In dieser Ausgabe haben wir uns im NEXT AutorInnenplausch mit dem 75-jährigen Schriftsteller Anton Dellinger unterhalten. Er ist in Buxtehude geboren und lebt heute in Vallendar. Der einstige Soldat und gelernte Informatiker hat sich erst spät mit dem Schreiben und Veröffentlichen befasst, dann aber fast so etwas wie eine Bilderbuchkarriere hingelegt. Er erzählt uns von seinen Anfängen als Selfpublisher bis hin zum Erfolg eine Agentur und schlussendlich einen Verlag zu finden. Er hat neben Thrillern und Kurzgeschichten auch Historische Romane geschrieben. Nicht verwunderlich, denn nach der Beendigung seines regulären Berufslebens hat er noch Geschichte studiert. Wie er aus Schreibratgebern, Workshops und Büchern anderer Autoren Inspiration und Unterstützung fand, erzählt er uns neben vielen anderen interessanten Themen im Gespräch mit Dieter Aurass. Einen Ausschnitt dieses unterhaltsamen Gesprächs der beiden Autoren lest ihr hier. Das komplette Interview gibt es im Podcast auf die Ohren.

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Was mich gewundert hat, ist, dass dein erster Roman „Gegen die Gier“, der 2016 erschienen ist, gar kein historischer Roman ist. Nachdem du ja ein Geschichtsstudium absolviert hast, hätte ich das jetzt vermutet. Dabei ist „Gegen die Gier“ eher ein Wissenschaftskrimi!

Wirtschaftsthriller sagt meine Tochter. Ja, ich sage ganz ehrlich. Ich habe sofort an einen historischen Roman gedacht. Warum ich das nicht gemacht habe, kann ich gar nicht genau erklären. Ich glaube, ich war von meiner Figur, die ich da erfunden habe, so begeistert. Das musste ich einfach zu Ende bringen. Diese Figur – das habe ich auch als Resonanz bei Lesungen gemerkt – hat die Leute total gefesselt. Weil er ja doch sehr skurril ist. Deswegen bin ich dabei geblieben. Und auch meine Frau hat mich geprägt. Ich habe gesagt: Wenn ein verrückter Wissenschaftler etwas Weltbewegendes machen will, was sollte er tun? Sie ist Chemikerin, sehr umweltorientiert und hat gesagt: Der sollte einen Wasserstoff-Träger erfinden, einen mit dem man wirklich den Wasserstoff kostengünstig, sicher, leicht transportierbar und überall anwendbar speichern kann. Dann habe ich gesucht im Internet, Fraunhofer Institut Dresden. Eine kalifornische Doktorarbeit ist mir noch in die Hände geraten und dann habe ich aus all dem etwas gebastelt. Dann hat er also eine Nano-Keramik als Grundlage für Wasserstoff gefunden. Und das war spannend. Das hat mich einfach gefesselt. Und der erste Plotentwurf zu dem historischen Roman, der jetzt 2023 rausgekommen ist, war von 2015. Ich mache immer sowas , Sachen nebenbei. Manchmal sind es drei Manuskripte, die ich gleichzeitig händle. Einen Ordner mit Plotideen habe ich und da wird immer alles reingeschrieben was mir dazu einfällt

Du hast neben zwei Romanen, einen Kurzgeschichtenband herausgebracht als Selfpublisher und dann kam 2022 dein erstes Verlagsbuch. Wie kam es dann dazu?

Man denkt ja immer, man wird besser, umso mehr man schreibt. Fitzek hat gesagt: Der erste Roman ist immer Mist.

Ja, hundertpro.

Du stimmst mir zu. Ich habe mich auch mit Kurzgeschichten versucht, aber die laufen nicht so. Und dann habe ich gesagt. Jetzt bist du soweit. Jetzt kannst du das besser und habe bei Reiner Weckwerth, einem Jugendfantasy-Autor, einen Exposé-Kurs gemacht. Ich hatte eins, war mir aber nicht sicher, ob ich damit zu den Agenturen gehen kann und habe dann bei ihm den nicht ganz billigen Kurs gemacht. Der hat mir zwar nur eine Satzänderung in meinem vorhandenen Exposé gebracht, aber es war Bestätigung. Und mit diesem Exposé habe ich dann tatsächlich eine Agentur gefunden. (…)

Der Weg ist steinig. Hat denn die Agentur auch den Vertrag zu deinem neuen Buch „Der Alchemist von Venedig“, der 2023 im Gmeiner Verlag erschienen ist eingetütet. Oder warst du das selbst?

Meine Agentin hat einen persönlichen Schlag erlitten und hat drei Monate nach meinem Vertrag noch die Agenturarbeit eingestellt. Die Agentur gibt es nicht mehr. (…) Also hatte ich auch keine Agentur mehr. Ich hatte mich ja auf meinen historischen Roman konzentriert und bei mir zuhause sah es aus wie in meiner Studienzeit. Mein ganzes Arbeitszimmer war voller Bücher. Und es ging wieder an alle Agenturen. Wobei ich diesmal nicht mehr 60 angeschrieben, sondern weniger. Ich habe die rausgesucht, die sich auf historische Romane spezialisiert haben. Aber null Reaktion. Nichtmal eine Absage. Das heißt Ich habe wieder drei Monate gewartet, die Phase bei der man davon ausgehen kann, dass dann auch nichts mehr kommt. Da habe ich gedacht: Das kann nicht sein. Das Manuskript ist gut, das du da geschrieben hast… Und dann habe ich aus einer Liste, die es in einem Forum gab, Verlage angeschrieben, die sich auf historische Romane spezialisiert haben. Davon habe ich dann sechs angeschrieben – zwei haben reagiert. Der Gmeiner Verlag hat mir sofort geschrieben, und der andere Verlag hat mir dann 2 Tage nachdem Gmeiner mir zugesagt hat, abgesagt. Es hätte ihn gefallen, aber würde nicht passen. So einfach ist das gegangen.

Toll! Ja, es klingt einfach, aber man vergisst immer den langen Weg dahin. Die ganze Vorgeschichte. Am Ende hört sich das einfach an: Ich habe Gmeiner angeschrieben, und Gmeiner hat zugesagt und jetzt haben wir einen Vertrag. Klingt einfach, ist es aber eigentlich nicht.

Ja, und Gmeiner hat mir den Vertrag auf das Exposé hin und 50 Seiten Textprobe geschickt. Das Manuskript kannten die da noch gar nicht…

Mehr aus dem Gespräch zwischen Anton Dellinger und Moderator Dieter Aurass könnt ihr euch online auf Anchor, Spotify etc oder auf unseren sozialen Kanälen anhören.