Die emotionale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ist eine Reise voller Höhen und Tiefen, geprägt von einer Vielzahl von Gefühlen und Herausforderungen. Um ihnen dabei zu helfen, ihre Emotionen zu verstehen und zu verarbeiten, ist eine unterstützende Umgebung von entscheidender Bedeutung. Diplom Sozialpädagogin Birgit Kleine-Homann aus Koblenz erklärt uns, wie das gelingen kann.
Das Zusammenspiel von Gefühlen
Kinder und Jugendliche erleben eine breite Palette von Emotionen, von Liebe, Begeisterung und Freude bis hin zu Wut, Ärger und Scham. Diese Gefühle sind ein natürlicher Teil ihrer Entwicklung und können sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben. Eine positive emotionale Entwicklung bedeutet, dass Kinder lernen, ihre Gefühle zu identifizieren und angemessen damit umzugehen. Denn erlebte Emotionen können unter ungünstigen Bedingungen auch dauerhaft ein negatives Gefühl im Kind und Jugendlichen verankern. In dem Fall wird es damit beschäftigt sein, diese negative Emotion aufzulösen oder es zu vermeiden versuchen. Doch genau dieser Versuch ist nicht immer von außen erkennbar. Oft äußert sich dies im Verhalten, das im familiären oder schulischen Umfeld jedoch unverständlich bleibt und als störend wahrgenommen wird. Die Kinder erleben dann häufig Zurückweisung, Ablehnung oder Ausgrenzung und ziehen sich als Reaktion zurück, vermeiden Anforderungen oder stellen überhöhte Ansprüche an sich selbst. Aber wie kann eine gute emotionale Entwicklung gelingen?
Familiäre Unterstützung ist wichtig
Eltern und andere Bezugspersonen spielen eine entscheidende Rolle bei der emotionalen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Durch ihre Unterstützung können sie dazu beitragen, dass Kinder sich sicher und geliebt fühlen, was wiederum ihre Fähigkeit stärkt, mit ihren Emotionen umzugehen. Es ist wichtig, dass Eltern sensibel auf die Bedürfnisse ihrer Kinder reagieren und eine unterstützende Umgebung schaffen, in der sie ihre Gefühle ausdrücken können (und dürfen).
Umgang mit negativen Gefühlen
Negative Gefühle wie Wut, Traurigkeit oder Angst sind ein natürlicher Teil des Lebens und können eine wichtige Funktion haben, wenn sie angemessen verarbeitet werden. Daher sollten Kinder unbedingt ermutigt werden, ihre Gefühle auszudrücken und Wege zu finden, mit ihnen umzugehen. Dies kann durch Gespräche, kreative Aktivitäten oder körperliche Bewegung geschehen.
Bedürfnisse erkennen und befriedigen
Für eine gesunde emotionale Entwicklung ist es wichtig, dass die grundlegenden Bedürfnisse der Kinder erkannt und befriedigt werden. Dazu gehören das Bedürfnis nach Bindung und Zugehörigkeit, nach Autonomie und Selbstwert sowie nach Orientierung und Kontrolle. Eltern und andere Bezugspersonen können dazu beitragen, indem sie eine unterstützende und liebevolle Umgebung schaffen, in der Kinder sich sicher und geborgen fühlen und eine in der ihnen offen eingestanden wird, ihre Gefühle äußern zu dürfen.
Wird eines der Grundbedürfnisse aus den verschiedensten Gründen nicht ausreichend berücksichtigt und gefördert, drängt es sich zunehmend in den Vordergrund und sucht nach Erfüllung. Das damit konfrontierte Kind oder der Jugendliche befindet sich in einem Stresszustand, der auf Dauer zu anhaltenden psychischen Problemen führen kann. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Kinder und Jugendliche ein Gegenüber haben, welches unterstützend ist und zwischen den Grundbedürfnissen und den äußeren Anforderungen vermittelt, sozusagen dabei hilft über emotionale Hürden hinweg zu kommen und die eigenen Gefühle wahrzunehmen und benennen zu können. Diese emotionale Begleitung, insbesondere durch die Eltern, ist der erste Weg, um Kinder oder Jugendliche entsprechend zu unterstützen.
Zunehmend psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen
Die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen bleibt auch nach der Coronapandemie auf hohem Niveau. Laut einer repräsentativen Studie des Robert Koch Instituts lagen psychischen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland im Zeitraum von 2014 bis 2017 noch bei 16,9%. In Zeiten der Pandemie stieg die Zahl 2021 auf rund 24%- und ist seitdem nicht stark gesunken. Aus den Psychotherapeutischen Praxen wird berichtet, dass junge erwachsene Menschen aktuell zunehmend mit schwerer psychischer Erkrankung, wie emotionale Instabilität und Borderline um Hilfe suchen.
Jugendliche Mädchen leiden besonders
Eine Analyse des Kinder- und Jugendreport 2023 der DAK belegt, dass vor allem jugendliche Mädchen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren mit Depressionen, Angststörungen und Essstörungen in ärztlicher Behandlung sind. Im Vergleich mit 2019, dem letzten Jahr vor Ausbruch der Corona-Pandemie, ist eine Zunahme von 24 Prozent zu verzeichnen. Insgesamt wurde 2022 bei rund 110.000 jugendlichen Mädchen eine psychische Erkrankung oder Verhaltensstörung neu diagnostiziert. (Quelle: Psychische Erkrankungen bei Jugendlichen bleiben auf hohem Niveau (dak.de) )
Professionelle Hilfe
Um für das Kind oder den Jugendlichen Hilfe zu verschaffen, wird sich zunächst an den Möglichkeiten des Kindes/Jugendlichen oder der Familie und den aktuellen Lebenszusammenhängen orientiert. Dies schaut sich Diplom-Sozialpädagogin Birgit Kleine-Homann in ihrer Praxis gemeinsam mit der Person/ den Personen, die Unterstützung benötigen, genau an. Nicht selten sind in den schon vorhandenen Ressourcen der Menschen bereits die Lösungen vorhanden, werden aber noch nicht als solche erkannt.
In ihrer langjährigen beruflichen Erfahrung hat es sich als erfolgreich erwiesen, dass sich die tiefenpsychologischen Konzepte wunderbar mit den sozialpädagogischen Handlungsansätzen ergänzen. Ihre Beratung hört dabei nicht etwa an der Praxistür auf, sondern reicht bei Bedarf auch in den Familienalltag und in den damit verbundenen Orten hinein.