„Denn Musik und aktives Musizieren ist für alle Menschen eine Bereicherung.“
Wir haben uns mit Markus Graf, dem geschäftsführenden Vorsitzenden von pop rlp – Kompetenzzentrum Popularmusik Rheinland-Pfalz unter anderem über deren Leistungen, Ziele und aktuelle Projekte, alternative Veranstaltungskonzepte und wieso das Netzwerken in der Branche so wichtig ist, unterhalten.
Euer Ziel ist es Musikschaffende in Rheinland-Pfalz zu unterstützen. Wie sieht das konkret aus? Was macht ihr für die Künstler und Künstlerinnen?
Wir haben ein ganz umfangreiches Förderportfolio. Das fängt bei ganz schlichten Dingen an, dass wir Auftritte von jungen Künstlerinnen und Künstlern mit einem kleinen Zuschuss finanziell fördern. Da der Nachwuchsbereich natürlich oft keine sehr hohen Gagen verlangen kann, weil er noch nicht so bekannt ist. Wir unterfüttern das ein wenig finanziell mithilfe des Landes. Das heißt junge Musikerinnen und Musiker können sofern sie Auftritte haben von uns einen Zuschuss bekommen, damit sie nicht allzu viel Geld drauf legen müssen aus ihrer privaten Schatulle. Wir haben einen Tour-Bus, den wir für kleines Geld anbieten, damit Musikerinnen und Musiker die Auftrittsorte erreichen können. Wir haben ein Spitzenförderprogramm, wir haben ein Förderprogramm für Kulturelle Bildung, also im Grunde für Kinder und Jugendliche, die sonst keine Möglichkeit haben Musik zu machen. Wir haben ein internationales Schulungsprogramm für Kreative und wir haben ein Internationales Fort- und Weiterbildungsprogramm für Bands. Wir sind da insgesamt sehr gut aufgestellt und auf ganz vielen Ebenen unterwegs.
Was vermutet ihr, welche alternativen Veranstaltungskonzepte, die sich jetzt aus der Pandemie ergeben haben, werden in Zukunft noch eine Zukunft haben?
Ich glaube, dass das Streaming noch weiter laufen wird. Man sieht auch, dass an ganz vielen Stellen solche Streaming-Studios entstehen. Viele Dienstleistende in dem Bereich haben auch schon umgesattelt – und aus der Not gedrungen auf das Pferd gesetzt. Das wird weiterlaufen, wenn auch viel weniger. Was ich interessant finde, sind Hybrid-Konzepte. Also dass man streamt, aber auch Publikum hat. Das wird die nächste Zeit so laufen müssen. Es geht langsam in Richtung der ersten Öffnungen. Ich denke, dass sehr viele sich ein Know-How angeeignet haben, was Online-Formate angeht – und das künftig für ihre Promo nutzen können.
Was steckt hinter eurem neuen Projekt „Netzwerk für Veranstaltende pop rlp live“, wer kann mitmachen?
Wir haben festgestellt, dass von der Politik diejenigen besser gehört werden, die vernetzt sind, die solidarisch untereinander sind und die gemeinsam sprechen. Und je mehr Menschen dazu kommen, desto größer wird auch die Lobby, die man hat. Das war in den letzten Jahren in solchen Netzwerken sehr schwierig. Manche haben nicht recht verstanden wofür das gebraucht wird, warum sie sich regelmäßig austauschen sollen. Das ist ein Punkt, den die Pandemie tatsächlich zum Positivem gewendet hat. Dieses Gemeinschaftsgefühl in solchen Netzwerken und die Bereitschaft sich dort einzubringen, ist massiv gestiegen . (…)
Ein weiteres neues Projekt ist das „in:balance“ – Was ist darüber zu sagen?
Wir sondieren natürlich regelmäßig die Szene und ein Aha-Erlebnis für uns war als Rock am Ring das Zweiundzwanziger Line-Up vorgestellt hat und man sich einmal anschaut wie viele Frauen dort auf der Bühne stehen: 3 bis 4 %. (!) Das ist wirklich ein erschreckender Anteil wie wenig Musikerinnen es auf den Bühnen gibt, grade im Pop & Rock-Bereich. (…) Das wollen wir ändern, indem wir darauf aufmerksam machen und natürlich Role-Models schaffen an denen sich junge Mädchen und Frauen orientieren können…(…) So haben wir erstmal ein kleines Format aufgelegt wo wir mit Expertinnen und Experten diskutieren und gemeinsam versuchen Lösungen zu finden. Denn Musik und aktives Musizieren ist für alle Menschen eine Bereicherung. Es wäre schade, wenn wir da weniger Frauen haben. Das muss dringend mehr werden!
Vielen Dank, Markus Graf, vielen Dank Johannes Fischer, der das Interview in unserem Auftrag führte.