„Das ist ja das Schlimmste was passieren kann: wenn man merkt, dass da gar keine Entwicklung drin ist.“

Wir haben Bestsellerautor Jan Weiler im Rahmen der Koblenzer Literaturtage in Koblenz getroffen und uns mit ihm unter anderem über seinen Sinn für Humor, die Kunst diesen in Bücher zu verpacken, und bestmöglich zu verfilmen und natürlich über sein neuestes Werk „Der Markisenmann“ unterhalten. Das komplette Video-Interview könnt ihr euch auch online auf www.magazin-next.de/jan-weiler oder auf unseren sozialen Kanälen anschauen.

Mit Ihrem Debütroman „Maria, ihm schmeckt´s nicht“ haben Sie eines der erfolgreichsten Bücher der letzten Jahrzehnte geschrieben. Wie fühlt sich dieser Erfolg an?

Man nimmt das selber gar nicht so wahr. Es ist nicht so, als dass mich das im Alltag beeinträchtigen würde. Also wenn ich jetzt die Kartoffeln schäle, denke ich ja nicht: hier werden jetzt die Kartoffeln von einem der erfolgreichsten Debütanten der deutschen Literaturszene geschält. So richtig hat sich das in meinem Bewusstsein nie durchgesetzt.

Ihre Bücher sind ja alle mit einer ordentlichen Portion Humor versehen, und man sagt ja immer, es gibt nichts Schwierigeres als Menschen zum Lachen zu bringen. Wie sehen Sie das?

Weiß ich nicht. Das ist ja mein Beruf und es gibt ja auch – wie in jedem Beruf – ein Handwerk, und es gibt Tricks, die man natürlich anwenden kann. Ich könnte genauso gut sagen: ich kann mir nichts Schwierigeres vorstellen als eine Küche zu fliesen und wenn Sie dann einen erfahrenen Fliesenleger fragen, dann sagt der: kommt auf die Anzahl der Ecken an, aber kriegen wir hin… Also ich habe da keine starke Wahrnehmung, ob das jetzt schwierig ist oder nicht. Ich finde es eher schwierig, sehr ernsthafte Stoffe zu machen, und Dinge, bei denen Leute nicht lachen. Weil da der Spannungsbogen länger dauert und schwerer aufrecht zu halten ist. Wenn man viele Pointen oder Gags hat, hat man da auch immer gleich viele Hochs, an denen man sich entlang lesen und zuhören kann. Bei ernsthaften Stoffen finde ich das eher schwieriger.

Die Pubertät kommt relativ häufig in Ihren Büchern vor. Muss diese Phase des Erwachsenwerden prinzipiell mit Humor genommen werden?

Aber ja. Ich finde allerdings jede Phase des Lebens sollte prinzipiell mit Humor genommen werden. Aber klar, dieser Generalumbau bei jungen Menschen in Körper und Geist ist einerseits dramatisch und hat auch großes tragisches Potenzial, weil man nicht richtig weiß wohin mit sich und dann verändern sich Dinge. Man braucht lange um sich daran zu gewöhnen. Aber auf der anderen Seite ist es auch komisch. Also wenn Sie von einem Jungen im Stimmbruch mal ordentlich angeschrien worden sind, dann müssen Sie sich wirklich zusammennehmen. Weil das wahnsinnig lustig sein kann. Aber man darf sich nicht darüber lustig machen, sondern man muss schauen, dass man gemeinsam darüber lacht. Dass man einen Weg findet, wo alle nachher sagen: ja stimmt schon, ist auch lustig.

In Ihrem aktuellen Roman „Der Markisenmann“ geht es ja einerseits um das Erwachsenwerden und anderseits ums Älterwerden. Hat Sie sich Ihr Schreibstil verändert, spielt da auch das Alter eine Rolle?

Klar, verändert der sich. Das werden Sie auch bei Musikern haben. Wenn die ihre erste Platte 2001 gemacht haben und Sie fragen was hat sich in der neuen Platte verändert, werden sie immer sagen ich bin besser geworden, ich kann das Instrument besser, ich habe mehr Erfahrung im Komponieren, der Sound ist viel intensiver als früher…. Und das ist beim Schreiben auch so. Man entwickelt sich eben mit dem was man macht. Ob das eine Alterserscheinung ist, weiß ich nicht genau. Aber es ist auf jeden Fall so, dass mit der Erfahrung sich auch der Stil insgesamt verändert, was auch damit zu tun hat, dass man sich nicht unbedingt gerne wiederholen möchte. Das ist ja das Schlimmste was passieren kann: wenn man merkt, dass da gar keine Entwicklung drin ist. Dieses Buch liest sich ja genau wie das davor. Das ist schon gut, wenn sich das ein bisschen verändert mit der Zeit…

Vielen Dank, Jan Weiler, vielen Dank Adelina Necknig, die das Interview in unserem Auftrag führte.