Moderation Dieter Aurass
Schon zum siebenundzwanzigsten Mal haben wir uns mit dem regionalen Autor Pitt Elben anlässlich unseres Podcast unterhalten. Diesmal mit einem ganz besonderen „Jungautoren“. Denn der Begriff hat wenig mit seinem Lebensalter, viel mehr mit seiner Erstveröffentlichung zu tun. Mit „Zaunkönigszeit“ beschreibt er eine Zeitreise in ein Eifler Bauerndorf Mitte der 60er Jahre. Im sehr interessanten und symphytischen Gespräch spricht er mit Moderator und Krimiautor Dieter Aurass über seine Heimat in der Eifel, seinem einstigen Beruf als Förderschullehrer, der sehr viel mehr war, als „nur“ eine Anstellung als Lehrer und wie er dazu kam so spät ein Buch zu schreiben.
Das ganze Gespräch könnt ihr euch auf den gängigen Streaming-Portalen wie u.a. anchor und spotify oder über unsere sozialen Kanäle anhören.
Hier der Link NEXT AutorInnen Plausch • Ein Podcast auf Anchor
Erzähl´uns doch zunächst einmal etwas über dein Buch. Wann ist es erschienen, worum geht es?
Das Buch heißt „Zaunkönigszeit“ und ist eine Zeitreise in ein Eifler Bauerndorf Mitte der 60er Jahre. Als mit Bau der Eifelautobahn, also der heutigen A48, plötzlich vieles in Frage stand, was über Generationen selbstverständlich schien: Die kleinen Höfe starben, man rodete die Hecken zwischen den Feldern. Die Flurbereinigung zerstörte die Natur. In der Kirche wurde Latein als lethogische Sprache von deutsch abgelöst, in der Schule aber mussten die Kinder plötzlich lateinische Fachwörter gebrauchen. Aus heutiger Sicht also komplett widersprüchlich. Es geht im Buch um Veränderungen, wie Menschen damit fertig wurden und um den schleichenden Verlust von Heimat.
Du sagst Eifeldorf. Ist das eine Anlehnung an deine ursprüngliche Heimat Rübenach?
Ja, sicherlich. Das kann und will ich auch gar nicht verleumden. Zaunheim, was übrigens eine frühere Wüstung war, im Mittelalter existenter Weiler auf diesem Gebiet (Es gibt auch heute noch eine Zaunheimer Straße im Industriegebiet), das ist natürlich Rübenach. Ich habe mich aber dafür entschieden, diesen fiktiven Namen zu wählen, weil damit einfach vieles, was ich an Freiheiten habe, möglich ist und es dann nicht so dokumentarisch klingt. Das hat natürlich viele Vorteile für mich als Autor.
Wie kamst du denn dazu, dass du noch in dem späten Lebensabschnitt entschlossen hast, einen Roman zu schreiben – und wie lange hast du daran gearbeitet?
Die Idee für diesen Roman hatte ich schon lange. Aber so lange ich berufstätig war, fehlte mir einfach die Muße dazu. Als Kind habe ich die Zerstörung einer Schilfaue im Dorf schmerzlich erlebt. Für uns war es der wildeste Spielplatz der Welt, für die Erwachsenen aber war es ein Ärgernis, ein Dreckloch, das man zu Geld machen konnte. Zu Bauplätzen für eine Schule, einen Sportplatz. Heute, grade in dieser Zeit, wäre dieser Schilf ein absolut schützenswertes Biotop. Damals aber war es nur störend für die Erwachsenen. Was für uns Kinder im Zeitraffer passierte, der Schilfbrand, der Bau der Autobahn, die Neuerungen in der Kirche und der Schule, das fand ich aufwühlend ohne es damals wirklich zu verstehen. Erst als ich während meines Studiums in Köln die Folgen der 68er Unruhen erlebe, begriff ich schon früher in meinem Heimatdorf Rübenach hatte es Vorzeichen für Erschütterungen gegeben. A ich dann im Ruhestand endlich Zeit hatte darüber zu schreiben, habe ich es dann auch angepackt. Es hat etwa vier Jahre gedauert von der ersten Idee bis zum fertigen Skript.
War es ein Problem einen Verlag zu finden?
Ja, das war ein Problem. Ich hatte glücklicherweise zwei Werkstatt-Lesungen 2019, da das Kultursommer-Thema „Heimat“ war. Das ermöglichte es mir an zwei Orten, meinem jetzigen Wohnort Bad Kreuznach und in Koblenz ein Stück weit zu überzeugen, dass man sowas mal riskiert. Aber trotzdem, da ging ja dann mit Corona alles zu. Kleine Verlage starben, ich hatte eine Einladung gehabt für Leipzig zur Buchmesse. Aber die wurde dann ja dreimal in Folge abgesagt. Insofern bin ich jetzt ganz glücklich, nach einer längeren Zeit der regionalen Suche, in Bad Kreuznach eine Verlegerin gefunden habe.
Wenn es heißt „Das war mein erstes Buch“ dann hoffe ich doch ganz stark, dass es auch ein zweites geben wird, oder?
Da bin ich noch am Zweifeln. Aber ich bin jetzt auch erstmal dankbar dafür, dass dieses Skript nicht in der Schublade landet und einen Verlag gefunden hat. Ich freue mich jetzt erst einmal auf die Lesungen. Es gibt schon drei Termine und ich freue mich sehr auf die Reaktion der Leser. Deshalb mache ich mir da noch keine weiteren Pläne für etwas Zukünftiges…
Mehr aus dem Gespräch zwischen Dieter Aurass und Pitt Elben findet ihr online auf Anchor, Spotify etc oder auf unseren sozialen Kanälen
Save the date: Am 11. Oktober, 19 Uhr, ist Pit Elben in der Stadtbibliothek Koblenz zu erleben!