NEXT Autoren Plausch mit Andreas J. Schulte

Moderation Dieter Aurass

In der bereits zwölften Folge unseres Podcast NEXT AutorInnen Plausch – endlich wieder aus der Stadtbibliothek Koblenz – hat sich unser Moderator Dieter Aurass mit dem Andernacher Schriftsteller Andreas J. Schulte unterhalten, der inzwischen über 30 Romane in verschiedenen Genres geschrieben hat.

Das ausführliche Gespräch gibt es dann auf den Portalen wie u.a. anchor und spotify oder über unsere sozialen Kanäle anzuhören. 

Schön, dass du dir die Zeit genommen hast. Apropos: Hattest du während der Pandemie, in der Zeit ohne öffentliche Auftritte mehr Zeit zum Schreiben?

Andreas J. Schulte: Natürlich hatten wir alle mehr Zeit zum Schreiben, weil natürlich beispielsweise die ganzen Veranstaltungen weggefallen sind: Die Krimi-Festivals, die Lesungen, leider auch das Treffen mit Freunden oder der Abend im Restaurant – dann bleibt natürlich auch Zeit zum Schreiben. Ich hab´ in den letzten 15 Monaten auf der einen Seite eine neue Krimi-Reihe Moselkrimis entwickelt und zwei davon schon geschrieben. Mit meiner Gattin zusammen eben auch noch ein paar Wohlfühlromane.

Also droht dir dasselbe wie es anderen auch geht: du hast jede Menge fertige Manuskripte auf Halde und dann kommt´s auf einmal zu 3 oder 4 Veröffentlichungen pro Jahr?

Andreas J. Schulte: Im Moment ist es tatsächlich so, dass wir durchgetaktet sind. Das heißt die Verlage mit den wir zusammenarbeiten, das ist auf der einen Seite emons und auf der anderen Seite Lübbe, haben schon Aufträge und Verträge gemacht und wir wissen was wir im Sommer 2023 zu schreiben haben. Das heißt wir können sagen alle 3 bis 4 Monate geben wir ein Buch ab. Aber die Verlage wissen auch wann sie es veröffentlichen. Das ist schon ganz gut. Ich habe von Kolleginnen und Kollegen gehört, die eben Bücher geschrieben haben, und dann wurden die Veröffentlichungen nach hinten geschoben. Unsere sind tatsächlich pünktlich rausgekommen.

Wenn man historische Romane recherchiert, neigt man dazu alles was man weiß irgendwie reinbringen zu wollen und die Leser haben dann das Gefühl „Das hätte ich jetzt nicht wissen müssen“. Da muss man glaube ich sehr aufpassen…

Andreas J. Schulte: Genau das ist richtig. Ich erlebe das manchmal, wenn ich selber Bücher lese von Kolleginnen und Kollegen, die das wirklich gut gemeint haben. Aber wo man dann denkt: brauche ich als Leser nicht. Also das Schlimmste war, als ich mal ein Buch gelesen habe indem dann sie beim Wandern sagt: „Aber sag doch einmal warum gibt es denn diese geologischen Formationen?“ Ich glaube meine Frau würde mich erschlagen, wenn ich sowas sagen würde… Super realistischer Dialog! Nein.

Bei mir gab es da ein Schlüsselerlebnis: Über das Kloster der Minderen Brüder in Andernach an der St Nikolaus Kirche, der heutigen Christuskirche, gibt es nicht viel Material. Man kennt einen groben Grundriss, man hat null Ahnung wie die Gebäude aussahen, weil sie abgerissen wurden. Es gibt ein körniges Schwarz-Weiß-Foto das immer wieder in Büchern auftaucht und das einen Teil des Klostergebäudes zeigt, aber das war natürlich auch im Mittelalter anders. Ich bin ins Archiv gegangen, und habe mir historische Bücher angeschaut: Ich habe nichts gefunden. Und dann hat ein guter Freund von mir gesagt: „Weißt du, man kann sich auch zu Tode recherchieren. Wenn du nichts findest, dann sei doch dankbar, dann kannst du´s dir ausdenken.“ Da hab´ ich abends am Schreibtisch gesessen und gedacht: der hat eigentlich recht! Genau das ist eigentlich der Punkt. Und dann hat´s geklappt. Da war der Knoten geplatzt. Weil ich will ja Romane schreiben und keine historische Dokumentation! Letztes Jahr habe ich einen Thriller geschrieben, der spielt in der Antarktis. Ich war noch nie in der Antarktis! Aber auf der anderen Seite habe ich auch noch nie einen Raketenantrieb zusammengebaut und habe jahrelang über Raum- und Luftfahrt geschrieben… Man muss da auch einfach mal sagen können: jetzt ist mal genug. Was ich allerdings finde, ist, dass man als Autor damit eine höhere eigene Sicherheit hat beim Schreiben. Also ich merke, dass ich immer dann unsicher werde, wie die Katze um den heißen Brei um ein Kapitel rumschleiche, wenn ich keine Ahnung habe worum es eigentlich geht (…) Ich glaube, dass die Leserinnen und Leser merken, ob einer nur schwafelt oder sich das irgendwie ausgedacht hat oder ob der eigentlich Kenntnisse hat, die er aber nicht einfließen lässt, die nur im Hintergrund mitschwingen…

Mehr aus dem Gespräch zwischen Dieter Aurass und Andreas J. Schulte findet ihr online auf Anchor, Spotify etc. oder auf unseren sozialen Kanälen

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