Künstliche Intelligenz ist – zumindest in den Technologie- und Startupmedien – in aller Munde. Werkzeuge wie ChatGPT, DALL-E oder Bard schaffen es sogar regelmäßig in Tagesschau-Berichte. Was bedeutet der KI-Hype für die Games-Industrie? Das haben wir Herrn Dr. Johannes Mattmann, unseren regelmäßigen Interviewpartner vom Indie-Games-Studio Andarion Games aus Mainz gefragt.

“Das Thema der Stunde sind generative KI-Modelle. Das bedeutet, dass KI-Werkzeuge so genutzt werden, dass sie auf Grundlage “gelernter” Inhalte neue Texte, Bilder, Videos oder andere Medien erzeugen. Was einigen Leuten Angst macht oder Kontroversen zu Urheber- und Nutzungsrechten provoziert, hat schon konkrete Anwendungsfälle in der Games-Branche”, erfahren wir in Mainz.

Um ein Missverständnis auszuräumen: Wenn in Computerspielen von künstlicher Intelligenz oder KI die Rede war, bezog man sich früher meist auf intelligente, computergesteuerte Spielgegner. Das kann der Computergegner im Schach sein, die Mitfahrer in einer Rennsimulation oder die Terroristen in einem Taktikshooter. Technisch betrachtet handelte es sich häufig nicht wirklich um intelligente Algorithmen, die selbst Lösungen finden konnten. Vielmehr hatten die Entwickler viel Arbeit investiert, um das Verhalten des ComputergegTooners intelligent erscheinen zu lassen. Nur die wenigsten klassischen KI-Gegner setzen auf die Technologie, die dem heutigen Hype zugrunde liegt.

Heute helfen neuronale Netze dabei, Spiele gleich effizienter zu entwickeln. Herr Mattmann bewertet die Situation dabei pragmatisch: “Ich sehe darin zunächst mal eine große Chance, für Indies, aber auch für große Entwickler. Ich habe nicht den Eindruck, dass wir bald Game Artists, Entwickler oder Marketer durch KI ersetzen werden. Aber wir werden sie effizienter machen.”

Schon heute werden KI-Werkzeuge von Unternehmen in der Branche eingesetzt, um Konzeptzeichnungen zu erstellen, bei der Programmierung zu unterstützen oder Hilfestellungen für die Vermarktung zu erhalten. Bei Andarion Games kommt aktuell ein KI-Coding-Assistent in der täglichen Entwicklung zum Einsatz. Auch grafische Elemente, etwa fürs Prototyping, wurden schon mit neuen KI-Tools erstellt.

“Ich habe keinen Artist fest im Team und kann mit Hilfe von generativer KI schnell mal Ideen ausprobieren, die sonst nicht möglich wären”, erfahren wir von Herrn Mattmann. Auch zur Ideenfindung eignen sich die Tools. “Was noch nicht möglich ist, sind sinnvolle 3D-Modelle und vor allem Konsistenz: Es ist sehr schwierig, der KI zu vermitteln, dass ein Charakter für ein Spiel in verschiedenen Umgebungen gleich aussehen soll. Ich habe das mit einem Roboter ausprobiert, der in verschiedenen Posen und an unterschiedlichen Orten dargestellt werden sollte. Das hat nicht gut funktioniert: Die KI erfindet den Charakter lieber immer wieder etwas anders neu. Dafür gibt es Workarounds, aber ich kenne noch keine gute Lösung.”

Auch andere KI-gestützte Tools haben inzwischen beinahe schon einen festen Platz im Spieleentwickler-Werkzeugkasten, etwa im Marketing. Sprachsynthese (das Generieren von Sprache aus Text) und Spracherkennung lassen sich einfach direkt in Spiele integrieren oder helfen dabei, Social Media-Inhalte zu erstellen. Texte lassen sich automatisiert erzeugen oder für Suchmaschinen passend umschreiben. Da die Technologie auf unterschiedlichste Probleme anwendbar ist, entstehen gleichzeitig mächtige neue Funktionen in Game-Engines. Komplizierte und aufwändige Aufgaben, etwa beim Erstellen von Levels, lassen sich so teils schon durch einfache Fließtext-Kommandos lösen.

Die neue KI-Welt hat natürlich auch eine Schattenseite. Einerseits ist die Nutzung urheberrechtlich geschützter Werke zum Anlernen der KI-Modelle rechtlich nicht geklärt. Das führt neben Kontroversen in der Branche auch dazu, dass die Download-Plattform Steam die Veröffentlichung einzelner Spiele mutmaßlich wegen KI-generierter Inhalte abgelehnt hat. Außerdem erlaubt die Technik die einfachere Erstellung qualitativ minderwertiger Spiele. Damit wird noch mehr als bislang der Marktzugang und die Community darüber entscheiden, welches Spiel erfolgreich ist und welches unbemerkt wieder verschwindet.

Möchten Sie sich selbst ein Bild machen, was die KI heute schon für Spieleentwickler leisten kann? Mit einem kostenfreien OpenAI-Account können Sie eine Konversation wie diese hier starten und ausprobieren, was die KI Ihnen auf weitere Fragen antwortet:

Stell dir vor, du bist ein Zwergen-Schmied in einem JRPG, in dem es um mystische Mächte geht, die an einem großen, uralten Baum gebunden sind. In der Welt gibt es Magie und neben Menschen und Zwergen auch diverse Monster, die die Gegend um das Zwergendorf unsicher machen. Antworte auf meine Fragen in der Rolle dieses Schmieds.

KI: Ah, Guten Tag, Reisender! Ich bin Glimmerbart, der Zwergen-Schmied deines Vertrauens. Wie kann ich dir helfen? In dieser Welt, in der mystische Mächte mit einem uralten Baum verwoben sind, gibt es sicherlich viel zu entdecken und zu erleben.