„Ich bin frohen Mutes, dass wir nach der Sommerpause wieder Vollgas geben können.“
Wir haben uns mit dem Präsidenten der AKK (Arbeitsgemeinschaft Koblenzer Karneval) Christian Johann auf dem Münzplatz getroffen und uns mit ihm unter anderem über die Anfänge seiner karnevalistischen Karriere, die Herausforderungen durch Corona und die nahe und ferne Zukunft des regionalen Karnevals unterhalten.
Man fängt ja nicht als Prinz im Karneval an. Das ist ja nicht die erste Station. Was war deine, an die du dich in deiner karnevalistischen Karriere erinnerst?
1998 bin ich ja erst nach Koblenz gekommen. Ich bin ja grundsätzlich gar kein Kowelenzer. Die Liebe hat mich hierhin getragen und meine Frau war aktives Funkenmariechen bei der KKG Rot-Weiß-Grün Kowelenzer Schängelcher 1922 e.V. Das war dann ein Automatismus. Weil ich vorher schon in meinem Heimatort Ernst an der Mosel auch karnevalistisch aktiv war – im Männerballett und im Elferrat – war es auch ganz klar, dass ich auch in Koblenz aktiv werde. So sollte ich zum Wagenbau und so kam ich dann zum Koblenzer Karneval.
Seit dem 2. Weltkrieg haben wir solche Herausforderungen auch für den Karneval noch nicht erlebt. Was macht dir momentan die größten Sorgen?
Wir haben jetzt ein Jahr gehabt, wo es schwierig war, die Vereine am Leben zu halten. Für die Vereine war es auch nicht leicht. Weil die Mitglieder natürlich eine gewisse Erwartungshaltung haben und wenn du einfach nichts machen darfst und kannst, ist es schwierig. Der finanzielle Bereich spielt da auch mit. Manch einer versucht dann durch Kündigung von Mitgliedschaften das Ganze für sich selber ein bisschen herunterzufahren. Und um jetzt wieder alles nach vorne zu treiben, -ist es – und das sieht man glaube ich überall – etwas schwierig wieder in die Puschen rein zukommen. Aber ich bin frohen Mutes, dass wir nach der Sommerpause wieder Vollgas geben können.
Kann man bei der AKK schon fast froh sein, wenn man sagt: „Uns fallen die Schängelschiffe aus“, dass auch der Rosenmontagszug ausfällt, weil man den sonst gar nicht finanziert bekommen würde?
Wir müssen jetzt erstmal abwarten, in wieweit das ganze gedeiht. Wir warten jetzt natürlich ab, was nach den Sommerferien passiert, wie die Politik sich entscheidet, ob man bei Inzidenzen bleibt oder ob man in eine andere Richtung tendiert, mit Belegung von Intensivbetten… Das ist für uns ganz wichtig. Wir gehen in die Planungen, wir haben sowohl den 11.11. hier auf dem schönen Münzplatz geplant als auch schon die Option für die Schängelschiffe gebucht. Wir sind aber natürlich ganz eng bei der Stadt und versuchen auszuloten in welche Richtung wir gehen können – auch mit einem Rosenmontagszug.
Schängelschiffe sind ja für die AKK schon eine nahezu Notwendigkeit in finanzieller Hinsicht…
Ja, das Finanzielle ist natürlich ein großer Akt. Wir brauchen glaube ich gar nicht drüber zu sprechen, was der Rosenmontagszug für ein Aufwand ist. Wir reden da aber nicht nur über Geld. Wir reden auch über Geschichten wie Musikvereine… In wie weit sind die noch spielfähig? Von Wagenbauern (…)oder auch vom Sponsoringbereich brauchen wir auch gar nicht erst zu reden. Das heißt es wird natürlich eine Mammutaufgabe für alle sein: Vereine wie Sachorganisation aber auch die Stadt Koblenz, um einen attraktiven Karneval für Koblenz und die Menschen in der Umgebung auf die Beine zu stellen.
Wer ist am schlimmsten getroffen?
Ich denke so wie der Koblenzer Karneval aufgestellt ist, kommen viele mit einem blauen Auge davon. Wir müssen schauen – grade der Koblenzer Karneval lebt ja auch von seinen Tanzgruppen, mit allem was damit zu tun hat – wie wir jetzt wieder mit dem Training beginnen können. Im Moment können wir natürlich noch draußen trainieren, ein Teil auch drinnen in Hallen. Je nachdem wie die Situation – auch mit der Impfbereitschaft et cetera ist. Aber das wird sich jetzt, denke ich, nach den Sommerferien nochmal verfestigen inwieweit wir da auch Rückschritte machen müssen…
Vielen Dank, Christian Johann, vielen Dank Johannes Fischer, der das Interview in unserem Auftrag führte.