In unserer zweiunddreißigsten Podcast-Folge haben wir uns mit der fleißigen Autorin Heidi Rehn unterhalten. Die gebürtige Koblenzerin ist in Bad Salzig bei Boppard aufgewachsen, ging dann nach ihrem Schulabschluss nach München, wo sie Geschichte, Germanistik, Kommunikationswissenschaften und BWL studierte und noch heute lebt. Seit dem Jahr 2000 hat sie insgesamt 21 Romane veröffentlicht. Ihren aktuellen Roman „Wir träumten vom Sommer“ stellte sie im August in Koblenz vor. Wir erfuhren von ihr unter anderem mehr über das Schreiben von Historischen und Biografischen Romanen.
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Wann und wie hast du das Schreiben für dich entdeckt?
Ungefähr in der Zeit, als ich groß werden wollte (lacht). Ich bin nämlich die jüngste von drei Kindern. Das heißt ich hatte zwei ältere Geschwister, die schon längst schreiben und lesen konnten. Ich fand das total spannend und wollte das auch. Ich habe angefangen Notizhefte vollzukritzeln und immer wüste Geschichten erzählt. Von daher war klar: Irgendwann muss ich was daraus machen. Dass es Bücher werden, war lange nicht klar. Ich hatte eigentlich sehr lange den Wunsch Journalistin zu werden.
Du hast im Jahr 2000 dein erstes Buch veröffentlicht. Ich habe natürlich recherchiert. Deine ersten beiden Romane waren Krimis. Aber bereits dein drittes Buch hat den Wechsel in Richtung historische Romane angekündigt. Wie kam es dazu, dass du das Genre gewechselt hast?
Meine Lektorin damals bei Emons hat mir ganz klar gesagt, sie habe das Gefühl, ich wolle doch mehr in Richtung Historisch gehen. Und ich habe gesagt: Ja, das stimmt. Ich habe ja auch nicht von ungefähr Geschichte studiert. Also meinte sie: „Dann probier´ es doch einfach mal aus!“ Das war einfach der lange Respekt davor. Ich habe lange Umberto Eco und solche Sachen gelesen.
Ja, natürlich. „Der Name der Rose“.
Ja, genau. Das ist ziemlich hochgehängt. Ich habe es aber einfach ausprobiert. Und bin bis heute Christel Steinmetz von Emons dankbar, dass sie mir da Mut gemacht hat.
Wie erkennt eine Lektorin, dass sich jemand sinnvollerweise in diese Richtung entwickeln sollte?
Da müsstest du wahrscheinlich besser sie fragen. Ich bin keine Lektorin. Aber ich nehme an, es zeigt eben, dass es eine tolle Lektorin ist, die ein Gespür für ihre AutorInnen hat. Wir haben uns auch sehr viel unterhalten. Das ist es natürlich auch: Umso besser man jemanden kennt, ist es naheliegend, dass man es eher erkennt. Und bei Emons, das muss man wirklich sagen, möchte man ausprobieren und ich wurde ermutigt. Das finde ich ganz ganz toll.
Wirklich. Da kann ich auch nur zustimmen. Das ist eine tolle Entwicklung. Du hast ja Umberto Eco eben angesprochen. Da muss ich gleich einhaken. Ist es tatsächlich so, dass wir uns Vorbilder suchen, finden, und sagen, das gefällt mir gut und dann in diese Richtung abschwenken?
Also ich lese selber unglaublich gerne. Natürlich lese ich Umberto Eco – das haben wir damals alle verschlungen – aber ich kann nicht sagen, dass ich Vorbilder habe, denen ich nacheifere. Weil ich immer gedacht habe, ich kann es nur machen, wie ich es mache. Und das ist dann gut Glück, wenn es gelingt. Ich glaube das funktioniert auch nicht. Man kann nicht schreiben wie… (…)
Du hast Romane geschrieben wie „Der Sommer der Freiheit“, der spielt in München 1914 bis 1918 oder dein aktuelles Buch “Wir träumten vom Sommer“ spielt in München 1968 bis 1972. Und dann hast du wieder einen Mittelalterlichen Roman geschrieben, „Die Liebe der Baumeisterin“, der spielt 1504. Was fasziniert dich an diesem Wechsel, dass du mal in der jüngeren Vergangenheit mal im Mittelalter deine Geschichten ansiedelst?
Das ist sehr desillusioniert, wenn ich das erzähle. Ich habe zum einen Mittelalterliche Geschichte zum Schwerpunkt in meinem Studium gewählt, weil es etwas schwierig war in die anderen Seminare reinzukommen. Das war also eine rein pragmatische Entscheidung. Dann habe ich aber festgestellt, dass es auch total spannend ist, sich damit zu befassen. Ich gehe nicht so richtig weit ins Mittelalter zurück. Bei mir liegt die Grenze um 1500. Also frühe Neuzeit wie der Historiker sagt. Und diesen Roman habe ich auch aus einem ganz pragmatischen Grund geschrieben: Ich war eigentlich Ende 19./ Anfang 20. Jahrhundert unterwegs bei Emons und wollte dann weiter gehen und meine Agentin meinte dann das sei schwierig. Vor fünfzehn Jahren war nämlich genau dasselbe Problem, was du wahrscheinlich mit deinem Buch auch hattest, das 1924 spielte. Da hieß es: Das interessiert keinen. Hast du nichts für das Mittelalter oder Frühe Neuzeit? Hatte ich dann Gottseidank durch mein Studium, weil ich da auch gedacht habe, ist nicht uninteressant diese Zeit. Aber als es dann vor zehn zwölf Jahren wieder etwas lockerer gesehen wurde, bin ich sofort wieder ins 20. Jahrhundert zurück. Weil das ist wirklich meins. Das hat mich auch seit dem Studium schon beschäftigt. Da konnte ich dann auch Germanistik und Geschichte gut kombinieren, weil ich wahnsinnig gerne Romane aus der Zeit lese.
Mehr aus dem Gespräch zwischen Heidi Rehn und Moderator Dieter Aurass könnt ihr euch online auf Anchor, Spotify etc oder auf unseren sozialen Kanälen anhören.