Der Anbau von Cannabis ist seit April in Deutschland legal. Wer sich Pflanzen für den Eigenbedarf zu Hause anbauen möchte, muss jedoch einige Dinge beachten. Ein grüner Daumen ist auch hier nicht verkehrt. Außerdem ist nicht alles, was beliebt, erlaubt. Wir haben die wichtigsten Regeln einmal für euch zusammen gefasst.

Das Wort „Cannabis“ ist das lateinische Wort für die Hanfpflanze. Cannabis kann sowohl für Speiseöl, ätherische Öle oder Rauschmittel genutzt werden. Im Gegensatz zur männlichen Hanfpflanze, die auch Femel genannt wird, bildet die weibliche deutlich mehr Knospen und mehr THC. Für die Herstellung von Rauschmittel werden deshalb vor allem die weiblichen Pflanzen genutzt.

Regeln für den Anbau

Die Pflanzen müssen nach neuer Verordnung in einem abgezäunten, umschlossenen Bereich ohne Einsicht und Zugriff von außen angebaut werden. Die Cannabispflanzen sowie die -samen müssen zwingend unzugänglich für Minderjährige und Dritte sein. Die Pflanzen sowie geerntete Teile davon können beispielsweise in abschließbaren Schränken oder Räumen aufbewahrt werden. Außerdem darf keine unzumutbare Belästigung oder Störung, wie etwa Geruchsbelästigung, für die Nachbarschaft verursacht werden. In Kleingärten, die dem Verband der Kleingartenvereine angehören, ist der Anbau von Hanfpflanzen untersagt.

Blütezeit der Pflanzen

Die Blüte der Hanfpflanze hängt mit der Tageslichtlänge zusammen. Erst wenn die Sonnenstunden weniger werden, beginnt Hanf, Blüten zu bilden. In der Regel ist dies frühestens ab August der Fall und reicht bis in den November. Eine Ausnahme bilden sogenannte Autoflower. Diese Züchtungen lassen sich noch im Sommer, auch direkt ins Freiland, säen. Autoflower-Sorten blühen unabhängig von der Tageslichtmenge nach rund 10 Wochen. Die Pflanze ist jedoch deutlich kleiner (30 bis 100 cm) und hat einen geringeren Ertrag.  Hanfpflanzen wachsen unter mitteleuropäischen Bedingungen problemlos draußen. Die Samen keimen bei warmen Temperaturen innerhalb einer Woche. Hanf wächst sehr schnell, benötigt in der Wachstumsphase viel Wasser, verträgt aber keine Staunässe. Da die Pflanzen sehr lichthungrig sind, sollte der Standort unbedingt sonnig gewählt sein. Der Bedarf an Licht, Wasser und Dünger ist mit dem von Tomaten vergleichbar.

Wissenswertes über Hanf
Hanf ist botanisch übrigens eng mit dem Hopfen verwandt – beide stammen sie aus der Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae). Beide sind einjährige, zweihäusige (also zweigeschlechtliche) Pflanzen. Das heißt: Männliche und weibliche Pflanzen sind getrennt. Ursprünglich kommt der Hanf vermutlich aus Mittelasien, mittlerweile ist er als Kulturpflanze weltweit verbreitet. Die Blätter können für Teeaufgüsse verwendet werden, ihnen werden krampflösende, schmerzlindernde und beruhigende Wirkungen nachgesagt. Getrocknete Hanfblätter sind im Tee- und Arzneihandel bereits länger erhältlich.
Die medizinischen Wirkungen von Cannabis sind mittlerweile gut belegt. Das gilt vor allem für die Schmerzlinderung in der Palliativmedizin. Oft werden Sorten mit einem hohen CBD-Gehalt in der Medizin verwendet. CBD wirkt im Gegensatz zum berauschenden THC eher beruhigend und nur sehr gering psychoaktiv.

Welche Ertragsmenge legal ist

Erwachsene dürfen ausschließlich zum Zwecke des Eigenkonsums an ihrem Wohnsitz bis zu drei Cannabispflanzen gleichzeitig anbauen und insgesamt 50 Gramm getrocknetes zuhause besitzen. Begabte Gärtner, deren Cannabispflanzen reichlich Blüten tragen, können so schnell in die Bredouille kommen. Denn eine Cannabispflanze im Freiland wirft im Schnitt 20 bis 30 g getrocknetes Cannabis ab. Bei drei Pflanzen wäre die erlaubte Höchstmenge pro Person dann deutlich überschritten. Die private Weitergabe von Cannabis ist jedoch weiterhin strafbar. Dieser soll künftig über die Cannabis-Social-Clubs geregelt werden. Um die Droge zu erwerben, müssen die Konsumenten sozusagen einer Anbauvereinigung beitreten, der sie eine monatliche Gebühr zahlen. In den Clubs wird das selbst angebaute Cannabis dann an die Vereinsmitglieder vertrieben. Coffee-Shops, wie es sie beispielsweise in Holland gibt, sind in Deutschland nicht vorgesehen.

Gesundheitliche Risiken

Wenn auch der (moderate) Cannabiskonsum inzwischen legalisiert ist, ist er ohne Frage auch mit gesundheitlichen Risiken verbunden. Denn wie ein Mensch auf die Inhaltsstoffe von Cannabis reagiert, ist individuell sehr unterschiedlich und wenig berechenbar. Faktoren sind u.a. individuelle Empfindlichkeit, Stimmungslage, Konsumart, Gesundheitszustand, Mischkonsum, und Vorerfahrungen. Für die Intensität und Dauer der Effekte ist insbesondere auch die aufgenommene Menge der Cannabis-Inhaltsstoffe maßgeblich. Akut können nach Cannabis-Konsum zahlreiche Nebenwirkungen auftreten: Angst- und Panikgefühle, Orientierungslosigkeit, verminderte Reaktionsfähigkeit, Erinnerungslücken, depressive Verstimmung, Herzrasen, Übelkeit oder Schwindel und Halluzinationen. Bei länger andauerndem Konsum sind psychische Störungen wie Depressionen und Psychosen nicht ausgeschlossen, insbesondere bei Menschen mit Vorerkrankungen oder mit einer besonderen Empfindlichkeit für diese Erkrankungen. Zudem besteht das Risiko der Entwicklung einer Abhängigkeit. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind aufgrund des Reifeprozesses des Gehirns bis zu einem Lebensalter von 25 Jahren besonders anfällig für psychische, physische und soziale Auswirkungen eines langfristigen, aber auch eines kurzfristigen Cannabiskonsums. Vor allem der Inhaltsstoff THC kann die Gehirnentwicklung stören. Der Konsum und seine gesundheitlichen Risiken sollten daher gut überdacht sein.