In der dreißigsten Folge haben wir uns mit einem Autor getroffen, der in der Nähe von Trier lebt, aber deutschlandweit bekannt ist. Der Bestseller-Autor Arno Strobel war anlässlich seiner Buchvorstellung seines neuen Thrillers „Der Trip“ bei der Veranstaltungsreihe „Lesen mit Aussicht“ in Koblenz zu Gast.
Vor seinem Campingwagen mit dem er angereist ist, haben wir uns mit ihm unterhalten, unter anderem über seine Anfänge, seinen großen Erfolg und wie er diesen für die Gesellschaft einsetzt.
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(29) NEXT AutorInnen Plausch mit Bestseller-Autor Arno Strobel – YouTube
Ihr Berufswunsch als Kind war Pilot, Sie haben jahrelang in der IT-Branche gearbeitet und kamen eigentlich erst recht spät zu dem Beruf Schriftsteller. Wann und vor allem wodurch entstand dieser Wunsch zu schreiben?
Der Wunsch zu schreiben, entstand sicherlich dadurch, dass ich von Kind an sehr gerne gelesen habe. Ich habe Bücher gefressen, mein Leben lang. Da war es naheliegend einmal auszuprobieren, ob man vielleicht selbst schreiben kann, wenn man so viel gelesen hat. Ich war fast 40 als ich begonnen habe, erste Kurzgeschichten zu schreiben. Ich habe dabei gemerkt, dass meine Kurzgeschichten sehr gut angekommen sind. Zum zweiten, dass es großen Spaß macht, sich Geschichten auszudenken und Figuren darin agieren zu lassen. Sodass ich dann auch dabei geblieben bin. Nach etwa einem Jahr habe ich mich an das erste große Projekt getraut. An meinem ersten Buch habe ich rund 3 Jahre geschrieben und habe dann nochmal 2 Jahre gebraucht, bis ich einen Verlag gefunden habe, der es veröffentlicht hat. Das war damals der dtv mit dem Buch „Magus. Die Bruderschaft“. Es ist relativ schnell sehr erfolgreich geworden. Was mich selbst überrascht hat. Was mich tatsächlich immer noch überrascht. Jedes Mal, wenn es dann funktioniert mit einem Buch. Aber es wurde so erfolgreich, dass ich meinen Job als ITler in Luxemburg in einer Bank nicht mehr gemeinsam mit dem Schreiben ausführen konnte. Ich musste mich für einen der Berufe entscheiden. Und ich habe mir gedacht: Ich versuche es mal als Autor. Das war Ende 2013. Seitdem bin ich hauptberuflich Autor und ich habe es noch keinen Tag bereut.
Das glaube ich. Davon träumt wohl jeder Schriftsteller. Hat sich denn etwas am Schreiben geändert, nachdem das erste Buch zum Bestseller wurde?
Also wenn sich etwas geändert hat, dann ist es der Druck, den ich mir selbst gemacht habe. Von außen habe ich keine großartige Veränderung gespürt. Außer der Tatsache, dass die Leserschaft immer größer wurde. Das hat mir persönlich Druck gemacht. Ich habe an mich immer die Erwartungshaltung zum einen, dass das aktuelle Buch mindestens so gut wird, wie das vorherige, aber auch, dass meine Bücher nicht alle wie aus einem Guss erscheinen. Sprich, dass wenn man eins kennt, dann alle kennt. Ich versuche immer Nuancen reinzubringen. Das kann natürlich dazu führen, dass Menschen die eins, zwei Bücher von mir gelesen haben, plötzlich eins in der Hand haben, das ein wenig anders ist, die dann sagen: „Das gefällt mir jetzt nicht so gut.“ Aber das Risiko muss ich eingehen. Das gehe ich auch gerne ein, weil ich mich einfach gerne ausprobieren möchte. Auch jetzt noch. Alles andere wäre mir zu stumpf, zu langweilig.
Sie engagieren sich stark für den Weißen Ring e.V. geben viele Benefiz-Veranstaltungen, wo Geld gespendet wird. Können Sie unseren Leserinnen und Lesern einmal kurz erklären was der Verein macht und auch wie Sie dazu gekommen sind, sich dafür zu engagieren?
Der Weiße Ring ist eine Organisation, die sich um Opfer kümmert. Um Opfer, in der Regel von Gewaltverbrechen. Wir leben leider Gottes in einer Tätergesellschaft. Klingt vielleicht dramatischer… nein, es ist schon dramatisch. Wir leben wirklich in einer Tätergesellschaft. Das heißt, unser Fokus, grade bei Gewaltverbrechen, ist sehr stark auf den Täter oder die Täterin gerichtet und auf die Resozialisierung. Was grundsätzlich richtig ist. Weil Resozialisierung bedeutet automatisch auch Prävention für weitere Verbrechen. Wenn ich schaffe einen Täter zu resozialisieren, dann bewahre ich andere Opfer vor Übergriffen. Das ist das eine. Leider Gottes vergessen wir dabei aber meist die Opfer. Die Opfer werden relativ schnell von unserer Gesellschaft im Regen stehen gelassen. Oft hochtraumatisiert, nicht selten hochgradig suizidgefährdet durch das, was sie erleben mussten, werden sie von uns kolossal allein gelassen, während wir uns jahrelang, während des gesamten Strafvollzugs – wenn es überhaupt so weit kommt – um die Resozialisierung des Täters kümmern. Und das ist meines Erachtens für mich ein schreckliches Ungleichgewicht. (…) Und da greift der Weiße Ring ein, indem er sie da abholt, wo wir sie alleine lassen, betreut sie, besorgt Therapien, und so weiter. Aber dazu braucht es natürlich auch Geld. Das der Weiße Ring nicht vom Staat bekommt – Wieder versagen wir als Gesellschaft – sondern ist auf private Spenden angewiesen. Da komme ich ins Spiel. Ich hatte mit meiner Schreiberei so viel Glück, dass das so erfolgreich geworden ist – und es gehört definitiv Glück dazu, Talent allein reicht nicht. Ich hatte so viel Glück, dass es erfolgreich geworden ist, dass ich die Verpflichtung habe, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Von dem was ich habe. (…)
Mehr aus dem Gespräch zwischen Arno Strobel und NEXT-Chefredakteurin Katharina Göbel-Backendorf könnt ihr euch online auf Anchor, Spotify etc oder auf unseren sozialen Kanälen anhören.