Moderation Dieter Aurass
Auch die zwanzigste Folge unseres Podcast haben wir in der Stadtbibliothek Koblenz aufgenommen. Diesmal zu Gast: Ernst Heimes. Der von der Mosel stammende Schriftsteller und Koblenzer Buchhändler hat eine erstaunliche Vita über die er ausführlich mit Moderator Dieter Aurass spricht. Auch über seine Erfahrungen als Kabarettist oder die Herausforderungen einer kleinen Buchhandlung zwischen Online-Anbietern und großen Ketten erfahren wir Interessantes. Ebenso sehr spannend sind seine Recherchen zum Thema NS-Zeit, die viele seiner veröffentlichten Bücher prägen. Einen Auszug haben wir hier für euch zusammengestellt. Das komplette Gespräch lohnt sich in voller Länge anzuhören, über die gängigen Streaming-Portale wie u.a. anchor und spotify oder über unsere sozialen Kanäle.
Der Laie wird jetzt denken: Flugzeugmechaniker, Krankenpfleger, Schriftsteller das hat ja überhaupt nichts miteinander zu tun. Drei völlig unterschiedliche Bereiche. Haben denn diese Erfahrungen im Beruf auch dein Schreiben beeinflusst?
Ja, unbedingt! Ich habe das ja schon versucht zu betonen: Selbst meine halbjährige Arbeit als Bauhilfsarbeiter war eine wichtige Erfahrung im Nachhinein. Das war damals keine schöne Sache. Das muss man sagen. Also wenn der Chef kam, ging´s da aber rund auf der Baustelle, um es mal salopp auszudrücken. Das sind Erfahrungen, die man heute hat und wissensmäßig davon profitiert, die ich natürlich in mein Schreiben miteinbringe. In dem Roman „Der Sommer, der alles veränderte“ beginnt es ja eigentlich bei dem Protagonisten damit, dass er eine Ausbildung beim Militär macht – und zumindest da eine ähnliche Entwicklung macht, wie ich sie damals erlebt habe.
Das ist auf jeden Fall beeindruckend! In deiner Bibliographie habe ich dein riesiges Spektrum an Genres erfahren, in denen du schreibst. Das reicht ja von literarischen Dokumentationen über Romane zu Biografien, Lyrik und auch literarisches Kabarett. Was macht dir da die größte Freude oder wo sind deine aktuellen Schwerpunkte?
Es ist natürlich immer so, dass das am spannendsten ist, woran man gerade arbeitet. So ist es jetzt vielleicht auch. Abgesehen von meinem „Dauerthema“, wenn ich das mal so nennen darf, ein Thema, das ich seit über 30 Jahren inzwischen beackere: die Geschehnisse um das KZ Außenlager Cochem. Das ist etwas, was mich immer wieder einholt und wo ich permanent dran arbeite, was ich weiterentwickele und wo ich ständig drüber schreibe. Darüber hinaus sind es natürlich dann ganz aktuelle Bücher an denen ich arbeite. Im Moment ist das eine Familiengeschichte über Region, die sehr viel mit Recherche zu tun hat. Ich schreibe über zwei Großväter zum Beispiel, die ich beide selbst nicht kennengelernt habe und versuche deren Geschichte, die ich nun über Verwandte, über Dokumente, erfahren habe, aufzuarbeiten. Und da wo ich dokumentarisch nicht weiterkomme, wo die Recherche plötzlich zu Ende ist, tritt die Fiktion nach vorne. Das heißt dann schreibe ich auch fiktional weiter, überlege wie könnte das gewesen sein oder wie stelle ich mir vor, dass es gewesen sein könnte. Das und noch viel mehr befindet sich in dem neuen Buchprojekt (…)
Du hast seit fast 40 Jahren eine Buchhandlung. Wir sind in der Bibliothek, es gibt im Internet alles zu kaufen… Wo sind die Probleme heutzutage noch eine Buchhandlung – auch gegenüber den großen Ketten – zu führen? Lohnt sich das noch oder gibt es Alleinstellungsmerkmale durch die du überleben kannst?
Es war für mich und auch meine Mitinhaberin Frau Mendner, immer wichtig, dass wir und unsere Mitarbeiterinnen ein gutes Leben leben konnten – und zwar mit der Buchhandlung, nicht nur für die Buchhandlung. Also die Buchhandlung musste uns etwas zurückgeben für das was wir in sie investiert haben. Wenn es zu dem Punkt gekommen wäre, wo wir sagen, wir rackern nur noch für unsere Buchhandlung, dass die irgendwie über Wasser bleibt, dann hätten wir das aufgegeben. Weil das war nicht unser Ziel. Das Ziel war immer: ein gutes Leben leben! Und das haben wir glaube ich ganz gut hinbekommen mit der Buchhandlung, die ja seit 40 Jahren Anerkennung findet, die wirtschaftlich funktioniert und in der wir bis heute ziemlich viel Freude haben.
Die Kunst gegen große Ketten oder das Internet zu bestehen, ist wirklich beachtlich. Woran liegt das? Wie funktioniert es?
Eine Kunst besteht darin klein zu bleiben, überschaubar. Die Sache im Griff zu behalten. Es ging uns ja nicht darum, ein Imperium aufzubauen, sondern uns in einem gewissen Sinne selbst zu verwirklichen. (…)
Mehr aus dem Gespräch zwischen Dieter Aurass und Ernst Heimes findet ihr online auf Anchor, Spotify etc oder auf unseren sozialen Kanälen