Im Dezember haben wir uns mit Claire Larsen, hinter dem Pseudonym das Schriftstellerpaar Claudia Schwindt und Lars Neger stecken, gesprochen und ein äußerst intensives Gespräch über die Leidenschaft zum Schreiben geführt. In der aktuellen, inzwischen 53. Folge, unseres Podcast lernen wir Claire Larsen genauer kennen, erfahren vieles über ihr Leben, ihr gemeinsames literarisches Vorbild und ihre Liebe zu Büchern, über die bewusste Entscheidung als Selfpublisher zu veröffentlichen und über Lars´ Obsession zur intensiven Recherche.
Veranstaltungshinweis: Sie sind auch bei der Buchmesse am Mittelrhein vom 25. Und 26. Januar in der Sayner Hütte dabei und am 23. Januar dürfen Spannungsliteraturbegeisterte sie bereits bei einer Lesung in der Alten Villa hinter der Sayner Hütte in Bendorf live erleben.
NEXT AutorInnen Plausch mit Claire Larsen
Einen Auszug des interessanten Gesprächs zwischen Moderator Dieter Aurass und Claire Larsen lest ihr hier. Das komplette Interview könnt ihr euch im Podcast anhören.
Hier der Link/QR Code zum Podcast
Wie kam es dazu, dass ihr, die ihr ja ganz normale Berufe hattet, angefangen habt zu schreiben und das nun neben dem Lektorat zu eurem Hauptberuf gemacht habt?
Wir waren unzufrieden mit dem Berufsleben, wie es uns so die letzten Jahre begleitet hat und haben uns dann irgendwann gesagt: Lasst uns das machen, was uns glücklich macht und was wir auch können. Es war eine bewusste Entscheidung, entgegen vieler Widerstände, auch was finanzielle Einbußen angeht, aber es hat sich gelohnt für uns. Wir sind oder waren selten glücklicher als aktuell. Jeder kennt diesen Spruch: Tu das was du liebst, dann wirst du keinen Tag mehr arbeiten. Ja, arbeiten muss man trotzdem noch, aber glücklich sind wir definitiv damit und ich muss dazu sagen, ich hätte nie publiziert, glaube ich, wenn ich Lars nicht begegnet wäre.
Wir haben uns durch einen Zufall kennengelernt, auf einer ganz schnöden Dating App, die auch keiner kennt. (lacht) (..)
Da könnte ich jetzt noch stundenlang über euer Kennenlernen reden, aber wir haben andere Themen, vor allem müssen wir über euer Erstlingswerk reden. Ihr habt ja jetzt erst einen Roman gemeinsam veröffentlicht, den Roman „Neunzehn Jahre“, den ich gelesen habe. Und das ist selten, dass ich ein Buch vorher gelesen habe von jemandem, den ich hier interviewe und von dem ich begeistert war, das kann ich schon mal vorweg sagen… Der Roman „Neunzehn Jahre“ spielt in der fiktiven amerikanischen Kleinstadt Eden Lake. Als allererstes interessiert mich: Warum in den USA?
Wir haben ganz schnell festgestellt, dass es ganz viele liebe Kollegen gibt, die regional schreiben oder auch in Deutschland bleiben mit ihren Geschichten. Davon gibt es viele, die machen ihren Job auch wunderbar. Aber das war uns persönlich zu langweilig und dieses Buch und auch der Schauplatz ist leider Gottes durch die Pandemie entstanden. Der erste Lockdown kam, und unser allererstes gemeinsames Projekt, das über einen Verlag veröffentlicht werden sollte, das lustigerweise in Deutschland gespielt hätte und von einer Pockenpandemie handelte, als der Verlag dann sagte: Seid mir nicht böse, bringe ich gerade nicht, kann ich nicht veröffentlichen. Da war die große Traurigkeit im Hause Larsen ausgebrochen und Lars wollte aufhören zu schreiben. Er hat gesagt: Jetzt habe ich so viel Kraft und so viel Energie nach „Eden“, so hieß das Buch, investiert, jetzt wird es nicht veröffentlicht, ich habe keine Kraft mehr. Es war wirklich auf den letzten Metern, also wir hatten die Zusage des Verlegers und er war wirklich begeistert …
Nach diesem letzten Rückschlag habe ich wirklich gesagt, ich habe keinen Bock mehr, ich arbeite nach meinem normalen regulären Job Manuskripte aus mit viel Herzblut. Ich habe genug, ich lass es. Und dann kam die junge Dame neben mir.
Um die Frage zu beantworten. Wir haben vor einem Globus gesessen, aus Spaß, unabhängig von dem, was passiert war, und haben uns gefragt, wenn wir jetzt könnten, wohin würden wir gerne reisen, wo würden wir gerne Urlaub machen? Wir haben beide gesagt: Eigentlich würden wir uns Main gerne mal angucken. Und ich wollte verhindern, dass Lars aufhört zu schreiben und bin dann abends ins Schlafzimmer, habe so eine Packpapierrolle ausgerollt durchs ganze Schlafzimmer und habe die Storyline zu diesem Roman entwickelt. Innerhalb von 6 Stunden, und habe es extra in die USA geparkt, extra nach Main, weil es eine ganz große Verneigung vor Stephen King ist. Es blieb keine andere Option, dahin zu gehen. Weil wir so viel über King sprechen und weil wir so viel auch von ihm in unsere Arbeit mit aufgenommen haben. Nicht, wie er schreibt, aber was er über das Schreiben denkt und was er fühlt, wenn er schreibt und wie er das Schreiben sieht. Das ist eine Verneigung. Das kann man wirklich so sagen.
Ich finde das ja toll. Also es wird ja immer wieder gesagt: Die kopieren den oder die kopiert die Autorin. Das ist ja Blödsinn eigentlich. Man hat Vorbilder, wenn man jemanden mag oder jemanden bewundert und dann sagt: So würde ich auch gerne schreiben. Dann ist das doch das beste Ziel.
Jeder Schriftsteller wird im Zuge seiner Karriere schon ganz früh, wenn man im Leben mit dem Schreiben anfängt und mit dem Lesen auch, unterbewusst beeinflusst und man kann sich da gar nicht von freisprechen. Bei uns war, nachdem wir vor dem vor dem Globus saßen, auch relativ schnell klar, wir machen diesen Schritt jetzt einfach mal und setzen eine Geschichte in die USA. Warum nicht? Wir leben im 21. Jahrhundert und Google ist ein unfassbar mächtiges Tool, das uns dazu befähigt zu recherchieren, mit Menschen in Kontakt zu treten. Und das größte Übel, das man uns beiden antun kann, ist wenn ´ne Geschichte langweilt, wenn uns ´ne Geschichte nicht packt. Ich bin zum Beispiel jemand, ich lese alle Genres, ich lese Karen Slaughter, Stephen King, Charles Bukowski, den liebe ich heiß und innig. Ich lese aber auch Nicolas Sparks. Wenn mich die Geschichte ab Seite 30, das ist so meine magische Grenze, packt und wenn sie irgendein Gefühl in mir triggert, dann bleibe ich dabei und das ist die Magie von Büchern, die ist für mich nicht Genre abhängig und für mich ist ganz klar: Es darf nicht langweilig sein, es muss mich irgendwie packen – und uns selbst beim Schreiben auch eben nicht langweilen. (…)