Anlässlich der Buchvorstellung ihres neuen Buches „Loreley“ ” haben wir die Möglichkeit genutzt während der Koblenzer Literaturtage ganzOhr im März ein Interview mit der Bestseller-Autorin Susanne Popp zu führen.

Was hat Sie zu Ihrem neuen Buch „Loreley“ inspiriert? Sie leben ja selbst nicht im Rheinland…Wie sind Sie bei der Recherche vorgegangen?

Ich bin in Speyer am Rhein geboren, habe ich in Mainz studiert und lange dort gelebt. Der Rhein war mir somit auch zuvor schon sehr gegenwärtig. Die Idee, den Rhein zum Thema zu machen, kam von meinem Mann, mit ihm habe ich auch die ersten Ideen durchgesprochen. Am Anfang einer Recherche steht dann immer erst einmal die Lektüre historischer Quellen, die ich mir aus der gut sortierten Zürcher Universitätsbibliothek ausleihe. Außerdem habe ich sämtliche TV-Dokumentationen über den Rhein angeschaut, die ich online finden konnte.

Reisen Sie selbst an die Orte, über die Sie schreiben, um Inspiration zu erhalten und wie gelingt es Ihnen sich in vergangene Zeiten zurückzuversetzen und dies auch sprachlich in Ihren Büchern umzusetzen?

Ich fahre immer an die Orte, über die ich schreibe. Dabei hilft es, schon ein bisschen über die geschichtlichen Hintergründe Bescheid zu wissen. Zumal ich bei einem historischen Roman alles, was ich sehe, in die Vergangenheit übersetzen muss. Man muss sich darüber im Klaren sein, in welchem Jahr genau beispielsweise eine Eisenbahnstrecke gebaut wurde. Solche Veränderungen wirkten sich enorm auf die Lebensrealität der Menschen aus. Ich lese auch immer viele zeitgenössische Quellen, beispielsweise Reiseberichte, um ein Gespür dafür zu bekommen, wie die Leute damals gedacht, geschrieben und gesprochen haben.

Auch „Loreley“ soll als mehrbändige Reihe erscheinen. Was reizt Sie an Buchreihen? Zuvor haben Sie schon mit der Ronnefeldt-Saga gleich mehrere Titel veröffentlicht…

Ich liebe Geschichten, die über mehrere Generationen hinweg erzählt werden. Eine Buchreihe bietet dafür etwas mehr Raum. Aber das ist natürlich kein Muss, das wird bei jedem Projekt neu mit dem Verlag besprochen.

Ihre bisherigen Veröffentlichungen waren alles historische Romane. Was reizt Sie so an Historischem und auch Biografien spielen bei Ihnen eine große Rolle. Wieso?

Meine Mutter hat vor vielen Jahren für mich und meine Geschwister ihre Kindheits- und Jugendgeschichte und die meines Vaters aufgeschrieben. Damals war ich Mitte 20. Es hat mich fasziniert, beispielsweise Dinge über meine Urgroßeltern zu erfahren, die ohne dieses private Buchprojekt wohl für immer in Vergessenheit geraten wären. Etwas über unsere Herkunft zu wissen, hilft uns zu verstehen, warum wir sind wie wir sind, oder warum unsere Eltern so sind wie sie sind. Familiengeschichten sind immer enorm spannend. Darum habe ich das auch eine Zeitlang zu meinem Beruf gemacht und Biografien für Privatpersonen aufgeschrieben. Von da war der Weg zu den Romanen nicht mehr weit.

Bereits Ihre Ausbildung und Ihr angrenzendes Studium hatten etwas mit Literatur zu tun. Wie ist Ihr Zugang zur Literatur entstanden?

Bei uns daheim wurde immer viel gelesen. Ich habe drei Geschwister, die alle Leseratten waren, beziehungsweise immer noch sind. Meine Eltern haben das stets unterstützt. Meine Mutter kannte Dutzende von Gedichten auswendig, schrieb Tagebuch und schätzte einfach sehr den Wert einer gepflegten Sprache. Das hat sich wohl auf ihre Kinder übertragen – und ich bin eben Schriftstellerin geworden.

Was lesen Sie selbst gerne, wann und wie viel lesen Sie in Ihrer Freizeit?

Ich lese täglich – zum einen natürlich Quellen, die ich zum Schreiben brauche, aber auch viele Romane aus verschiedenen Genres. Aus Zeitgründen und weil ich es auch einfach liebe höre ich viele Hörbücher. Eine fantastische Wiederentdeckung ist beispielsweise für mich die österreichisch-amerikanische Schriftstellerin Vicki Baum, die von 1888 bis 1960 gelebt hat. Die Romane empfehle ich wärmstens, „Menschen im Hotel“ etwa oder „Vor Rehen wird gewarnt“. Und natürlich lese ich auch sehr gerne Romane von Kolleginnen, die ich persönlich kenne, zum Beispiel von Petra Hucke, mit der ich auch den historischen Podcast „Frauenleben – Inspirierende Frauen und ihre Zeit“ mache. Für den Podcast lese ich auch viele Frauenbiografien.

Haben Sie literarische Vorbilder und inwiefern beeinflussen diese Ihr Schreiben?

Meine literarischen Vorbilder wechseln, da mache ich immer wieder neue Entdeckungen wie beispielsweise die eben genannte Vicki Baum. Oft fällt mir auf der Suche nach Inspiration wie durch Zufall ein passendes Buch in die Hände. Ich lese dann zwar durchaus zum Vergnügen, komme aber auch nicht umhin darüber nachzudenken, wie die Autorin oder der Autor es geschafft hat, diese oder jene Wirkung zu erzielen. Lesen heißt für mich immer auch lernen.

Wir danken Susanne Popp für die Zeit, die sie sich für uns unsere Fragen genommen hat.