„Das mag sich keiner vorstellen, der ein Ticket für´s Theater kauft, wie schlecht die Künstler auf der Bühne verdienen.“

Wir haben Daniel Ris, den Intendanten der Burgfestspiele Mayen exklusiv getroffen und uns mit ihm unter anderem über seine Arbeit als Intendant, den Erfolg der Burgfestspiele und die aktuellen Bedingungen von Schauspielern unterhalten.

Was unterscheidet – Ihrer Empfindung nach – einen guten von einem schlechten Intendanten?

Da ich ja als Schauspieler angefangen habe, dann Regisseur wurde und jetzt Intendant bin, habe ich als Arbeitnehmer schon einige Chef-Intendanten erlebt bevor ich das jetzt selber machen darf… Ich würde sagen wichtig ist, dass er es schafft Teams zusammenzustellen, also er muss schon die Richtung vorgeben, sagen wo es lang geht, welche Art Theater er machen will, dafür muss er die richtigen Leute aussuchen oder die Leute, die schon vor Ort sind, für das gemeinsame Ziel begeistern. Ich finde das ist das wichtigste. Und dann muss er ein guter Teamchef sein. So sehe ich das zumindest. Es gibt alte Theaterpatriarchen, die das sehr stark nach dem Motto „Le theatre c´est moi“ gemacht haben und sozusagen als Vaterfigur den Laden schmeißen. Das ist nicht mein Weg (…)

Was die Besucherzahlen angeht, können Sie auf erfolgreiche Jahre zurückblicken. Seit September 2016 sind Sie jetzt hier. Mal von den Besucherzahlen abgesehen, worauf sind Sie besonders stolz?

Zum einen hat es auch sehr viel mit den Strukturen zu tun, wie die waren und wie wir die verändert haben. Die Arbeitsstrukturen sind jetzt ausgerichtet auf mehr Vielfalt, was ich wichtig finde. Ich bin sehr froh sagen zu können – wir hatten ja jetzt zwei Sommer die ich künstlerisch gestalten durfte – dass das gut gelungen ist. Wir hatten Teams, die sehr kreativ und gut zusammengearbeitet haben und das hat sich übertragen auf die Zuschauer.  Neulich hat sich jemand beworben und im Vorstellungsgespräch hat mein technischer Leiter gesagt: „Wir haben übrigens jeden Abend Standing Ovations.“ Das hat mich sehr gefreut. Die Begeisterung für unser Programm sowohl bei denen die es machen als auch bei den Zuschauern. Das ist sehr schön.

Sie sind Gründungsmitglied der Initiative „Art but fair“. Was steckt dahinter?

Am Theater gibt es Strukturen,die sehr stark zu bezweifeln sind, weil es eine große Diskrepanz gibt zwischen den Idealen, die auf der Bühne verkündet werden und dem wie die Betriebe tatsächlich funktionieren. Die Betriebe funktionieren extrem hierarchisch – oder ungerecht. Ein Beispiel:  auf der Bühne wird seit 120 Jahren die Gleichberechtigung der Frau – mehr oder weniger – in jedem Stück als Ideal oder als Notwendigkeit dargestellt, in den Theatern verdienen Frauen immer noch deutlich schlechter als Männer.Das ist nur ein Widerspruch. Auf der Bühne wird Demokratie posaunt und Mitbestimmung und viele Theater funktionieren wahnsinnig hierarchisch. Da sind Mitbestimmung und Partizipation absolute Fremdworte.  Ich habe meine Masterarbeit über dieses Thema geschrieben, über Unternehmensethik für Kulturbetriebe, und bin dann von den Initiatoren von „Art But Fair“ angesprochen worden, ob ich nicht Mitglied werden will und dann war ich Gründungsmitglied des Vereins. (…) Wir verstehen uns als Katalysator, das heißt wir wollen Probleme und Themen benennen und dafür sorgen, dass ein Bewusstsein entsteht dafür, dass Art But Fair, also Kunst aber gerecht, auch die Arbeitsbedingungen für Künstlerinnen und Künstler in Deutschland zu verbessern. Dass wir also nicht immer nur auf den Output gucken, sondern auch darauf unter welchen Bedingungen die Künstler arbeiten. Das hat mit Altersversorgung, mit Arbeitsrechtfragen zu tun, es geht um Wertschätzung, um Geld. Das mag sich keiner vorstellen, der ein Ticket für´s Theater kauft, wie schlecht die Künstler auf der Bühne verdienen… (…)

In Sachen Burgfestspiele – was erwartet uns?

Wir haben dieses Jahr wieder ein abwechslungsreiches Programm von dem Kult-Musical schlechthin Rocky Horror Show – natürlich mit Live Musik – über eine Komödie, die zum ersten Mal dabei sein wird „Ernst sein, ist wichtig“ von Oscar Wilde – eine der schönsten berühmtesten Komödien und unserem Familienstück „Am Samstag kommt das Sams zurück“. Das sind die Produktionen auf der Burg (… )

Vielen Dank Daniel Ris, vielen Dank Johannes Fischer, der das Interview in unserem Auftrag führte.