„Meine Visage hilft ja auch, dass man schonmal grundsätzlich lacht.“

Im Rahmen der Benefiz-Veranstaltung „Lache für en goode Zweck…“ haben wir den Kult-Kabarettisten und Comedian Dave Davis getroffen und uns mit ihm unterhalten. Wir sprachen unter anderem über seine Preise, die er bekommen hat, wie er seine Ängste überwunden hat und sein aktuelles Bühnenprogramm „Ruhig, Brauner“, in der unsere Demokratie eine große Rolle spielt. Das komplette Video-Interview könnt ihr euch auch online auf www.magazin-next.de/dave-davis oder auf unseren sozialen Kanälen anschauen.

Wann hast du denn für dich selbst gedacht: ich habe eine Humorbegabung? Kam das von Mama und Papa?

Nein, das nicht. Nicht zwingend. Wir haben immer gerne gelacht. Das schon. Und ich habe immer schon ein Faible dafür gehabt. Ich habe – sagen wir es mal so – immer anders gedacht. Abstruser vielleicht. Ich konnte jeder Situation immer etwas Lustiges abgewinnen. Das ist eigentlich eine sehr rheinländische Einstellung. Und das Afrikanische passt auch gut da rein. Deshalb nenne ich mich auch selber Terrorist der Lebensfreude. Weil ich glaube, grade auch wenn man sich unsere Welt so anguckt, dann ist es einfach wichtig, dass man Menschen vor Augen führt, wie gut es ihnen geht. Eine Kernsache, die sich durch all meine Programme zieht, ist die Erkenntnis, dass man alles hat was man für ein erfülltes Leben braucht, wenn man auf die Welt kommt. Uns wird immer eingeredet, durch Werbung oder Kapitalismus, damit wir Bedarf entwickeln. Dabei haben wir ja im Grunde schon alles was wir brauchen. Schlimm ist eben, wenn man das nicht weiß. Weil man dem dann ausgeliefert ist. Dann muss man eben viel verdienen oder Anwalt werden oder Menschen im Ahrtal helfen, um das Ego zu stützen. Das sind alles gute Sachen. Soll man machen, auf jeden Fall. Aber wenn das die Basis deiner Persönlichkeit ist. Dann haben wir alle als Demokratie verloren.

Ich hatte jetzt schon den Eindruck mehr mit dem Kabarettisten zu reden als mit dem Comedian. Aber die Grenze ist fließend bei dir, oder?

Mit dem Menschen. Das ist es eigentlich. Ich mache diese Trennung nicht. Klar, weiß ich was beruflich ist und was nicht. Privat werde ich nicht interviewed. (Wäre auch mal gut.) Aber man kann ja nur aus dem schöpfen, was man ist. Klar ist das eine Erhöhung, wenn ich das auf der Bühne erzähle, aber grundsätzlich ist das auch meine Lebensgeschichte. 

Ist der gute Comedian auch immer ein guter Beobachter der Situation drumherum?

Also es gibt unterschiedliche Arten der Comedy. Es gibt Leute, die spielen Sachen nach. Es gibt Leute der beobachtenden, observierenden Komik, indem man Dinge sieht und sie dann nach spielt oder erzählt. Ich sehe das eher als Ganzes. Etwas davon, etwas davon. Meine Visage hilft ja auch, dass man schonmal grundsätzlich lacht. Und wenn man das mit Weisheiten und lustigen Sachen kombiniert, dann kann es ein guter Abend werden.

Ich gehe jetzt mal 12 Jahre zurück: Deutscher Comedypreis. Wie hast du den in Erinnerung?

Ich habe den sehr gut in Erinnerung. Es war etwas Besonderes. Aber noch toller, war mein erster Kleinkunstpreis, der Prix Pantheon. Den habe ich zweimal gewonnen. Und das fand ich so schön, weil – den Comedypreis bekommt man ja verliehen – und für den Prix Pantheon wird man nominiert. Aber am Abend spielt man. Man muss seine Darbietung zum Besten geben und überzeugen. Das Schöne war dabei, dass meine Mutter an dem Abend da war. Sie war vorher in Uganda und wusste gar nicht, was der Junge so macht. Man konnte sehen wie begeistert sie war. Und dass ich dann auch noch gewonnen hab´… Ich war der glücklichste Mensch auf Erden. Es hat mir auch viele Tore geöffnet. Also Formate die erstmal skeptisch waren, haben sich dann geöffnet. Es hat mir sehr viel gebracht. Die beiden stehen auch in meinem Büro und heißen Dingo und Bongo.

Zurück in die Neuzeit. „Ruhig, Brauner – Demokratie ist nichts für Lappen“. Was erwartet die Besucher deines neuen Bühnenprogramms?

Ja, das bezieht sich in erster Linie auf die Parteien, die entsprechend unterwegs sind und natürlich auch auf mich. Ich bin aber ein Spiegel für alle anderen. Dass man sich eben nicht so schnell aufregen soll. Wir leben in einer Zeit in der wir das Internet dermaßen ernst nehmen. Die ganzen Medien, die nicht mehr so viel Absatz haben letzten Endes, greifen viel aufs Internet zurück. Und wenn dann ein Azubi oder ein Praktikant irgendwo sitzt und nicht weiß was er machen soll, findet er im Netz einen kleinen Aufreger. Und ich glaube damals vor 20 30 Jahren, verpuffte so etwas. Da sage ich: Entspannt euch! Bleibt ruhig Gut, wir haben diese Nachricht und diese… Vor allen Dingen ist da so viel ungeprüft, weil ja jeder mittlerweile etwas schreiben kann. Und dann eskaliert man wegen einer Sache, die noch nicht einmal richtig recherchiert worden ist. (…)