In der aktuellen Folge haben wir mit der Schriftstellerin Brigitta Dewald-Koch gesprochen. Brigitta wurde in der Nähe von Trier geboren, und lebt inzwischen in der Landeshauptstadt Mainz. Sie wollte schon als Kind Journalistin werden und hat sich dann für das Studium zur Sozialwissenschaftlerin entschieden, das sie auch eine Zeit lang nach Koblenz getrieben hat. Ihr erstes Buch „Nur einen Sommer lang“ wurde 2003 veröffentlicht, zuletzt ist „Die Reise nach Venedig“ erschienen. Sie schreibt psychologische Romane und Familienromane.

Einen Auszug des interessanten Gesprächs zwischen Moderator Dieter Aurass und Brigitta Dewald-Koch lest ihr hier. Das komplette Interview könnt ihr euch im Podcast anhören.

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Erzähl uns bitte, um was es in deinem ersten Buch ging und was kann ich mir unter psychologischen Romanen vorstellen?

Mich interessiert die Veränderung. Denn, wenn sich in einem bisher funktionierenden System etwas ändert, verändert sich das gesamte System. Das heißt, Paare ändern sich, in der Familie ändert sich was oder unter Freunden ändert sich was und ich finde es spannend zu sehen, wie gehen die Beteiligten damit um? Im ersten Buch, um das als Beispiel aufzugreifen, hat ein junges Paar miteinander gelebt, hat sich gut verstanden, fand sich ganz toll und wollte heiraten. Und plötzlich kriegt sie Panik vor diesem Schritt zu heiraten und haut ab, auf eine Nordseeinsel. Dort ist sie völlig anonym und versucht herauszufinden, wovor sie weggelaufen ist, was ihre Angst gewesen ist. Und sie hat natürlich in der Familie, bei ihrem Freund, alles durcheinandergebracht, weil keiner weiß, wo sie ist Und sie ist auf dieser Insel und hat Schuldgefühle und hat auch ein ganz mieses Gefühl und lernt einen Insolaner kennen. Und mit ihm versucht sie sozusagen herauszufinden, wer sie ist. Das hat immer auch etwas mit der Familiengeschichte zu tun, mit dem, wie wir Erfahrungen machen, wie wir Erfahrungen verarbeiten, ob wir auf etwas zugehen oder eher zurückgehen. Genau das interessiert mich bei meinen Figuren

Rührt das Interesse aus deinem Studium her? Ich muss ganz ehrlich sagen, ich kann mir unter Sozialwissenschaftlerin nicht viel vorstellen…

Klar, mich interessiert der Blick auf die Welt, auf das, was, was in der Welt, in den Figuren vor sich geht. Wenn wir jetzt aktuell Trump nehmen oder Putin: Was geht in solchen Menschen vor und was lösen sie bei ihrem Gegenüber aus? In der Art und Weise, wie sie auftreten, was macht das mit Menschen, die sich schwach fühlen, die sich unterlegen, die sich ausgegrenzt fühlen, welche Hoffnungen löst es in ihnen aus? Und wie bestimmt das dann ihre Art des Blicks auf die Welt? Sozialwissenschaftlerin heißt, ich habe Soziologie, Psychologie, Pädagogik studiert. Ich habe sozusagen einen unterschiedlichen Blick auf das, was mich umgibt. Ich habe auch lange Jahre eine Beratungsstelle geleitet für Menschen in Trennungs- und Scheidungssituationen und habe natürlich auch dort sehr viel erlebt. Davon, wie Menschen mit Krisen umgehen und wie Krisen Menschen verändern. Es gibt die einen, die ganz forsch sind und die sagen: „Gut, das ist jetzt schiefgegangen, ich gehe jetzt was Neues an, hatte ich ohnehin vor, kommt mir gerade recht“ und andere zerbrechen daran und verlieren den Boden unter den Füßen. Und da zu schauen, wie kann man auch diesen Menschen einen Blick für das geben, was sie sind, für ihre Stärken, die sie ja haben, die sie aber nicht kennen. Und von denen sie nichts wissen, weil die Umgebung ihnen nie ermöglicht hat, ihre Stärken kennenzulernen oder weil die Umgebung ihnen deutlich signalisiert hat: Du kannst nichts, du bist nichts. Das ist etwas, zum Beispiel, was ich in meinen Schreibwerkstätten feststelle: Da sind Menschen, die in frühester Jugend die Erfahrung gemacht haben, dass die Lehrer gesagt haben: Du kannst überhaupt nicht schreiben, du hast keinen Bezug zum Schreiben, du hast kein Gefühl für Schreiben, für Literatur und die jetzt in der Gruppe erleben, dass sie unglaublich viel Beifall bekommen für das, was sie tun und die zum ersten Mal feststellen: Es stimmt gar nicht. Sie sind nicht diejenigen, die sich geirrt haben, sondern die Lehrer haben sich geirrt, weil sie einfach einen von sich geleiteten Blick auf diese Schülerinnen und Schüler hatten, aber nicht den Schülerinnen die Möglichkeit gegeben haben, sich zu entwickeln, zu entfalten in dem, was sie können. Das ist etwas, was ich auch in meinen Büchern aufgreife, dass ich deutlich machen will. Es ist eine Krise da, es ist eine Situation, die erstmal den Boden unter den Füßen wegnimmt, aber dann kann man darauf zugehen und überlegen, was kann ich jetzt tun und was bringt das mir und wie erlebe ich mich neu in dieser Situation?

Also ich denke mal, dass Lehrer, gerade Deutschlehrer, da noch ein bisschen Hilfe benötigen würden, ihren Blick zu erweitern. Ich habe das in Schreibgruppen auch schon gemerkt, dass das Altersspektrum von Jung bis Alt geht und das Spektrum dessen, was die Leute gerne schreiben möchten, geht von Fantasy über Liebesromane bis hin zu Krimi oder Horror. Und ich habe festgestellt, es ist gar nicht so einfach, dass ich mich eben auch in Genres, die ich normalerweise gar nicht lesen würde, mal reindenke und einen Text ganz anders beurteile und nicht nach dem, was ich gerne lese und was ich gerne mag. Also das ist sicherlich nicht so einfach. Würdest du deine Bücher, wie zum Beispiel „Sturm und Stille“, auch als eine Art Anleitung oder Leitfaden zur Selbstfindung verstehen? Ist das ein Effekt, den du erreichen möchtest?

Nein, also das ist es nicht. Ich möchte zuallererst, dass meine Bücher die Menschen unterhalten und dass sie sich gut dabei fühlen, dass sie einfach in eine Geschichte eintauchen und dass sie vielleicht auch sich identifizieren mit der einen oder anderen Figur. Und dann, so ist es mir bei allen Büchern passiert. Bei den Lesungen haben die Leute gesagt, war ich ganz schnell bei mir und hab mich gefragt, wie würde ich in dieser Situation handeln, was hätte ich getan? Ist es mir sympathisch, was einer macht oder lehne ich das vollkommen ab? Und das finde ich ganz schön, wenn ein Buch zur Diskussion mit sich selbst und anderen anregt.

In der aktuellen Folge haben wir mit der Schriftstellerin Brigitta Dewald-Koch gesprochen. Brigitta wurde in der Nähe von Trier geboren, und lebt inzwischen in der Landeshauptstadt Mainz. Sie wollte schon als Kind Journalistin werden und hat sich dann für das Studium zur Sozialwissenschaftlerin entschieden, das sie auch eine Zeit lang nach Koblenz getrieben hat. Ihr erstes Buch „Nur einen Sommer lang“ wurde 2003 veröffentlicht, zuletzt ist „Die Reise nach Venedig“ erschienen. Sie schreibt psychologische Romane und Familienromane.

Einen Auszug des interessanten Gesprächs zwischen Moderator Dieter Aurass und Brigitta Dewald-Koch lest ihr hier. Das komplette Interview könnt ihr euch im Podcast anhören.