Im Januar haben wir uns mit der heute in Köln lebenden Autorin Eva Geßner unterhalten. Sie wurde 1968 in Düsseldorf geboren (hat dort aber nie gelebt) und hat zunächst Lehramt studiert, das erste Staatsexamen gemacht, sich danach aber noch mal umentschieden und eine andere Laufbahn eingeschlagen. Sie hat verschiedene Berufe ausgeübt und dann 2014 angefangen professionell zu schreiben. Welche Hürden sie überwinden musste und wie sie es jetzt geschafft hat erfolgreich zu schreiben, erzählt sie uns im Gespräch.
Einen Auszug des interessanten Gesprächs zwischen Moderator Dieter Aurass und Eva Geßner lest ihr hier. Das komplette Interview könnt ihr euch im Podcast anhören.
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Wie hast du den Einstieg gefunden in die Karriere als Krimi- und Thriller Autorin. Hast du überlegt als Self-Publisherin zu veröffentlichen oder hast du dich auf die mühsame Suche nach einem Verlag oder einer Agentur gemacht?
Also das war so: Ich habe das mit dem Lehramt gecancelt, weil ich schlicht und ergreifend keine Lust hatte, die Familientradition fortzuführen und bin dann über Umwege in der IT gelandet. Das habe ich bis 2006 gemacht, habe mich dann selbstständig gemacht, weil ich naiver Weise davon ausgegangen war, dass ich dann mehr Zeit für mich habe, die ich mir besser einteilen kann, um das mit dem Schreiben auf etwas breitere Füße zu stellen. Also bis dato war alles, was ich angefangen habe, sehr schnell in irgendeiner Sackgasse, es belief sich auf kleinere Kurzgeschichten, aber der große Wurf wollte irgendwie nicht gelingen. Immer so nach 100 Seiten war dann Schluss oder das Leben ist dazwischen gegrätscht und ich hatte keine Zeit und so weiter. Und dann war ich eine ganze Weile selbstständig und naja, du hast schon gelacht. Ich bin dann IT Trainerin geworden, Null zum Schreiben gekommen, in der Schweiz IT-Trainerin selbst und ständig unterwegs und bin dann zwischendurch auch noch geheadhuntert worden und war eine ganze Weile bei einer großen Versicherung in München als Freelancerin und da war irgendwann der Punkt erreicht wo ich gedacht habe ich habe keine Lust mehr auf Unternehmensberater, ich mag nicht mehr in München sein, ich wollte nach Hause zurück. Und ich hatte endlich einen kleinen Batzen Geld zur Seite geschafft, wo ich dachte, so, jetzt steigst du aus. Ein Jahr lang lebst du von deinen Ersparnissen und schreibst das Buch. Und das habe ich gemacht. Ich bin also Ende 2013 dann nach Köln zurück und habe dann versucht, das ganze mal ein bisschen systematischer aufzuziehen und habe als erstes mal ein Buch über das Schreiben gelesen, und zwar von James N Fry „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt.“ Ich glaube, ich habe es gar nicht zu Ende gelesen, aber nach den ersten paar Kapiteln war mir schon klar, warum das bis dahin immer gescheitert war mit dem Romaneschreiben. Denn da drin stand: „Lern erstmal deine Figuren kennen“ – und wie macht man das? Man schreibt Biografien, zumindest mal über die Hauptfigur oder die Hauptfiguren und vielleicht auch über die wichtigste Nebenfigur. Erst wenn das passiert ist, kann man loslegen, wenn der entsprechende Plot steht. Und dann habe ich gedacht: Sei doch nicht schlauer als die Profis, hab das gemacht und dabei ist ein erster Entwurf von „Niemand wird dich hören“ entstanden.
Das war dein erstes Buch.
Und dann habe ich einen zweiten Move gemacht, der glaube ich, auch wichtig ist. Ich hab´das jemandem gegeben, der nicht mit mir befreundet war. Ganz wichtig, weil alle Freunde, Bekannte oder Eltern sagen: „Och Kind, du schreibst so schön.“ Dieser jemand, ich kann ja den Namen vielleicht auch nennen, es ist der Ulrich Noller gewesen vom WDR. Mit dessen Tochter habe
ich zusammen in einem Bioladen gearbeitet zu dem Zeitpunkt. So kommen dann die Verbindungen und es hat mich auch echt was gekostet. Also ich habe gedacht, er sagt er habe keine Zeit dafür, aber der war sehr nett, hat das gelesen, hat es mir zurückgegeben und gesagt: „ Ja du hast Talent, aber das ist kein Krimi, sondern du machst da immer ganz viele Türen zu so einem Krimi auf und dann machst du die sofort wieder zu. Mein Tipp: Bau den zweiten Handlungsstrang ein, erfinde dir da einen Kommissar, der diese Frau auf ihrer Reise begleitet, das ist ein bisschen auch eine Art Roadmovie in die Vergangenheit der Protagonistin und dann gibst du es mir nochmal.“ Und das war dann anderthalb Jahre später und ich hab´ das gemacht und er fand es so gut, dass er gesagt hat, ich geb´ das mal einer Bekannten, die ist Agentin. Ich kann dir nichts versprechen. Und das hat funktioniert.
Es ist wirklich seltsam, dass sich diese Geschichten so ähneln. Also mein erster Roman ist auch von einer Lektorin begutachtet worden, und die hat auch gesagt: „Das ist ja grauenvoll, aber ich sehe eine Chance, ich sehe irgendwo, dass das klappen könnte.“ Das ist ja auch viel Handwerk. 2018 hast du dann dein erstes Buch veröffentlicht. 2023 folgte dann Teil 2 „Seelenkalt“. Warum hat es so lange gedauert?
Also in der Zwischenzeit ist mir das Geld ausgegangen, sodass ich irgendwann auch mal wieder anfangen zu arbeiten musste und 2017 habe ich einen Job in einem Theater angenommen, in Teilzeit. Aber ein Kulturbetrieb saugt und saugt und saugt, und dann wird aus Teilzeit schnell Vollzeit, dann ist meine Mutter krank geworden. Das war das Jahr, wo wir sie ins Heim geben mussten, das Haus auflösen mussten. Meine Beziehung ist da drüber nach 15 Jahren in die Brüche gegangen. Also 2017 kann man mal so ein bisschen aus dem Kalender streichen und ich hatte zwar angefangen, bin aber stecken geblieben. Das sollte Band 2 werden mit den gleichen Protagonisten, und für die weibliche Hauptfigur wäre das ein Sprung in die Staatsanwaltschaft gewesen und ich bin damit nicht zurecht gekommen. Alles in mir hat sich gegen diese Staatsanwaltsgeschichte gesträubt, ich hatte schon keine Lust das zu recherchieren. So hab ich wirklich festgesteckt und dann kam meine Agentin – ich glaub es war Anfang 2018 oder so oder noch ein bisschen später – und hat gesagt plotte das noch mal neu und ob ich mir vorstellen könnte das Team zu wechseln. Weil auch so ein bisschen der Gedanke dahinter war, vielleicht auch damit den Verlag zu wechseln und ein anderer Verlag kauft ja keinen zweiten Teil von irgendwas. Ob ich mir denn vorstellen könnte, 2 Frauen ins Rennen zu schicken. Und das war wie ein Befreiungsschlag. Ich habe gesagt: „Oh ja, 2 Frauen, super. Und habe eine gewählt, die ungefähr so alt ist wie ich, das ist dann so ein Selbstläufer und eine, die so um die 15-20 Jahre jünger ist und ein bisschen noch am Anfang ihrer Karriere steht. Daraus ist dann „Seelenkalt“ entstanden.