Da staunte selbst Heiner Backhaus nicht schlecht. Seit wenigen Spielen hat der Trainer von Fußball-Regionalligist TuS Rot-Weiß Koblenz die Möglichkeit, mithilfe einer App verschiedene während einer Partie erfasste Parameter seiner Spieler auszuwerten, und gleich nach dem erstmaligen Einsatz des „Tracking-Systems“ stieß er teilweise auf beeindruckende Zahlen. Bei Kapitän Quentin Fouley etwa stand nach den 90 Minuten am Mainzer Bruchweg im Vergleich mit der Bundesliga-Reserve des 1. FSV Mainz 05 (1:1) eine Laufleistung von 12,3 Kilometern.
„Ein großartiger Wert“, sagt Backhaus. Das unterstreicht der Quervergleich zur Bundesliga: Hier führt der Bielefelder Manuel Prietl die Saisonstatistik der durchschnittlichen Laufleistung mit 12,69 Kilometern pro Begegnung an. Fouley kann sich mit dieser Leistung wahrhaftig sehen lassen, aber Backhaus legt einen mindestens genauso großen Wert auf weitere Daten. Neben der Distanz erfasst das System auch die Höchstgeschwindigkeit und die Anzahl der Sprints. „Einer unserer Spieler kam gegen Mainz auf 35 progressive Sprints“, verrät Backhaus. Das neue Analyse-Mittel kann helfen, noch mehr aus den Spielern herauszukitzeln. „Die Laufleistungen sind anhand der Zahlen jetzt objektiv nachweisbar. Wir können erkennen, wer am Anschlag ist“, sagt Backhaus, für den die Auswertung komplexer ist als das sture Ablesen nackter Zahlen: „Unsere Aufgabe besteht darin, die Daten entsprechend zu analysieren.“ Rund eine Stunde nimmt die Interpretation in Anspruch.
Diese neuen Orientierungspunkte sollen dabei helfen, die Bedeutung der verlangten Tugenden zu verdeutlichen. „Unsere Mannschaft muss im Vergleich mit anderen einen großen Mehraufwand betreiben. Das ist unabdingbar, wenn wir Erfolg haben wollen. Jetzt ist dieser betriebene Aufwand auch mess- und besser darstellbar. Der Einsatz des Systems hilft uns bei unserer Spielidee“, sagt der Rot-Weiß-Trainer. Es geht unter anderem um direkte Sprints in Richtung gegnerisches Tor (Backhaus: „Diese schaffen Torchancen. Wir spielen derzeit mitunter noch zu verschnörkelt“) und proaktives Verhalten der Spieler (Backhaus: „Zuerst muss der Spieler in die Tiefe gehen, dann muss der Ball kommen“).
Vielläufer Quentin Fouley findet das System sehr gut: „Es zeigt dir als Spieler deine persönlichen Kapazitäten auf, wie weit du in einem Spiel laufen kannst. Außerdem spornt es einen zusätzlich an, mehr zu laufen, weil du weißt, dass du nachher die Distanz und die Anzahl der Sprints ablesen kannst.“