Am 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag. An dem Tag gibt es viel Solidarität mit der Krankheit Aids oder dem HI Virus-infizierten Menschen. Doch was ist an den restlichen Tagen im Jahr? Da werden viele Betroffene, Chronisch-Kranke, oft einfach alleine gelassen und sind täglich mit Ausgrenzung und Stigmatisierung konfrontiert. Nicht nur privat und im Beruf, sondern auch im medizinischen Sektor – gerade dort. Und das darf eigentlich nicht sein, finden wir und haben uns mit dem Verein pro plus Rheinland-Pfalz e.V aus Koblenz unterhalten.

Hauptziel des Vereins pro plus rlp e.V, der 2019 gegründet wurde, ist es Hilfe zum Thema Diskriminierung und Stigmatisierung HIV positiver Menschen zu geben, sei es im Alltag, im Beruf oder bei der medizinischen Versorgung. Denn dort ist die bedauerlicherweise am weitesten verbreitet, weitaus mehr als im privaten Alltag, verrät uns der Vorstand. „Wir möchten nicht über die Krankheit aufklären, das überlassen wir der Aidshilfe. Wir haben die Krankheit ja schon und müssen damit leben.“ Wir erfahren bei unserem Gespräch nicht nur einiges über die Krankheit und dass die Menschen unter Therapie und mit einer Viruslast unter der labortechnischen Nachweisgrenze, nicht infektiös sind, also das HI-Virus nicht übertragen können –  viele Vorurteile, Stigmatisierungen und Diskriminierungen entbehren daher jeglicher wissenschaftlicher Grundlage – sondern der Verein trägt auch selbst viel dazu bei, mit verschiedenen Aktionen und Veranstaltungen die Lebensqualität und das Selbstbewusstsein von Betroffenen zu stärken und den ständigen Stigmatisierungen und Diskriminierungen entgegenzuwirken. Auf Augenhöhe unterstützt der Verein durch Erfahrungsberichte eigener Erlebnisse, die er mit Diskriminierung und Ausgrenzung erlebt hat und vermittelt Adressen oder Hilfsangebote vor Ort und gibt den Menschen eine Stimme. Jeder, der möchte kann per Mail vorab einen Termin vereinbaren an info@proplusrlp.org oder während der Öffnungszeiten vorbeikommen.

Ein weiterer wichtiger Schritt für 2024 ist die geplante Kooperation mit Schulen, verrät uns der Vorstand des Vereins, um dort über das Leben mit HIV aufzuklären und Diskriminierung und Stigmatisierung entgegenzuwirken, da noch immer in vielen Köpfen ein veraltete Bild verankert ist. Dabei tritt die häufigste Art von Diskriminierung alleine durch Unwissenheit auf – und die soll auf kurz oder lang beseitigt werden. Denn Menschen mit HIV sind chronisch krank. Selbstverständlich fungiert der Verein als Selbsthilfe-Verein für Menschen mit HIV/AIDS, die sich gegenseitig stützen und einen geschlossenen sowie geschützten Rahmen für Gedankenaustausch und Unternehmungen schaffen. Aber auch alle anderen Menschen haben hier die Möglichkeit, sich über HIV zu informieren und zu erfahren, wie es ist mit HIV zu leben. Offene Gesprächsgruppen laden alle dazu ein, sich zu äußern und ihr veraltetet Bild von der Krankheit zu erneuern.

Doch wir waren zugegeben sehr überrascht zu erfahren, dass pro plus rlp e.V weitaus mehr für die Gesellschaft tut, als„nur“Selbsthilfe für HIV-Betroffene und deren Angehörige und Freunde. Hier sind nämlich alle willkommen und finden Unterstützung, wo sie sie benötigen.

Positiven Treff

Jeden zweiten und vierten Dienstag im Monat lädt der Verein von 17:00 Uhr bis 20:00 Uhr zu einer offenen Gesprächsrunde ein, die es auch berufstätigen Menschen erlaubt, teilzunehmen. Die offene Gesprächsrunde ist für Menschen gedacht, die mit HIV / AIDS leben. Langzeitpositive können Erfahrungen, Tipps und Infos zum Leben mit HIV geben. In den Runden gibt es kein festes Thema, Es darf gerne kommen wer möchte, jede/r ist willkommen, auch wenn es einfach nur zum Kaffee ist.

Care Bag

Doch neben der Selbsthilfe, stärkt der Verein auch sozial-schwache Menschen. Beispielsweise bei dem Projekt „Care Bag“ können Menschen mit geringem Einkommen, Rentner und Menschen, die mit HIV leben, ins inklusive Vereinszentrum in der Casinostraße 39 kommen, um sich Pflegeprodukte des täglichen Bedarfs wie z.B. Rasierklingen, Binden, Deo, Zahnbürsten etc., in Beuteln zusammengepackt, gratis abzuholen. Wer Interesse hat, kommt einfach nach vorheriger Anmeldung per Telefon oder Mail, Montags bis Freitags von 9 bis 12 Uhr oder Montags von 18 bis 19.30 vorbei.

DigitalPakt Alter

Auch für Seniorinnen und Senioren engagiert sich pro plus Rheinland-Pfalz e.V als Erfahrungsort und ganz offiziell Teil der bundesweiten Initiative DigitalPakt Alter. Mit den Angeboten unterstützt der Verein ältere Menschen aus der Region dabei, sich im digitalisierten Alltag zurechtzufinden. Konkret können Seniorinnen und Senioren in der Casinostraße 39 verschiedene Digitale Medien wie Tablet, SmartWacht, Digitale Messgeräte, Smart-TV, Smart-Phones etc. testen oder auch eigene Geräte mitbringen.

„Gemeinsam können wir es schaffen, die älteren Generationen, die teilweise noch wenig Erfahrung im Umgang mit digitalen Medien haben, in die digitale Welt zu begleiten“, erklärt der Vorstand seine Dienstleistung. So unterstützen engagierte Ehrenamtliche die Senioren hier dabei, ein Smartphone zu bedienen, Online-Banking zu verstehen oder digitale Amtstermine wahrzunehmen. Der DigitalPakt Alter ist eine Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und der BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen. Die Initiative möchte gesellschaftliche Teilhabe und das Engagement Älterer in unserer digitalisierten Welt stärken. Dabei setzt sie auf ein starkes Bündnis von Partnern aus allen gesellschaftlichen Bereichen. Bundesweit werden aktuell 200 Erfahrungsorte finanziell gefördert, um digitale, lokale Lernangebote für Ältere auf- und auszubauen. Weitere Informationen finden Sie auf www.digitalpakt-alter.de

Tipp: Am 2. Dezember findet ihr den Stand des Vereins auf dem Inklusiven Weihnachtsmarkt auf dem Görres-Platz in Koblenz