In unserer Oktober-Ausgabe haben wir – passend zu den aktuell laufenden Buchmessen in Frankfurt und Koblenz – nicht nur mit einem Autor, sondern auch mit einem Verleger gesprochen. Arne Houben, Inhaber des Rhein-Mosel-Verlags, ist einer der wenigen Verleger aus Rheinland-Pfalz, der mit eigenem Stand auf der großen Frankfurter Buchmesse vertreten sein wird. Der heute 82-Jährige hat ein bewegtes Leben hinter sich: Geboren im Zweiten Weltkrieg nahe Köln, begann er nach dem Abitur zunächst eine Ausbildung zum Kameramann. Es folgten Jahre in der Film- und Fernsehbranche sowie die Mitgründung einer Werbeagentur. Später erfüllte er sich einen Traum und verbrachte ganze zwölf Jahre als Skipper auf seiner eigenen Segelyacht im Mittelmeer. Seit 1990 leitet er nun seinen Rhein-Mosel-Verlag mit Sitz an der Mosel – und hat seitdem unzählige Geschichten gesammelt. Einige Auszüge dieses sehr spannenden Gesprächs lest ihr hier und hört es in seiner vollständigen Länge unter folgendem Link: Link/QR Code zum Podcast
Ich möchte ganz gerne am Anfang beginnen: Kameramann bei Filmproduktionen und Fernsehanstalten nach dem Abitur. Das war dann in den frühen 60er Jahren. Das war sicherlich noch ein bisschen anders als heute, oder?
Ja, das kann man sagen, natürlich. Also, eigentlich wollte ich, nachdem ich mein Abitur gemacht hatte, Journalist werden. Da hatte ich aber, wie das Leben so spielt, eine Bekanntschaft im regionalen Umfeld, ein Filmproduzent, der sagte: ‚Also, wenn du zur Zeitung gehst, da musst du zu irgendwelchen Alten-Nachmittagen und musst darüber Berichte schreiben. Komm´ doch lieber zu mir und schau dir das Ganze dir von der optischen Seite an, von der fotografischen Seite. Da kannst du immer noch in den Journalismus reinrutschen, wenn dich das interessiert. Und da ich immer schon fotografiert hatte, also mit 9 Jahren habe ich angefangen, bin ich drauf eingestiegen. Es gab eine richtige Ausbildung, universitär gab es zwar ansatzweise, aber er sagte: ‚Komm, mach nicht so einen Quatsch. Hier lernst du richtig, wie man arbeitet. Und dann hab´ ich da angefangen als Kameraassistent für Trickfilm. Das war der Anfang eigentlich und ich hab´ da unheimlich viel gelernt. Also das war einfach toll, weil ich voll in der Praxis drin war. Wir haben damals 35 Millimeter Film gedreht, haben zum Teil die Schwarz-Weiß Sachen selber entwickelt sogar, bestimmte Szenen oder Übergänge. Man kann sich das gar nicht mehr vorstellen. Heute nimmt man ein Handy und es ist fertig und damals musste das dann natürlich im Dunkeln abgepackt werden. Das Material wurde per Bundesbahn-Express an eine Kopieranstalt geschickt. Und die entwickelte das, dann machte davon ein erstes Muster, einen ersten Abzug, den kriegte man wieder, per Bundesbahn-Express zurück. Das dauerte eben immer so 8 Tage oder so, bis man das dann hatte. Dann guckte man sich das an und dann stellte man fest: ‚Oh, da haben wir aber irgendwo das Licht vergessen oder da ragt was ins Bild rein, was wir nicht gesehen haben. Wir mussten sehr, sehr sorgfältig gearbeitet werden, auch richtig ausleuchten und so, also man ging da ja nicht mit Photoshop nachher ran.
Das war eine ganz andere Herausforderung.
Wie kam dann die Idee, einen Verlag zu gründen?
Ja, das kam darüber, dass ich eben geschrieben habe. Und da spielt dann dieser Mackintosh wieder eine Rolle. Ich hatte einen befreundeten Verlag in Köln, der hat mein Jugoslawien-Buch auch rausgebracht. Und damals tippte man sein Manuskript ab, behielt das Original, schickte den Durchschlag zum Verlag. Und der Durchschlag wurde dann von einer Hilfskraft in den Computer gebracht. Das kriegte ich danach dann wieder und dachte: Da hast du dich aber wirklich wieder blöd ausgedrückt. Dann stellte sich heraus: Ich hab´ mich gar nicht blöd ausgedrückt, aber die „Abtipp-Tante“, die hatte kleine Verbesserungen oder in ihrem Sprachfluss hieß das eben so. Und ja, irgendwann hatte ich eine andere, professionelle Lektorin, die kannte den Begriff „Fender“ für das was man außen ans Schiff anbringt, nicht. Sie hat daraus immer „Pfänder“ gemacht und sie sagte dann jedenfalls zu mir: ‚Ja, du hast ja recht, aber warum tippst du deine Sachen nicht selber ein?‘ Ich sagte dann: ‚Nee, mit Computer will ich nichts zu tun haben.‘ Das war aber der blödeste Spruch meines Lebens. Und dann sagte de Verleger: Guck mal hier, das ist ein Mac. Und ich: Ja, das ist auch ein Computer, der gleiche Scheiß. Nein, nein, das ist nicht so, sagte er. Hier, den brauche ich gerade nicht. Nimm den mit nach Hause. Hier, die ist die Diskette, die schiebst du da rein, dann geht der los. Und wenn du nicht weiter weißt, rufst du mich an. Ich hab´ das Ding mitgenommen (…) und hab plötzlich gemerkt, welche unheimlichen Möglichkeiten da drin stecken. Weil damals hatte man noch Satzstudios, die machten die Folien, die dann gedruckt wurden und so. All das ging mit diesem kleinen Gerät und dann hab´ ich mich da voll reingestürzt und nach einem Jahr hab´ ich gemerkt, es gibt kein Lehrbuch für Mac. Die fangen alle einfach nur so an.
Learning by doing sagt man heute.
Ja, genau. Und ja, dann hab´ ich darüber ein Anfängerbuch gemacht und das Komische: Die haben das gleich angenommen, ist übersetzt worden ins Französische und ins Spanische.
„Schnelleinstieg in Mackintosh“ hieß es. 1989 war das, richtig?
Kann gut sein. Das war eben so, ich hab´ diesen Reiseführer für Jugoslawien geschrieben. Der ist hochinteressant, den heute zu lesen, damals gab es ja noch das Jugoslawien, was inzwischen Kroatien, Serbien, Slowenien und so weiter ist. Dann hatte ich auch über die Eifel geschrieben, dann dieses Mackintosh-Buch. Das hat mir alles sehr viel Spaß gemacht. (…) Diese Beschäftigung, die war gut, das wollt ich gerne weitermachen. Und wenn du einen Verlag hast, und hast 20 Leute, die als Autoren an einem Programm mitarbeiten, dann kommt am Ende vielleicht so viel für dich raus, dass du davon leben kannst. Das war die Grundidee.
Ja, keine schlechte.
Und komischerweise hat das auch funktioniert.