Wir haben uns für diesen Monat mit einem uns bereits bekannten Gast getroffen: Nach über 60 Folgen des NEXT AutorInnenplausch ist Gabriele Korn-Steinmetz, besser bekannt unter ihrem Pseudonym Gabriele Keiser, zum zweiten Mal bei uns im Podcast. Gabi ist in Kaiserslautern, in der Westpfalz geboren, lebt aber schon ewig in Andernach. Und sie ist bekannt als Krimiautorin, hat aber auch einige andere Bücher veröffentlicht – über 15 an der Zahl sind es inzwischen. Sie hat als Apothekenhelferin begonnen und dann auf dem zweiten Bildungsweg ein Studium der Literaturwissenschaften abgeschlossen. Sie erzählt uns über ihr neuestes Buch „Hast du Angst vor mir?“ – ein Zeitporträt Anfang der 50er Jahre über ein junges Bauernmädchen und einen Frauenmörder, der gegenüber wohnt. Einige Auszüge dieses sehr kurzweiligen Gesprächs lest ihr hier und hört es in seiner vollständigen Länge unter folgendem Link: Link/QR Code zum Podcast

Auf jeden Fall du hast schon immer geschrieben schon in jungen Jahren und das ist ja jetzt die Sache du hast dein aktuelles Buch jetzt gerade veröffentlicht und das heißt „Hast du Angst vor mir?“ Es ist ein Roman. Du hast es ganz speziell nicht als Kriminalroman bezeichnet, obwohl der Hintergrund schon ein Krimineller ist…

Das ist richtig. Ich habe auch den Verlag gebeten, Roman drauf zu schreiben, anstatt Kriminalroman. Die wollten das gerne in die Kriminalecke schieben, weil sich das einfach auch gut verkauft. Das weißt du auch. Aber mir ging es darum schon auf dem Titel zu zeigen: Es ist kein üblicher Kriminalroman, wo es darum geht, wer war es? Sondern es ist ein Zeitporträt Anfang der 50er Jahre über ein junges Bauernmädchen, das meiner Mutter nachempfunden ist und das sehr viel Arbeit hat, weil der Vater im Krieg geblieben ist – wie das so war – und sie mit ihrer Mutter den Hof bewirtschaftet hat. Und auf der gegenüberliegenden Seite in dem Haus, das ist also jetzt der wahre Hintergrund, hat tatsächlich ein Frauenmörder gelebt. Aber niemand wusste das. Es war ein junger, ganz ansehnlicher Mann, sehr charmant. Meine Mutter hat ihn nicht richtig kennengelernt, aber in meinem Kopf ging dann das Märchen los: Was wäre passiert, wenn meine Mutter sich ihm genähert hätte oder ihm näher gekommen wäre…? Das ist dann die Geschichte. Also das ist der halbwahre Hintergrund oder die Mixtur, die wir ja als Autoren immer zwischen Wahrheit und Fiktion machen.

Das ist ein ganz interessanter Ansatz. Es gibt ja zwei Arten, die schon lange bekannt sind: Das eine ist der klassische Kriminalroman und das andere ist die True Crime Geschichte, die ja heute auch sehr populär ist. Aber es ist jetzt ein fiktiver Roman basierend auf echten Fällen. Das ist kein True Crime, es ist aber eben auch kein klassischer Kriminalroman. Sondern es geht ja auch, wie du betont hast, um die Geschichte deiner Mutter, dargestellt in einer anderen Person. Also du bist auf dem Bauernhof aufgewachsen?

Ja, aber ein kleiner Bauernhof. Also mein Vater war Verwaltungsangestellter, aber man hatte immer noch eine Kuh, zwei süße Schweine und Hühner. Also so bin ich aufgewachsen.

Teilzeit-Bauernhof, so bezeichnen wir das heute, glaube ich. Bei „Bauer sucht Frau“ heißt das so, wenn einer in Teilzeit einen Bauernhof hat.

Genau, die hatten im Krieg den großen Vorteil, dass sie sich selbst ernähren konnten. Und da kamen viele Städter, die nicht gerne angesehen waren und haben nach Kartoffeln gefragt, nach Milch und Eiern und so weiter.

Ja, das habe ich schon öfter gehört, dass das auf dem Land eigentlich sehr, sehr üblich war und von daher ist das natürlich ein toller Hintergrund für deine Geschichte, für diesen Roman. Du sagst, es war ein Frauenmörder, war der auch gefasst und verurteilt worden?

Ja.

Und wie viele Frauen, darf man das fragen, hat er ermordet?

Ja, natürlich. Also ich habe diese Geschichte ganz intensiv recherchiert, habe darüber auch einen True Crime Artikel geschrieben und er hat insgesamt drei Frauen ermordet. Für die ist er verurteilt worden und als er dann im Gefängnis war, kam heraus, dass es noch einen vierten Mord gab an einem Kind. Er hat sich also auch an Kinder rangemacht und hatte über 100 Sexualverbrechen, die eben nicht tödlich geendet haben. Er hat die Frauen überfallen.

Das ist auch ein interessanter Aspekt. Jetzt noch mal, um auf den wahren Hintergrund einzugehen: Es gibt überlebende Opfer von ihm und mit einer hast du auch regen Kontakt?

Das fand ich ganz irre. Ich kam irgendwann nach Hause und dann war da eine E-Mail, da stand der Name dieses Mörders Bernhard Brigant. Kann man ruhig sagen, der steht ja auch im Internet. Und da dachte ich, was ist das denn von jemand Unbekanntem? Da hat mir eine Frau geschrieben, sie wäre beim Recherchieren im Internet auf meinen Namen gestoßen und dass ich an diesem Projekt arbeite. Sie könnte mir sagen, dass ihre Mutter eines seiner überlebenden Opfer war und dass das ganz schlimm wäre, weil so ein Trauma vergisst man nie. Sie war damals 16 Jahre alt und das Trauma hält bis heute an. Sie war die einzige Vertraute, mit der die Mutter sich darüber ausgetauscht hat. Ihre eigene Mutter hat sich weniger dafür interessiert oder es ist totgeschwiegen worden. Man hat ja nicht gerne darüber gesprochen. (…) Erst als sie im hohen Alter war – Und die Dame lebt noch. (…)

Event-Tipp

Neugierig geworden? Am 10. Dezember um 19 Uhr gibt es eine Benefiz-Lesung bei Solwodi in Koblenz-Lützel. Bei dieser Benefizveranstaltung konzentriert sich die Autorin Gabriele Keiser auf das Thema Frauen und Gewalt. Sie erzählt, was sie bewogen hat, ihr Buch „Hast du Angst vor mir?“ zu schreiben, und sie liest einzelne Passagen daraus passend zum Thema. Überraschungsgast ist ein bekannter Musiker. Eintritt frei.