Liebe Leserinnen und Leser,
am 1. Mai durfte ich das Amt des Baudezernenten der Stadt Koblenz antreten. Die wesentliche Herausforderung in einer Großstadt ist derzeit das Ankämpfen gegen den Wohnraummangel. Er vermag Wirtschaftswachstum auszubremsen. Anders als der Arbeitsmarkt, der mit der Einwanderung wachsen kann, gibt es im Wohnungsmarkt eine Konkurrenz zwischen Einheimischen und Neuzugängen.
Ankämpfen heißt für mich gemeinsam mit Investoren und Architekten den Fokus auf die Projektentwicklung zu legen. Wir können als Stadt Koblenz nicht das Baugesetzbuch ändern. Wir können aber ein gutes Investitionsklima dadurch fördern, dass wir eng miteinander kooperieren. Wichtig ist, dass beide Seiten, Investoren und Stadtverwaltung, ihre Hausaufgaben erledigen. Ich weiß, wovon ich spreche. Ich habe als Rechtsanwalt die Baufeldfreimachung auf dem Freiladebahnhof-Gelände, der großen Innenstadtentwicklungsmaßnahme in Leipzig, mitbegleitet. Weil die Stadtverwaltung durch eine vorzeitige Ausnahmegenehmigung beim Artenschutz den frühzeitigen Eintritt in die Umsetzungsphase ermöglicht hatte, konnten wir parallel zu der Bebauungsplanung über ein Jahr geschützte Arten einfangen und umsiedeln und Ausgleichsmaßnahmen vorzeitig umsetzen. Am Ende haben alle gewonnen: Die Umwelt profitierte von den vorzeitigen Ausgleichsmaßnahmen und der Investor hat dadurch, dass es keine Verbandsklagen gab, Zeit und Geld gespart.
Auf den Freiladebahnhof blicke ich aber nicht nur mit einem lachenden, sondern auch mit einem weinenden Auge. Denn die CG-Gruppe, die das Gelände für 33 Millionen Euro gekauft hatte, hat dort nicht Wohnungen gebaut, sondern das Gelände für knapp 200 Millionen an eine Holding weiterverkauft. Umso mehr freut es mich, dass mit der Bouwfonds Immobilienentwicklung BPD in Koblenz ein Projektentwickler investiert, dem wir voll vertrauen, nicht zu spekulieren, sondern die beiden wesentlichen Stadtentwicklungsmaßnahmen, der Neubau des Rosenquartiers in Lützel und die Weiterentwicklung der Fritsch-Kaserne in ein Stadtquartier, zu realisieren.
Koblenz erinnert mich übrigens an meine Zeit in Leipzig: nicht Landeshauptstadt, aber die schönste Stadt des Bundeslandes und derzeit viel in Bewegung.
Herzliche Grüße
Ihr Andreas Lukas
Baudezernent Koblenz