht will. Deshalb ist es wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger wissen, worüber bei der Bundestagswahl auch entschieden wird. Es geht schon darum, dass wir das Rentenniveau dauerhaft stabil halten wollen, für alle Generationen. Dass wir nicht Jung gegen Alt ausspielen, sondern dafür sorgen, dass nicht nur die 22 Millionen Rentner sich darauf verlassen können, sondern auch die jüngeren. Sodass auch die Jüngeren, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, dass man nach deinem Leben voller Arbeit abgesichert ist. Und es ist mir wichtig, dass wir kein weiteren gesetzlichen Bundesrenteneintrittsalter haben. Weil für viele Berufe, denken Sie an die Pflege, an die Lagerlogistik oder das Handwerk, die können schlichtweg nicht bis 69 oder 70 arbeiten. Also brauchen wir stabile Renten. Und wir brauchen auch flexible Übergänge im Ruhestand, aber keine Erhöhung des gesetzlichen Bundesrenteneintrittsalter. Ich hätte das gerne noch geschafft. Das war mit der FDP nicht möglich, weil sie das verzögert hat. Aber das steht bei der Bundestagswahl auch zur Wahl. Und da kämpfe ich für eine klare Position.
Vielen Dank, Hubertus Heil, und vielen Dank Frank Ackermann, der das Interview in unserem Auftrag führte.
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