Wie ein Kinderbuch entsteht

Ein Projekt mit Stefan Gemmel

Schritt für Schritt: Von der Idee zum fertigen Buch

Folge 4: Gespräch mit der Lektorin Hjördis Fremgen von cbj Kinderbücher Verlag, München

Zum ersten Mal trifft Stefan auf seine Lektorin im cbj Kinderbücher Verlag in München. Welche Aufgaben sie hat, ob sie alleine über die Veröffentlichung im Verlag entscheidet und ob sie auch in ihrer Freizeit überhaupt noch Freude empfindet Bücher zu lesen, erfahrt ihr im Video, das Stefan für uns in den Verlagsräumen aufgenommen hat.

Arbeit am Text

Lektorin heißt aus dem lateinischen übersetzt so viel wie „Leserin“. Sie ist nämlich abgesehen von der Agentin die erste, die das Manuskript des Autors liest und tatsächlich kennenlernt. Oft wird ihr ein Manuskript von einer Agentur empfohlen, die Potential in der Geschichte sieht. Die Lektorin prüft also nun im zweiten Schritt, ob es sich um eine schöne Geschichte handelt, die ins Verlagsprogramm passt. Dabei geht es in erster Linie weniger um Rechtschreib- oder Grammatikfehler im Text, sondern vorrangig darum, ob ihr die Geschichte gefällt, ob sie lustig und unterhaltsam ist.

Dafür muss sie natürlich das komplette Manuskript lesen, um es dann im Anschluss im Detail mit dem Autor besprechen zu können. Hierbei gibt sie Anmerkungen, wie dieses inhaltlich verbessert werden könnte. Oft können die Figuren oder beschriebenen Situationen etwa noch weiter vertieft dargestellt werden. Es handelt sich hierbei jedoch lediglich um Verbesserungsvorschläge, die der Autor nicht zwingend annehmen muss, wenn er nicht einverstanden damit ist. Das Lektorat ist als Teamarbeit zu verstehen, um gemeinschaftlich den Feinschliff am Werk vorzunehmen.

„Die guten Autoren lassen sich gerne lektorieren“, verrät Hjördis FremgenStefan im Gespräch mit einem Lächeln. „Es kann als Hilfestellung betrachtet werden…“, ergänzt sie ihre Aufgabe weiter. Die Lektorinunterstützt Stefan also, erarbeitet mit ihm gemeinsam das fertige Buch, das die Leser auch diesmal wieder zum Lachen bringen wird (so viel darf verraten werden). Um das hinzubekommen, sollte die Geschichte nicht nur gut erzählt sein, sondern auch die Sprache muss stimmen. Besonders bei Kinderbüchern ist es wichtig, dass diese verständlich und gut zu lesen ist. Und wenn das der Fall ist, kommt auch bei der Lektorin die Freude beim Lesen zu keiner Zeit zu kurz…

„Reicht es denn einfach nur gerne zu lesen. Oder wie wird man Lektorin?“, fragt Stefan nach den Voraussetzungen für den Beruf des Lektors/der Lektorin.

„Dafür braucht es vor allem Erfahrung. Am besten gelingt das durch ein Studium“, weiht uns Hjördis Fremgen ein, die selbst Anglistik und Germanistik studiert hat. Den Weg eines geisteswissenschaftlichen Studiums gehen die meisten Lektoren, bevor sie dann mittels Praktika oder Volontoriaten das Handwerkszeug lernen, wie man Texte einschätzen kann. Denn eine Ausbildung oder ein gezieltes Studium zum Lektor gibt es tatsächlich nicht.

Im Auftrag seiner Leserin Leonie möchte Stefan wissen: „Lesen Sie denn auch am Wochenende und im Urlaub?“

„Ja. Ich lese eigentlich immer. Aber im Urlaub oder abends lese ich dann keine Kinderbücher, sondern etwas für mich.“

„Aber wenn man als Lektorin  liest, achtet man doch bestimmt dauernd auf die Fehler…Kann man wirklich abschalten und sich auf die Geschichte einlassen?“, hakt Stefan neugierig nach.

„Das ist sehr schwierig“, gibt Hjördis Fremgen zu. Vor allem bei Übersetzungen aus dem Englischen, die schlecht übersetzt sind… Die Entspannung ist dann nicht weg, aber den Lektoren kann man eben nie ganz ausschalten.“

Bilder zum Text

Nachdem der Text fertig lektoriert ist, geht er in die Herstellungsabteilung des Verlags. Währenddessen kümmert sich die Lektorin um die Auswahl eines geeigneten Illustrators. Welcher Stil passt am besten zum Buch?

Frau Fremgen verrät, dass sie bei Stefans Buch aufgrund seiner witzigen Sprache zu Illustrationen im Comic-Stil tendiert. Der Illustrator erarbeitet dann etwas, das noch einmal eine ganz neue Blickrichtung auf das Werk gibt, stellt ggf Dinge dar, die der Autor in seinem Text ausgelassen hat.

Stefans Begeisterung über die imposante Wand im Hauptgebäude des Verlagshauses, auf dem alle Verlage, die zur Penguin Random House Verlagsgruppe gehören, aufgelistet sind, ist durchaus ansteckend. Aber seht selbst:

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