Interkontinentaler Austausch auf Augenhöhe

Wir haben uns mit dem Start up StArfrica und deren Projektleiter Niklas Richter unterhalten und mit ihm über mögliche Unterschiede zwischen deutschen und afrikanischen Start-ups, den interkontinentalen Austausch und wie es überhaupt zu dem Projekt gekommen ist, gesprochen.

Niklas Richter, was steckt hinter „StArfrica“?

Hinter StArfrica steckt vor allem das wachsende Interesse an den afrikanischen Zukunftsmärkten. Wir wollen mit dem Projekt StArfrica – Startup Germany-Africa eine interkontinentale Brücke zwischen Unternehmen, Märkten und Gründer:innen in Deutschland und Afrika schaffen, die den ökonomischen Austausch zwischen Deutschland und Afrika beschleunigt und intensiviert. Seit dem Jahr 2020 und im Rahmen des EXIST-V-Förderlinie „International überzeugen“ fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit dem StArfrica-Projekt erstmals den wechselseitigen Aufbau der internationalen Gründungsförderung aus der Wissenschaft zwischen Deutschland und Ruanda. In diesem Sinne setzt das ZIFET (Zentrales Institut für Scientific Entrepreneurship und Internationalen Transfer) der Universität Koblenz-Landau dieses Pilotprojekt gemeinsam mit der University of Rwanda erfolgreich um und unterstützt den ökonomischen Austausch zwischen Deutschland und Ruanda nachhaltig.

Es geht dabei auch um die Förderung von afrikanischen Start-ups. Wie unterscheiden die sich denn grundlegend von deutschen Start-ups beispielsweise?

Grundlegende Unterschiede zwischen deutschen und ruandischen Start-ups sehen wir keine. Es handelt sich in beiden Märkten um junge, dynamische und engagierte Gründungsteams, die ihre neuen Ideen schnellstmöglich auf den Markt bringen möchten. Unterschiedlich sind jedoch die jeweiligen Märkte, deren Gegebenheiten und Probleme. Es gibt sicherlich Gründungsideen, die nur auf dem deutschen oder auf dem ruandischen Markt funktionieren. Daher ist es für die Jung-Unternehmer:innen besonders wichtig, die angestrebten internationalen Zielmärkte ausreichend gut zu kennen. Auf dem afrikanischen Kontinent befinden sich 54 bzw. 55 verschiedene Nationen und damit auch mindestens genauso viele unterschiedliche Zielmärkte, die unterschiedliche Rahmenbedingungen aufweisen. Umgekehrt müssen sich afrikanische Start-ups ein genaues Bild vom deutschen Markt erarbeiten, um hier erfolgreich sein zu können.

Wie sieht der interkontinentale Austausch konkret aus?

Das StArfrica-Projekt bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten zum interkontinentalen Austausch an. Im Rahmen unseres dreimonatigen deutsch-ruandischen Inkubatorenprogrammes an der University of Rwanda stehen die Teilnehmer:innen im engen Austausch mit deutschen oder international erfahrenen Mentor:innen. Weiterhin können auch deutsche Unternehmer:innen während unserer Afrika-Workshops oder anderen Events auf unserer Community-Plattform (community.starfrica.de) tiefgehende Einblicke in die jeweiligen Wachstumsmärkte erhalten. Aber auch vor Ort in Ruanda unterstützen wir gerne deutsche Start-ups dabei Kontakte aufzubauen oder in Workshops gemeinsam mit Studierenden der University of Rwanda die Gründungsidee zu evaluieren. 

Was schätzt ihr an den ruandischen Kollegen am meisten? Auf welchen Gebieten sind sie uns womöglich weit voraus?

Besonders schätzen wir das positive Mindset der ruandischen Kollegen und Kolleginnen. Neuen Ideen stehen sie prinzipiell erstmal offen und optimistisch gegenüber. Das spiegelt sich im größeren Rahmen auch in der schnellen Adaption neuer Technologien und digitaler Prozesse im Land wider. In diesem Bereich ist Ruanda weit voraus und so können Unternehmen bspw. in kürzester Zeit (3-24 Stunden) online gegründet werde. Im jährlich erscheinenden „Ease of Doing Business Report“ der Weltbank rangiert Ruanda damit auf Platz 35 von 190 weltweit in der Kategorie „Starting a Business“ und damit weit vor Deutschland (Platz 125). Auch der „Entrepreneurial Spirit“ ist im Land deutlich spürbar, da Unternehmensgründungen als Jobmotor für die lokale Wirtschaft verstanden werden. Ruanda kann als Melting Pot für Start-ups in Ostafrika verstanden werden.

Wobei benötigen sie am meisten Unterstützung?

Wir sind sehr dankbar für jegliche Unterstützung, die uns dabei hilft die Potentiale und Möglichkeiten afrikanischer Wachstumsmärkte an Unternehmer:innen und Gründer:innen in Deutschland heranzutragen und so bei dieser Zielgruppe eine gewisse Offenheit für diese Märkte oder Kooperationen zu schaffen. Zudem freuen wir uns sehr, wenn Unternehmer:innen, die auf afrikanischen Märkten aktiv sind, ihre Erfahrungen und Erlebnisse mit uns und weiteren Unternehmer:innen teilen können, denn so kann praktisches Wissen direkt vermittelt werden.

Wie kam es überhaupt zur Projektidee?

Dafür gibt es mehrere Gründe. Zunächst einmal kooperiert die Universität Koblenz-Landau schon seit vielen Jahren mit der University of Rwanda, insbesondere über das schon seit längerem bestehende   Ruanda-Zentrum und Büro für Afrika-Kooperationen. Somit waren erste Kontakte da.

Das ZIFET war dann im Rahmen eines anderen Projektes, in dem es eigentlich um Existenzgründung der Studierenden und Mitarbeitenden an der Uni Koblenz-Landau ging, in Ruanda. Wir hatten damals schon an Kooperation zwischen der UR und der Uni hier gedacht und die Internationalisierung der Gründungsförderung auf dem Radar, so dass wir sowohl in Kenia, vor allem aber auch in Ruanda Design-Thinking-Seminare durchgeführt haben. Wir wollten herausfinden, welches Potenzial es für Existenzgründungen aus der Wissenschaft dort gibt.

Vielen Dank, Niklas Richter, für das sehr aufschlussreiche Interview. Mehr über das Projekt auf www.starfrica.de

Mit freundlicher Unterstützung des TZK