Für die aktuelle Ausgabe besuchte uns Rudi Jagusch in der wunderbaren Stadtbibliothek in Koblenz, der extra aus Bornheim bei Bonn angereist ist. Der Autor Jagusch wurde 1967 in Bergisch Gladbach geboren und wollte als Kind Astronaut werden. Er ist dann doch recht bodenständig geblieben und hat gleich mehrere „normale“ Berufe ausgeübt. So arbeitete er als Elektroniker, Meister der Mess- und Regeltechnik und schließlich Diplom-Verwaltungswirt, also Beamter. Obwohl er bereits seit Kindesbeinen geschrieben hat, veröffentlichte er erst 2004 seine ersten Kurzgeschichten und hat seitdem bereits 18 Bücher in verschiedenen Verlagen veröffentlichen können. Was das mit der Haltung von Schweinen zu tun hat, erfahrt ihr im Podcast. Einige Auszüge dieses sehr aufschlussreichen Gesprächs lest ihr hier und hört es in seiner vollständigen Länge unter folgendem Link: Link/QR Code zum Podcast

Wie kam es dazu, dass ein Beamter das Schreiben für sich entdeckt und es zu seinem neuen Beruf macht?

Ja, man hat mir nachgesagt, ich hatte ja genug Zeit zum Schlafen und zum Träumen und so, dass ich die Geschichten dann auch im Traum finden konnte und das dann parallel dann auch zu Hause schreiben konnte. Aber das ist nicht ganz richtig. Das Schreiben habe ich ja schon angefangen, da war ich noch Jugendlicher, also noch bevor ich überhaupt Elektroniker wurde oder die anderen Berufe gemacht habe. Das zieht sich also durch mein ganzes Leben durch und als ich dann Beamter wurde, da war ich eben auch schon Schriftsteller. Beamter kam erst hinterher…

Ah, also hast du doch ’ne ganze Zeit lang parallel gearbeitet und im Nebenberuf geschrieben…?

Eigentlich die ganze Zeit durch nebenberuflich. Jetzt mittlerweile mach´ ich es hauptberuflich, weil das passt, auch durch andere Einnahmequellen. Es ist ja ein bisschen schwierig, als Schriftsteller über die Runden zu kommen, so als Mittelistautor. Das klappt jetzt mittlerweile ganz gut. Aber ich sag mal, die ganzen Jahrzehnte vorher habe ich immer parallel geschrieben zum Hauptberuf, zum Brotberuf.

Du schreibst sowohl Krimis und Thriller als auch Reiseführer. Wie kam es denn zu den Reiseführern?

Also der Emons Verlag hat vor Jahren –  das ist auch schon Jahrzehnte her – mal eine Reihe aufgelegt „111 Orte in Köln, die man gesehen haben muss“ und das war einfach damals ganz frisch, und eine ganz neue Art und vor allem auch, da waren Orte vertreten, nicht etwa den Kölner Dom oder das Schokoladenmuseum, was eben ganz bekannt ist, sondern das waren wirklich Orte, die ein bisschen außer der Reihe waren und das fand ich damals schon toll. Auch die Aufmachung von dem Buch – meine Frau übrigens auch. Und wir haben uns auch diverse „111 Orte „gekauft. (…)und bei uns ist da der Wunsch erwachsen, auch mal selbst so was zu machen. Wir haben da verschiedene Ideen eingereicht und irgendwann hat es bei den „111 Dinge über Schweine, die man wissen muss“ Klick gemacht beim Emons Verlag und das war dann unser erstes 111-Buch. Das war ja nur ein bedingter Reiseführer.  Das hat uns aber so einen Spaß gemacht, dass wir unbedingt weitermachen wollten und so haben wir dann das Erzgebirge angeboten, was dann auch genommen wurde. Aus dem Erzgebirge ist dann das Vogtland erwachsen und ich bin froh darüber, dass auch jetzt verkünden zu dürfen, weil wir letztes letzte Woche den Vertrag unterschrieben haben: Wir arbeiten jetzt an „111 Orte entlang der Rur“. Also die Rur ohne H. Und da freu ich mich besonders drauf, weil das ja in der Nähe, also das ist ja teilweise noch Eifel, und weil ich ja auch hauptsächlich meine Schauplätze in der Eifel für meine Krimi und Thriller wähle, passt das ja wie die Faust aufs Auge.

Man wird ja mit der Zeit auch immer versierter beim Schreiben. Liest du noch mal deine alten Bücher? Dein erstes Buch zum Beispiel, deinen ersten Krimi, liest du den noch mal?

Nein, aber eher aus dem Grund, weil ich in der Zeit was Anderes lesen könnte und es gibt ja sowieso viel zu wenig Zeit für die ganzen Bücher, die ich lesen möchte und deswegen greife ich auch selbst, wenn ich jetzt nicht meine Geschichten, sondern andere Geschichten toll finde, die lese ich immer nur einmal. Weil dann hol´ ich mir lieber ein Neues, was ich noch nicht kenne.

Ja, kann man verstehen. Also man kommt, wenn man schreibt, ja auch immer weniger zum Lesen. Die Zeit muss man sich stehlen, irgendwo. Und wenn es nicht so wichtig wär´, neben dem Schreiben auch noch zu lesen, würde man eigentlich eher lieber gerne mehr schreiben, statt zu lesen…

Das würd´ ich jetzt nicht unbedingt unterstreichen. Weil jetzt, nachdem ich das hauptberuflich mache, steht mir die Zeit ja ausreichend zur Verfügung. Wenn man ehrlich ist. Ich erwische mich oft dabei, dass ich dann doch lieber was Anderes mache. Sport zum Beispiel oder die Katze kraulen…