In der achtundzwanzigsten Folge haben wir uns mit dem gebürtigen Baden-Würtemberger und Wahl-Ahrtaler Gregor Schürer unterhalten. Er verriet uns, wie er als pensionierter Beamter beim Bundesministerium des Inneren zum Schreiben kam. Dabei waren seine Berufswünsche als Kind noch LKW-Fahrer oder Lehrer. Einen Teil davon hat er sich im späten Alter noch erfüllen können. Denn er unterrichtet Schüler heute in Fantasie und Kreativität. Ein äußerst interessantes Gespräch. Auszüge daraus, könnt ihr hier nachlesen. Die komplette Podcast-Folge gibt es wie gewohnt hier: Link/QR Code zum Podcast

Wie kamst du zum Schreiben?

Eigentlich habe ich mein ganzes Leben lang geschrieben. Ich war immer jemand, der viel gelesen und auch oft Sachen zu Papier gebracht hat. Ich kann jetzt nicht einen bestimtmen Tag festlegen. Aber ich habe schon in jungen Jahren als Kind, mehr noch als Jugendlicher, immer viel geschrieben. Veröffentlicht dann viel später. Es hat mich immer gedrängt mich mit Sprache zu beschäftigen, sowohl als Leser – ich habe alles gelesen, was mir unter die Finger kam – und später habe ich auch gedacht, vielleicht kannst du es auch schreiben. Da war etwas drin, das wollte raus aufs Papier. Damals noch über die Schreibmaschine. So hat es irgendwann mal angefangen…

Was reizt dich so besonders an Kurzgeschichten?

Das kann ich ganz schnell beantworten. Ich habe nicht so viel Zeit gehabt zum Schreiben. Weil ich vollberufstätig war, eine Familie mit zwei Kindern habe, ein Haus und was man eben alles so hat. Deswegen habe ich immer nur mal ein paar Stündchen Zeit gehabt zum Schreiben. Da habe ich gedacht, für eine Geschichte reicht die Zeit immer. Eine Kurzgeschichte, eine kleine Erzählung schreibe ich normalerweise in ein bis zwei Stunden. Dann ist sie fertig. Wenn ich mich hinsetze, schreibe ich auch immer was. Es ist also nicht so, dass ich mich quälen muss, sondern es fällt mir auch immer etwas ein. Und da die Zeit begrenzt war, kam es, dass ich gesagt habe: Schreib doch Kurzgeschichten – und irgendwann wenn du mal Zeit hast einen Roman. Die Sammlung der verschiedenen Themenbücher ist so zustande gekommen, dass ich auch für verschiedene Zeitungen schreibe. Irgendwann habe ich angefangen mit Ostergeschichten. Da habe ich mir den Max Mümmel ausgedacht, ein kleiner Osterhase – und dann ist jedes Jahr eine Geschichte erschienen. Da kommt dann natürlich im Laufe von zehn, zwölf Jahren einiges zusammen. Die habe ich dann als Buch zusammengefasst. Bei den Weihnachtsgeschichten war es genauso. Da schreibe ich sogar schon länger. Es sind bereits 2 Bände geworden. Und auch zu St. Martin. Den habe ich übrigens erst im Rheinland kennengelernt. Die große Bedeutung die der St. Martinstag hat, kannte ich von zuhause nicht. Wir sind auch mit den Laternen gelaufen, aber die Geschichte, die dahintersteckt, habe ich erst hier im Rheinland erfahren, mich damit beschäftigt und darüber geschrieben. Mein erstes Buch „Geschichten für jede Jahreszeit. Es schneit nicht im August“ ist eine Zusammenstellung meiner bis dahin geschriebenen Werke gewesen. Ich habe das eine Buch veröffentlicht und gedacht, das war´s jetzt. Ich wollte einmal ein Buch herausgeben und gut. Und dann sind im Laufe der Jahre einfach noch weitere gefolgt. (…)

Das ist interessant. Man wird ja immer wieder gefragt, wo kommen die Ideen her. Und ich habe mal behauptet, dass man Fantasie, die ja die Quelle der Ideen ist, nicht lernen könnte. Würdest du das unterschreiben oder denkst du anders?

Also das ist tatsächlich eine schwierige Frage. Ich hätte auch bis vor ein paar Monaten gesagt, ein Kernchen hat jeder in sich drin, das geweckt werden muss. Aber die Anteile sind sehr unterschiedlich. Es gibt Leute, die sehr viel Fantasie haben, die quellen geradeso über. Und andere tun sich da schwer mit. Ich gebe aber seit einigen Monaten in einer Schulklasse – so ist mein alter Traum Lehrer zu werden, doch noch in Erfüllung gegangen, im zarten Alter von 66 Jahren – der Grundschule Bad Neuenahr einmal die Woche Unterricht in Fantasie und Kreativität im Rahmen des Projektes Mus-E. Da ist mein einziger Plan, den Kindern zu zeigen, dass sie Fantasie und Kreativität in sich tragen – und sie zu wecken und herauszuholen. Und ich muss sagen, das Ergebnis ist erstaunlich.  In so kurzer Zeit wie sich die Kinder trauen, zu artikulieren – auch vor der Klasse -, was in ihrem Köpfchen grade vor sich geht. Auch was da vor sich geht. Wo ich gedacht habe: „Ne, das hätte ich von dem Kind nicht erwartet.“ Deswegen zweifle ich jetzt ein wenig, ob man das nicht zumindest ein wenig trainieren oder fördern kann. Aber ich glaube ein Grundkörnchen davon muss schon in den Menschen drin sein. Ob es jeder in sich trägt…!?

Ein interessanter Gedanke. So habe ich es noch nicht gesehen…Dass es eigentlich in fast jedem steckt und dass es was mit Trauen zu tun hat, sich nicht zu trauen es auszusprechen oder es zu Papier zu bringen, was einem so durch den Kopf geht.

Die Initiatoren von Mus-E sagen, um die enormen Probleme, die wir auf der Welt haben, in der Zukunft zu lösen, brauchen wir vor allem Menschen mit Kreativität und Fantasie, die jenseits der normalen Denkschemata unterwegs sind. Und das müssen wir ganz früh bei den Kindern und Jugendlichen wecken. (…)

Hinweis der Redaktion: Mehr zum Kunst-Projekt an Schulen: https://www.mus-e.de/

Mehr aus dem Gespräch zwischen Dieter Aurass und Gregor Schürer könnt ihr euch online auf Anchor, Spotify etc oder auf unseren sozialen Kanälen anhören.