„Ich war schon immer gerne provokant“

Wir haben Star-Comedian Ingo Appelt nach seinem 2 ½ stündigen Auftritt im Café Hahn in Koblenz getroffen und uns mit ihm ganz ungeniert unterhalten – über seinen provokanten Humor und was er aus der Absetzung seiner TV-Show gelernt hat.

Es ging in der Medienlandschaft schon eine Welle um nach dem Motto „Um Himmels Willen, was sagt der als Nächstes?“ War der Stilbruch geplant angelegt oder war der schon Teil des Programms bevor Sie ins Fernsehen kamen?

Ja, der Punkt ist ich war schon immer gerne provokant. Grade Gewerkschafter immer schön auf die Kacke hauen. Also immer noch da hin gehen, wo es weh tut. Ich war von Anfang an eigentlich sehr boshaft. Was halt ein Stilmittel ist. Nur es kann gefährlich werden. Also das habe ich halt gemerkt, weil du trittst dann in einen Wettbewerb gegen dich selber. Das muss dann nächstes Mal noch schlimmer sein. Und das war auch bei „Samstag-Nacht“ so (…) Und dann kam irgendwann mal diese „Ingo Appelt Show“ und wenn du dann Pech hast – und das war damals dann so – dass dann ein CSU-Landesfrauenverband das in den völlig falschen Hals kriegt und dass dann zum Politikum wird und dann wird Humor nämlich schwer erklärbar. Und dann ist auf einmal alles böse, weil Humor ist natürlich – grade wenn du das auseinander dividierst – politisch nie so korrekt. Und damals habe ich dann echt Pech gehabt, da haben sie mir die Sendung dann abgesetzt. Und dann war ich auf einmal das „Enfant Terrible“…

Bei den Amerikanern heißt es „too hot for the Show“ … Aber wenn man zu oft „too hot for the Show“ ist, hat man kein Business mehr. Also modifiziert man irgendwann dann doch, ne?


Ja. Wie gesagt ich hab´s ja auch ein bisschen geändert. Ich bin ja auch gottseidank resozialisiert. Ich arbeite für den Bayrischen Rundfunk. Was willste mehr? Ich arbeite bei Nu(h)r im Ersten. Da mache ich dann halt eher das Politische. Ich brauch das ja schon. Das siehste ja auf der Bühne wie dass abgeht wenn´s versaut wird. Da lachen die Leute sich kaputt.  Es ist aber so ein Moment von Intimität, den man im Fernsehen eben nicht so ohne Weiteres herstellen kann. Auf der Bühne ist das dann sehr viel privater auf einmal. Und das ist aber das, was ich mag. Ich mag das nicht so, wenn alles so distanziert abläuft. Sondern ich will da ein bisschen reinkriechen… Die Reaktion der Leute – grade die der Männer, wie die da sitzen, wenn du da über schwul redest wie die Gesichter dann immer länger werden, weil die Angst haben, find ich schon toll. Also ich sehe das eher als Therapie, was ich da mache.  Für alle. Es soll schon lustig sein, aber es hat schon auch einen ernsten Ansatz.

Vielen Dank, Ingo Appelt, vielen Dank Johannes Fischer, der das Interview in unserem Auftrag führte.