Liebe Leserinnen und Leser,
es geht aufwärts. Die Inzidenzen sinken und der berühmte R-Wert ist bei ungefähr 0,7.
Zug um Zug werden die Corona-Maßnahmen gelockert. Für fast alle Akteure in der Kultur- und Kreativbranche war es eine harte Zeit.
Noch vor ungefähr anderthalb Jahren hat kaum jemand geahnt, was für gravierende Auswirkungen ein solch mikroskopisch kleines Virus auf uns und auf die gesamte Gesellschaft, ja sogar die ganze Welt, hat.
Doch schauen wir nicht nur zurück. Mit dem schönen Wetter werden auch Veranstaltungen, zwar mit zunächst reduziertem Publikum, wieder möglich. Chöre, Musik-Kapellen und Bands können wieder proben und auch auftreten. Das tut gut und ist auch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt wichtig. Aber auch für viele Dienstleistenden hinter den Kulissen wie Tontechniker*innen, Fotograf*innen, Booker*innen gibt es wieder mehr Jobs und Perspektiven.
Als Leiter von pop rlp, dem Kompetenzzentrum für Popularmusik in Rheinland-Pfalz mit Sitz in Koblenz, mache ich mir derzeit allerdings Sorgen um unsere Hauptzielgruppe: junge Musiker*innen und Bands, die sog. Newcomer. Denn bereits jetzt zeichnet sich deutlich ab, was zu befürchten war. Aufgrund des finanziellen Drucks werden zunächst hauptsächlich bewährte Formate wie z.B. Cover- und Tribute-Bands oder bereits sehr bekannte Gruppen auf den Bühnen platziert. Verständlich, denn nur diese versprechen sichere Einnahmen für Veranstaltende.
Für alle jungen unbekannten Talente ist daher wenig bis kein Raum vorhanden. Und das nach über einem Jahr ohne Proben und ohne Auftritte. Doch genau diese Sichtbarkeit benötigen junge Kreative. Sie brauchen die Bühne, um sich zu verwirklichen, auszuprobieren und weiter zu entwickeln. Ohne diese Möglichkeit droht eine „lost generation“ in der Popmusik zu entstehen.
Meine Bitte an alle Veranstaltenden im Lande lautet daher: Buchen Sie mehr Newcomer. Lassen Sie diese jungen Künstler*innen im Vorprogramm bekannter Acts auftreten. Wir unterstützen Sie dabei gerne. Und meine Bitte an Sie, das Publikum lautet: Geben Sie dem Nachwuchs eine Chance. Sie werden viele spannende neue Musik entdecken und ihren musikalischen Horizont erweitern.
Es grüße Sie herzlich!
Ihr
Markus Graf
Geschäftsführer pop rlp, Kompetenzzentrum für Popularmusik in Rheinland-Pfalz