NEXT AutorInnen Plausch • Ein Podcast auf Anchor
Moderation Dieter Aurass
Wir sind bereits bei der achtundzwanzigsten Folge unseres Podcast angelangt. Diesmal haben wir uns mit Ingo Bartsch, der heute im Rhein-Main Gebiet lebt, anlässlich seiner Lesung in der Stadtbibliothek Koblenz unterhalten. Der Autor, der bekannt geworden ist durch seine letzten humoristischen angelegten Bücher „Opakalypse“ und „Schunkelgate“, erzählt uns von seiner Tätigkeit als „Berufsschreiber“: was dahinter steckt und weshalb er sich bewusst umorientiert hat. Wir erfahren von ihm mehr über die Form des therapeutischen Schreibens und seine Abneigung Exposès zu verfassen.
Das ganze Gespräch könnt ihr euch auf den gängigen Streaming-Portalen wie u.a. anchor und spotify oder über unsere sozialen Kanäle anhören.
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Du verarbeitest soziale Themen auf schaurig komische Weise mit einem Augenzwinkern. Mit Passagen, die zum Nachdenken anregen, aber oft auch sehr lustig sind. Ist das deine Art die Themen, die dir offensichtlich wichtig sind, zu verarbeiten oder offen gesagt: schreibst du dir den Frust über soziale Missstände von der Seele?
Ja, es ist therapeutisches Schreiben. Auf jeden Fall. Ich wüsste nicht, was ich machen würde, wenn ich nicht schreiben würde. Hoffentlich nichts Schlimmes. Aber es ist schon so, dass das was mich umtreibt, was ich wahrnehme und kritisch hinterfrage, natürlich in meiner Prosa auftaucht.
Es ist dein ehemals beruflicher Hintergrund über den du schreibst. Aber du bist heute auch – außer Schriftsteller – hauptberuflich Sozialarbeiter und Einrichtungsleiter. Was machst du genau?
Ich habe umgeschult. Ich wusste nach dem Jahr in der Pflege, dass ich nicht in die Pflege will. Es ist eigentlich ein schönes Berufsfeld, aber es ist wirklich ein Knochenjob. Und wenn ich das bis ins hohe Alter machen muss, droht mir, wenn ich Pech habe, die Rente mit 80 oder was auf mich zukommt… Aber die Richtung war gut und so habe ich Soziale Arbeit studiert. Mit die beste Entscheidung meines Lebens. Das war fantastisch. Ich habe für mich gewusst, ich will nichts mit Kindern zu tun haben. Ich habe selber welche. Für mich ist okay: alt, psychiatrisch, suchtkrank, sterbend. Dann habe ich zunächst ein Praxissemester in der psychiatrischen Tagesstätte gemacht und bin dann in die Eingliederungshilfe mit geistlich behinderten Menschen gelandet. Dort bin ich dann geblieben und bin jetzt zur Leitung befördert worden.
Da bleibt aber nicht mehr viel Zeit zum Schreiben oder?
Die bleibt schon noch. Aber die ist dann eben in unangenehmen Bereichen. Von 22 Uhr bis Mitternacht. Oder von 5 Uhr morgens bis 7 Uhr. Der Job verdrängt also quasi das Hobby. Das ist aber normal.
Du schreibst aktuell, nach eigenen Angaben, an einem Krimi. Kannst du uns mehr verraten?
Jein. Mit der Tendenz zu Nein. Da müsste ich jetzt mi meiner Agentin telefonieren was ich sagen darf und was nicht. Das ist tatsächlich der Hintergrund: meine Agentin kam irgendwann an und meinte, dass sie einen Verlag hat, der jemanden sucht, der eine Krimireihe entwirft und schreibt auf einem sprachlich etwas höheren Niveau und sie habe da sofort an mich gedacht. Und dann habe ich angefangen. Ich habe vorher noch nie einen Krimi geschrieben.
Aber du hast angefangen, du bist dabei. Hast du eine Vorstellung wann er fertig sein wird? Ich will ja gar nicht in die Einzelheiten gehen…
Ich kann da schon ein bisschen was zu sagen: Ich muss mich im Prinzip immer nach dem Zeitmanagement meiner Agentin richten. Logischerweise. Ich bin dann unproduktiv und irgendwann kommt eine Mail von ihr mit der Pistole auf die Brust. In der Phase sind wir jetzt. Ich habe jetzt auf der Zugfahrt nochmal das, was sie angemerkt hat, umgesetzt. Dann muss ich das Exposé noch schreiben. Und ich habe überhaupt keinen Bock das zu tun. Exposé schreiben ist echt kacke. Aber ich habe eine fantastische Agentin, die Anabelle Assafvon der Literaturagentur connACT in Köln. Die ist mega. Ich werde ihr ein Exposé schicken und sie macht ein gutes draus. Und dann bin ich mal gespannt, was draus wird…
Wir dürfen uns drauf freuen. Ich bin sehr gespannt. Auch in welche Richtung es geht. Darfst du das schon verraten?
Es ist schon eher cozy crime. Aber düster.
Mehr aus dem Gespräch zwischen Dieter Aurass und Ingo Bartsch findet ihr online auf Anchor, Spotify etc oder auf unseren sozialen Kanälen