Bestsellerautor an Bord der LiteraTour

„Literatur als lebendigen Prozess erlebt man an der Universität nicht.“


Wir haben uns mit dem aus Koblenz stammenden Bestsellerautor Hans-Jürgen Balmes unter anderem über die Entstehung seiner Rhein-Biografie, die Idee für sein zukünftiges Buchprojekt und seinen eigentlichen Beruf als Lektor und Übersetzer im S. Fischer Verlag unterhalten und erfahren, was ein guter Lektor ausmacht.


In deinem aktuellen Buch hast du über den Rhein eine Biografie geschrieben. Wie ist diese Idee überhaupt entstanden?

Die Biografie eines Flusses, so der Untertitel, war dadurch entstanden, weil ich gemerkt habe, dass der Rhein ja sehr viel älter ist, als man normalerweise denkt. Der Rhein gilt immer als junger Fluss. Was stimmt. Weil die Mündung wie die Quellen erst vor 10-12.000 Jahren so entstanden sind, wie wir sie heute kennen. Aber dazwischen ist der Rhein unglaublich alt: 50 Millionen Jahre. Damit wollte ich anfangen. Und ich wollte die Geschichte des Rheins erzählen als seine Lebensgeschichte von der Entstehung des Tals in der Mitte bis heute.


Wann entstand auf deinem Lebensweg denn der Eindruck, dass du Übersetzer oder Lektor werden könntest?

Ich habe relativ früh ein Gespür für Literatur entwickelt und dafür, dass Literatur eigentlich ein lebendiger Prozess ist. Und ich habe an der Uni studiert, wie wir alle. Aber ich habe während der Zeit schon versucht für Verlage zu arbeiten. Ich hatte dann sehr viel Glück, dass ich ein Praktikum machen konnte beim Carl Hanser Verlag in München und die haben mir immer wieder kleine Jobs und dann auch größere Jobs gegeben. Da war irgendwie klar: ich muss zum Verlag. An der Uni ist es schön über Bücher zu sprechen, aber Literatur als lebendigen Prozess erlebt man an der Universität nicht.


Was macht den guten Lektor aus?

Das ist schwierig, weil jedes Buch individuell ist und ein Lektor muss quasi ein Menschenkenner für Manuskripte sein. Also er muss die Individualität des Manuskripts erkennen und erkennen wo sind die Stärken, wo sind aber auch Dinge, wo das Manuskript noch besser werden kann. Dafür muss der Lektor ein Gespür haben. Für ein Manuskript als etwas, das noch nicht vollständig fertig ist und an dem man vielleicht noch mit dem Autor arbeiten kann. Aber nicht indem er sich besserwisserisch über das Ding stülpt, sondern indem er mit dem Autor gemeinsam eine Perspektive entwickelt, um das Beste aus dem Buch herauszuholen.


Gibt´s im Hinterkopf schon Ideen für ein weiteres Buch?

Ja, ich bin völlig angefixt von der Idee, dass der Frühling 90 Tage braucht, um von Portugal nach Finnland zu reisen. Und diese Reise des Frühlings verändert sich im Moment dauernd durch den Klimawandel und die Klimakatastrophe. Wenn es mir gelingen würde den Weg ein bisschen zu beschreiben, mit seinem Stocken, mit seinen Problemen und Hindernissen, die deutlich machen wie weit diese Hindernisse jetzt neu entstanden sind, das wäre schön!


Vielen Dank, Hans-Jürgen Balmes, vielen Dank Johannes Fischer, der das Interview in unserem Auftrag führte.

Eine interessante Sicht, findet ihr nicht auch? Im Rahmen der „literaTour“ am 24. April könnt ihr den Bestseller-Autor nicht nur beim Lesen erleben, sondern auch einen außergewöhnlichen Workshop mit ihm buchen zum Thema „Nature Writing“. Hier lernt ihr, eure Sinne zu schärfen, um daraus selbst am Ende etwas Literarisches zu erschaffen.
Um vorherige Anmeldung für diesen wie alle anderen Workshops wird gebeten unter events@blick-fang.de (Kosten im Veranstaltungspreis enthalten).

Tickets zur einzigartigen Veranstaltung gibt es hier