„Es kann ja nicht schaden, wenn man vielseitig ist.“
Wir haben Kult-Entertainer Hugo Egon Balder im Rahmen seines gemeinsamen Programms mit Jochen Busse „Komplexe Väter“ im Schlosstheater Neuwied getroffen und uns mit ihm unterhalten. Wir sprachen unter anderem über seine Vielfältigkeit, die Rolle von Qualität und Freundschaft im Fernsehen und wer ihn maßgeblich in seiner Karriere geprägt hat. Das komplette Video-Interview könnt ihr euch auch online auf www.magazin-next.de/hugo-egon-balder oder auf unseren sozialen Kanälen anschauen.
Die Qualität des Fernsehens hat in den letzten Jahren an Qualität sicher nachgelassen Wurde das Publikum anspruchsloser oder wurde es anspruchsloser gemacht.?
Ich glaube beides. Aber es hat ja nicht nur die Qualität des Fernsehens nachgelassen. Es hat die Qualität im Ganzen nachgelassen. Es ist die Kultur schlechthin, die Politik. Alles Mögliche. Also im Prinzip haben wir alle ziemlich nachgelassen. Und natürlich sind die Sender auch nicht ganz unschuldig. Weil natürlich die Quote zählt. Wenn irgendetwas läuft, macht man es weiter, auch wenn es der größte Schrott ist. Das kann man für gut heißen oder sich davon entfernen. Auf der anderen Seite sind das mittlerweile alles profitable Betriebe – bis auf die Öffentlich-Rechtlichen. Und die wollen natürlich auch ein bisschen Geld verdienen. Aber dann liegt´s ja immer an einem selber, ob man da mitmacht oder nicht. Das kann man bis zu einem gewissen Punkt machen. Und vielleicht kommt man irgendwann in das Alter wo man sagt. Jetzt reicht´s.
Die Showbranche ist ein hartes Geschäft. Ist es Ihnen trotzdem immer wichtig gewesen loyal zu bleiben, Kollegen gegenüber, die die Leiter dann auch wieder runtergestiegen sind?
Ja, ich arbeite ja heute noch mit Leuten zusammen mit denen ich seit 30 Jahren zusammenarbeite. Und das hat nicht nur den Grund, weil ich sie so lange kenne, sondern weil sie außerdem noch gut sind, einige der besten wie ich finde. Aber es hat sich alles verändert. Im Prinzip hat man in diesem Bereich keine Freunde. Wenn, ist das eine große Ausnahme. Und da muss man sich wirklich mögen. Das ist nicht mehr so einfach. Früher war es vielleicht anders. Weiß ich nicht. Es sind dann Kollegen, die man nett findet und es gibt Kollegen, die man nicht so nett findet. Aber von großartigen Freundschaften kann man nicht reden.
Gab es in Ihrem Leben Vorbilder, sei es bei der Musik, beim Schauspielern oder im Bereich des Fernsehens oder war es eher nach dem Motto „I dit it all by myself“?
Ne ne, ich hatte schon – Vorbilder will ich jetzt nicht sagen – aber Lehrmeister. Also mein Lehrmeister am Theater, das war der Stefan Wigger hat mir vieles beigebracht und vieles abgewöhnt an dem ich mich orientiert hatte. Dann gab es beim Radio Luxemburg Leute wie Elsner, die einfach mit ihrer schnellen Auffassungsgabe und ihrer Durchschlagskraft einen schon fertig machen konnten – im positiven Sinne. Dann kannte ich Hans Rosenthal gut, der mir sehr imponiert hat mit seiner Professionalität, die manchmal sehr streng war. Manchmal zu streng. Aber da konnte man sich viel abgucken. Ich habe auch in meiner Zeit im Schiller-Theater viel abgeguckt. Ich glaube mehr, als dass ich gespielt habe. Weil man dabei einfach mehr lernt.
Sie sind Fernseh- und Radiomoderator, Fernsehproduzent, Musiker, Schauspieler, Kabarettist – alles, wie ich finde, in hoher Qualität. Vielen Menschen reicht einer dieser Wege. Ist es für Sie ein großer Reiz mehrere Wege zu gehen?
Das hat sich so ergeben. Das fing an mit der Musik, dann kam die Schauspielerei und das Fernsehen dazu. Ich gehörte immer zu den Leuten, die gesagt haben: Ich kann das nicht, ich probier´ das mal. Und da gab es natürlich auch Schwierigkeiten. Am Staatstheater im Schiller war das für meinen Intendanten nicht so lustig, dass ich nebenbei auch noch Schallplatten besungen habe. Das fand der gar nicht gut. Heute hat sich das alles ein bisschen geändert. Aber es kann ja nicht schaden, wenn man vielseitig ist. Im Gegenteil. Ich habe mich mal lange mit Thomas Gottschalk unterhalten. Zu dem ich gesagt habe. Menschenskind, du bist jetzt auch so alt wie ich. Mach doch einfach mal Ruhe. Und da hat er zu mir gesagt: „Ja, du hast gut reden. Du kannst nebenbei noch Theater spielen und Musik machen. Das kann ich alles nicht.“
Vielen Dank, Hugo Egon Balder, vielen Dank Johannes Fischer, die das Interview in unserem Auftrag führte.