Und darauf kann man zu Recht den Anspruch aufbauen, für dieses Land weiter regieren zu wollen.“

Im Rahmen des SPD Parteitags im September 2024 haben wir einige Politiker hautnah erlebt und im Gespräch gehabt. Auch unser ehemaliger Ministerpräsident Kurt Beck stand uns im exklusiven Video-Interview Wort und Rede. Wie er zur aktuellen SPD-Spitze in Rheinland-Pfalz steht, wie sich diese gegenüber der in Berlin unterscheidet und weshalb die SPD durchaus einen Anspruch hat dieses Land weiter zu regieren, erfahrt ihr im Interview. Einen Auszug dieses interessanten Interviews erfahrt ihr hier.

Kurt Beck, Ministerpräsident AD. Lieber Herr Beck, ich habe gerade im Vorgespräch schon gefragt, Sie haben noch immer einen vollen Terminkalender, fast voller als zur aktiven Zeit, oder?

Auf jeden Fall ist er noch gut gefüllt. Meine Frau sagt immer, du hast noch nicht begriffen, dass du eigentlich in Rente bist. Also ich kann nicht nein sagen, ich mache es aber auch gerne und habe immer gepredigt, mich im Ehrenamt noch zu engagieren, wenn ich Zeit habe. Jetzt habe ich zwar wenig Zeit, aber das Engagement ist da.

Kurt Beck erlebt heute einen Parteitag des Aufbruchs, es ist keine Abschiedsfete für Roger Lewenz, sondern eine Aufbruchparty für die Rheinland-Pfälzische SPD, gerade ist sie mit 290 von 293 Stimmen gewählt worden, die neue Vorsitzende (Anmerkung d Red.: Sabine Bätzing-Lichtenthäler). Was empfindet oder was fühlt Kurt Beck für eine Stimmung hier heute in Mainz?

Ich muss sagen, ich bin nicht nur hochzufrieden, ich würde fast formulieren, ich bin glücklich. Denn es ist ja doch so, dass für Rudolf Scharping, für mich, für Malu Dreyer, dass man seine eigene Arbeit auch widergespiegelt bekommt, wenn man sieht, es geht gut weiter. Und mit Alexander Schweitzer und Sabine Bätzing-Lichtenthäler, glaube ich, ist die Partei in guten Händen, und das wiederum ist gut für Rheinland-Pfalz und seine Bürgerinnen und Bürger.

Sie haben es damals geschafft, einen nahtlosen Übergang ohne Geräusche hinzubekommen. Von Kurt Beck zu Malu Dreyer. Sie hat es geschafft, ohne Geräusche, ohne großes Tamtam hinzubekommen, von ihr zu Alexander Schweitzer. Was steckt hinter dieser Energiegelage in der Rheinland-pfälzischen SPD, das so hinzubekommen. Anders als in Berlin?

Das ist wahr leider, was Berlin angeht. Aber Gott sei Dank, was Rheinland-Pfalz angeht. Ich glaube wirklich, dass so etwas wie eine Kultur gewachsen ist in der Rheinland-Pfälzischen SPD. Wir hatten ja auch Phasen vor 35 Jahren und weiter zurück, wo die Bezirke in der Partei bestimmt haben, der Norden des Landes gegen den Süden, eher gegeneinander aufgestellt war. Und irgendwann haben wir begriffen – da hat Rudolf Scharping einen ganz wichtigen Beitrag geleistet – dass wir das überwinden müssen. Und das ist überwunden. Und da es auch erfolgreich war mit den immer wieder gewonnenen Landtagswahlen, ist das in der Partei wirklich eine gewachsene Kultur geworden. Das hat sich heute widergespiegelt. Es wird diskutiert, es wird heftig diskutiert, aber alles in der Sache, nichts mit bösem Unterton. Und darauf kann man stolz sein. Und darauf kann man zu Recht den Anspruch aufbauen, für dieses Land weiter regieren zu wollen.

Eine andere Frage. Sieht Kurt Beck die Demokratie aktuell gefährdet, wenn man jetzt Thüringen zum Beispiel zum Anlass findet. Was dort im Landtag passierte, oder die Wahl in Sachsen, …ist die aktuelle Demokratie in Gefahr?

Sie ist auf jeden Fall äußerst herausgefordert, das muss man sehen. Wir werden ja jetzt in Österreich eine ähnliche Herausforderung erleben. Wir haben es in Frankreich erlebt, in Italien und so weiter. Das ist bei uns auch jetzt angekommen und ich finde, wir müssen uns als Deutsche besonders genieren, denn wir haben ja schon mal erlebt, was es bedeutet, wenn solche rechten Kräfte, die Mehrheiten haben. Und das erinnert mich doch sehr, was derzeit passiert an die Entwicklungen, die wir damals Anfang der 30er Jahre des Jahrhunderts erleben mussten

Vielen Dank, Kurt Beck und vielen Dank Frank Ackermann, der das Interview in unserem Auftrag führte. Neugierig geworden? Das komplette Video-Interview könnt ihr euch auf www.magazinnext.de/category/videos-serien oder auf unseren sozialen Kanälen anschauen