Liebe Kulturinteressierte,

der Sommer steht vor der Tür und mit ihm der Saisonstart an Deutschlands Freiluftbühnen. Auch bei den Burgfestspiele Mayen beginnt in diesen Tagen die Spielzeit, die 2024 unter dem Motto „Licht“ steht. In warmem Gelb erstrahlt das diesjährige Spielzeitheft und verspricht einen Sommer voller kultureller Highlights und unvergesslicher Erlebnisse. Theater unter freiem Himmel hat, wenn das Wetter stimmt, immer eine ganz besondere Atmosphäre. Sonne, Wind, Wolken, Sternenhimmel – die Natur spielt hier eine ganz besondere Rolle und setzt manchmal Akzente, die keine Regie vorausplanen kann. Da schnäbelt schonmal ein Taubenpaar genau im richtigen Moment, da donnert es aber auch mal in der Ferne oder eine ordentliche Brise lässt die Kostüme wehen. Theater im Hier und Jetzt, gemeinsam erlebte Momente verbinden die Darstellenden auf der Bühne mit den Zuschauenden im Publikumsraum. Und das ist doch der eigentliche Theaterzauber: Theater ist eine ephemere Kunst, die im Augenblick entsteht und auch schon wieder verschwunden ist, kaum dass sie stattgefunden hat. Die aber lange nachwirken kann in den Herzen und Köpfen der Menschen, die sie erlebt haben. Und noch etwas ist Besonders: Theater erleben wir gemeinsam, Theater setzt Gemeinschaft voraus und stiftet sie zugleich. Gemeinsam zu lachen, zu schweigen, zu staunen, gemeinsam nachzudenken, sich auszutauschen, das ist ein zutiefst menschliches Bedürfnis. Das Theater bietet dafür Raum und Gelegenheit. Ganz wie im diesjährigen Hauptstück „Wie im Himmel“, in dem ein gesundheitlich angeschlagener Stardirigent sich in das Dorf seiner Kindheit zurückzieht und hier die Kraft der Musik noch einmal ganz neu erlebt. Zunächst widerstrebend, dann mit immer größerer Begeisterung übernimmt er die Leitung des örtlichen Kirchenchors und beginnt, sich den Menschen in seiner Umgebung zu öffnen. Er und die Hobbysänger*innen des Chors wachsen durch das gemeinsame Kunsterlebnis zu einer Gemeinschaft zusammen – einer Gesellschaft, die stark genug ist, sich zu wehren gegen Diskriminierung, Gewalt und Ungerechtigkeiten. Im Kleinen wie im Großen. Und das ist doch die eigentliche Utopie des Theaters: Dass wir uns in und mit der Kunst vergegenwärtigen, in welcher Gesellschaft wir leben wollen und die Kraft haben, dafür einzustehen.

Auf einen unvergesslichen und strahlenden Theatersommer!

Judith Kriebel, Dramaturgin der Burgfestspiele Mayen