„Das Thema digitale Transformation müssen wir konkreter machen“

Wir haben uns mit der Geschäftsführerin der IHK-Akademie Koblenz, Dr. Sabine Dyas, über die Aufgabenvielfalt der Akademie, die als Bildungseinrichtung der Industrie- und Handelskammer Koblenz seit 50 Jahren qualifizierte und fachspezifische Weiterbildung im kaufmännischen als auch im technischen Bereich anbietet, unterhalten. Pro Jahr werden hier 1800 Seminare und Lehrgänge angeboten. In unserem Gespräch ging es aber auch um die Zukunft der beruflichen Weiterbildung und welche Rolle die Corona-Pandemie gespielt hat.

Was sind die Schwerpunktaufgaben der IHK-Akademie?

Um diese Vielfalt an Seminaren und Lehrgängen anbieten zu können, braucht es gutes Bildungsmanagement; daher ist der Schwerpunkt unserer Arbeit das Bildungsmanagement. Das bedeutet, dass wir nah an den Themen der Unternehmen sein müssen. Nah am Markt, um Trends zu beobachten und dann mit unseren verschiedenen Experten fachlich und didaktisch hochwertige Weiterbildungen und Kurse zu entwickeln. Diese planen und organisieren unsere Produktmanager und bieten sie an. Damit haben die Unternehmen der Region die Möglichkeit, ihre Mitarbeiter praxisnah weiterzubilden, und die Menschen haben die Möglichkeit sich zu qualifizieren.

Sie bieten auch Schulungen in den Firmen an. Wie kann man sich das vorstellen?

Der häufigste Fall ist, ein Unternehmen stellt fest, wir haben einen Bedarf, zum Beispiel beim Programm Excel. Dann könnte man natürlich sagen, ich schicke meine 3-4 Mitarbeiter in einen Kurs. Es wäre aber auch zu überlegen, ein Angebot für eine Inhouse-Schulung anzufragen. Der Vorteil ist: Es gibt vorher eine Bedarfserhebung, wir schauen genau, wo stehen die Mitarbeiter, und wie können wir den Kurs individuell auf dieses Unternehmen, seine Mitarbeitenden und den konkreten Bedarf zuschneiden.
Darüber hinaus gibt es auch noch einen anderen Ansatz für Inhouse-Weiterbildungen. Denken wir zum Beispiel an einen Produktionsbetrieb, in dem viele angelernte Mitarbeiter tätig sind, vielleicht auch noch an mehreren Standorten. Diese müssen angelernt werden. Wenn es gut funktioniert, läuft das alles einheitlich auf einem gewissen Niveau. Zum Teil ist das aber eben nicht so unproblematisch. Dann bietet es sich an, die Einarbeitung in Sinne eines „Lehrgangs“ zu standardisieren. Wir können dabei unterstützen und einen Inhouse-Kurs entwickeln. Hier binden wir dann die fachlich kompetenten Mitarbeiter aus dem Betrieb selbst, externe Experten und unsere Produktmanager ein und entwickeln einen Kurs, den das Unternehmen mit uns gemeinsam oder alleine durchführen kann. Gerne – wenn es passt – auch mit einem IHK-Zertifikat am Ende.  

Ein Thema, das uns auch derzeit intensiv bewegt, ist das Thema Online. Wir mussten teilweise online arbeiten, um überhaupt arbeiten zu können. Welchen Stellenwert hat das normalerweise bei Ihnen und im Besonderen in dieser Zeit?

Ja, die vergangenen 18 Monate waren auch für uns ein Digitalisierungsbooster. Wir bei der  IHK-Akademie Koblenz hatten auch schon vorher etliche Angebote im Blended Learning – das ist eine Mischung aus Präsenz und Online–Lernen. Wir haben alle Arten des Online-Lernens stark ausgebaut in der Corona-Pandemie. Aktuell bieten wir etwa 35 % mehr Online- oder Blended-Learning-Lehrgänge als 2019 an. Grundsätzlich ist es unser Ziel, möglichst viele Kurse und Lehrgänge in verschiedenen Formaten anzubieten: d. h. in Präsenz, als Blended Learning, als Live-Online-Unterricht und als Fernlehrgang.

Sind Ihre Mitarbeiter Festangestellte oder greifen Sie da auf einen Pool von freien Mitarbeitern zurück?

Die IHK-Akademie Koblenz hat 70 angestellte Mitarbeiter, überwiegend „Bildungsmanager“, die Seminare und Lehrgänge planen und organisieren, weiterhin 11 festangestellte Ausbilder auf unserem technischen Campus in Neuwied, wo wir überbetriebliche Ausbildung Metall und Elektro für Azubis aus der Region durchführen. Um das gesamte umfangreiche Weiterbildungsprogramm anbieten zu können, arbeiten wir darüber hinaus mit über 800 freiberuflichen Trainern und Dozenten zusammen. Die Spanne reicht von Mitarbeitern/Meistern aus regionalen Unternehmen, die regelmäßig bei uns Kurse geben, über spezialisierte Rechtsanwälte oder IT-Experten, die bundesweit unterwegs sind und für einzelne Kurse zu uns kommen.

Wo geht die Reise hin im Bereich Weiterbildung bei der IHK-Akademie Koblenz?

Ich bin fest überzeugt, dass wir auch weiter ganz nah an dem Bedarf der Unternehmen bleiben müssen. Megathema ist die Digitalisierung – sowohl intern als auch extern – d. h. die eigenen Prozesse und die Produkte. Hier gibt es in vielen Unternehmen noch Unsicherheit über die zukünftigen Geschäftsmodelle und den damit verbundenen Weiterbildungsbedarf. Das Thema digitale Transformation müssen wir konkreter und anpackbarer machen. Ich bin da optimistisch. Wir haben eine gute Vernetzung mit den regionalen Unternehmen, auch durch unser Ehrenamt. Die IHK-Akademie hat gute Voraussetzungen: nah an den Unternehmen, ein sehr kompetentes Team, das Spaß an der Arbeit hat und mit Freude nach vorne gehen will und die Angebote der Akademie weiter entwickeln will.

Vielen Dank, Dr. Sabine Dyas, vielen Dank Manfred Sattler, der das Interview in unserem Auftrag führte.