Moderation Dieter Aurass

Die einundzwanzigste Folge unseres Podcast – wieder in der Stadtbibliothek aufgenommen – war sehr vielseitig. Die Journalistin, Pressesprecherin und Schriftstellerin aus dem Westerwald, Doris Litz ist in Neuwied wohnhaft und bringt viel Erfahrung mit. Das Schreiben ist quasi ihr tägliches Brot. Wir erfahren im Gespräch so einiges über ihre Vita, ihre Anfänge im Buchschreiben und wieso sie von der Brutalität ihrer Thriller etwas abkommen will. Ihr lest hier nur einen kleinen Teil des wirklich sehr interessanten Gesprächs, das sich in voller Länge anzuhören lohnt. Am besten geht das über die gängigen Streaming-Portale wie u.a. anchor und spotify oder über unsere sozialen Kanäle.

Dein erster Krimi „Spur der Rache“ ist alleinstehend. „Blutzeit“ ist dann aber Auftakt einer Reihe um die Koblenzer Oberstaatsanwältin Lina Saint-George. Erzähl´ uns ein bisschen über sie!

Ich hatte zwei Verlage, die sich für den ersten Krimi interessiert haben – und bei dem größeren, Bastei Lübbe, hat mich der Lektor nach Köln eingeladen, der dann gesagt hat: „Noch lieber wäre mir Sie würden mir etwas Neues schreiben.“ Das war zwei Tage vor meinem Urlaub und ich war völlig gefangen in den Figuren meines ersten Romans. Das wollte ich gerne fortführen. Aber dann habe ich gedacht: na gut, jetzt fährst du erst mal los und schreibst eben was Neues.

Es gibt da mehrere Impulse, die in das Buch eingeflossen sind. Ich komme aus Hachenburg und musste als Kind dort weg. Meine ganze Kindheit wollte ich zurück. Ich war auch mal kurz zurück. Aber das Leben hat mich dann woanders hin gebracht. Zwar nicht so weit weg gottseidank, aber ich habe es nie geschafft zurückzukommen. Und deshalb war es relativ schnell beschlossen, dass meine Hauptfigur nach Hachenburg zurückkehrt. Das ist ja das Schöne am Schreiben: Man kann mit seinen Figuren Dinge machen, die man selber nicht so umsetzen kann (…). Alles andere hat sich dann so ergeben.

Die Hauptprotagonistin ist auf jeden Fall eine sehr starke Frau. Aber ich habe mir dann auch die Frage gestellt: warum ausgerechnet Thriller, so relativ harte Krimis? Das Leben ist doch schon grausam genug. Was ist für dich die Faszination an Krimis und Thrillern?

Ich will da gar nicht von Faszination sprechen. Ich könnte auch genauso gut was Anderes schreiben. Ich werde auch sicher irgendwann etwas Anderes schreiben. Aber ich glaube, da sind zwei Komponenten: Zum einen bin ich tatsächlich eine Alles-oder Nichts-Person. Wenn ich irgendetwas mache, dann mache ich es gründlich. Die andere Komponente ist durch mein Lebensmotto begründet: „Tatsachen verändert man nicht dadurch, dass man sie ignoriert.“ Und die Tatsache, dass das Leben so grausam ist und es diese Dinge ja auch tatsächlich gibt. Das führt mich aber nicht dazu zu sagen, dann schreibe ich mich jetzt an der Realität vorbei. Das ist wohl auch meinem Journalismus geschuldet. Weil wir als Journalisten lernen, dass wir das beschreiben, was ist. Wir schreiben ja keine Fantasiegeschichten, sondern Realität. Möglichst plastisch auch. Also man ist da oft auch an schwierigen Gefühlen dran, die man versucht darzustellen. Von daher war das für mich gar keine Frage. Wenn ich so etwas schreibe, dann beschreibe ich es auch so, wie es ist. Ich räume aber ein – nach der ein oder anderen Reaktion auf dieses Buch – dass es für mich auch ein Austesten ist. Wenn ich schreibe, identifiziere ich mich nicht mit den Opfern. Ich versuche das wirklich von oben zu sehen und es auch sehr plastisch darzustellen. Ich glaube, aber dass der zweite Teil, der jetzt grade erschienen ist, immer noch brutal ist, wenn er auch nicht mehr so in die Details geht. (…)

Also was mich sehr beeindruckt hat– und ich vermute, dass das auch auf deine journalistische Ausbildung zurückzuführen ist – ist die sehr gute Recherche. Ich habe bisher selten, wenn überhaupt, einen Roman gelesen, in dem die Fakten so gut recherchiert waren. Das bemängele ich an vielen…

Klar, die kommt mir sicher zu Gute. Vielleicht auch weil ich bei jemandem die Ausbildung gemacht habe, der auf solche Sachen noch unglaublich viel Wert gelegt hat. Wir haben sogar mal ein Ethik-Seminar besucht als Volontäre. Aber auch mein Jura-Studium. In sechs Jahren lernt man eben auch wie Juristen denken.  (…)

Mehr aus dem Gespräch zwischen Dieter Aurass und Doris Litz findet ihr online auf Anchor, Spotify etc oder auf unseren sozialen Kanälen.